Die Handgreifkraft als Hinweis für Gesundheit und Leistungsfähigkeit

Die Handgreifkraft und deren Erhalt im Alter sind ein wichtiger Indikator für die Gesundheit und körperliche Leistungsfähigkeit insbesondere von älteren Personen. Eine Auswertung der Daten von über 200.000 NAKO Teilnehmerinnen und Teilnehmer nach dem Abschluss der Basisuntersuchung zeigt den Verlauf der Handgreifkraft über die Lebensspanne im Erwachsenenalter. Dabei stellte sich heraus, dass Erwachsene im Alter um die 40 Jahre die höchste Handgreifkraft hatten. Bis zu diesem Alter nahm die Handgreifkraft von Erwachsenen zu und fiel darauffolgend konstant mit dem Alter ab. Diese Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Age and Ageing von einem Forschungsteam unter der Leitung von Wissenschaftlerinnen von Helmholtz Munich veröffentlicht.

Im Alterungsprozess stellt der Erhalt der Muskelkraft einen wichtigen Faktor dar, um die Mobilität und Eigenständigkeit im Alter zu bewahren sowie chronischen Erkrankungen und Stürzen vorzubeugen. Die allgemeine Muskelkraft des Körpers kann durch die Messung der Handgreifkraft mit einem Dynamometer abgebildet werden. Hierbei wird der Griff des Gerätes mit einer Hand umschlossen und gegen einen Wiederstand festgedrückt. Eine niedrige Handgreifkraft kann gesundheitliche Folgen haben und bildet die Hauptkomponente der Erkrankung „Sarkopenie“, die eine niedrige Muskelkraft, -masse und -funktion umfasst.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden in den NAKO Studienzentren aufgeklärt und genau angeleitet, damit die Messungen in allen NAKO Zentren unter gleichen wissenschaftlichen Bedingungen erfolgen. Auch die benutzten Dynamometer zur Messung der Handgreifkraft sind vom gleichen Hersteller und vom gleichen Typus.

In einer Analyse mit 200.389 Teilnehmende der NAKO Studie im Alter von 19 bis 75 Jahren stellte das Forschungsteam fest, dass die Handgreifkraft im Alter von 20 bis ca. 40 Jahren anstieg und anschließend konstant abnahm. Dabei war die Abnahme der Handgreifkraft mit dem Alter bei den

Frauen weniger markant ausgeprägt als bei den Männern. Die durchschnittlich höchste Handgreifkraft wurde bei Frauen im Alter von 39 Jahren und bei Männern im Alter von 38 Jahren beobachtet. Generell haben Männer eine höhere Handgreifkraft als Frauen. Im Alter von 38 Jahren hatten die Männer durchschnittlich eine Handgreifkraft von 52 kg und die Frauen im Alter von 39 Jahren eine durchschnittliche Handgreifkraft von 33 Kilogramm.

In weiteren Analysen identifizierte das Forschungsteam anhand der NAKO Daten einen Grenzwert zur Definition einer niedrigen Handgreifkraft – als Hinweis auf eine Sarkopenie. Für Männer lag dieser Grenzwert bei 29 Kilogramm und für Frauen bei 18 Kilogramm . Das bedeutet, dass bei Personen mit einer Handgreifkraft unterhalb dieser Grenzwerte ein Verdacht auf das Vorliegen einer Sarkopenie besteht. In Analysen mit Daten von älteren Teilnehmende (65-93 Jahre) einer weiteren deutschen Kohortenstudie, der „Kooperativen Gesundheitsforschung in der Region Augsburg“ (KORA), wurde gezeigt, dass ältere Personen mit einer Handgreifkraft unterhalb dieser Grenzwerte ein erhöhtes Sterberisiko hatten.

„Eine starke Handgreifkraft ist ein wichtiger Faktor für die Gesundheit und es bedarf weiterer Forschung, um die Mechanismen der Abnahme der Handgreifkraft mit dem Alter und die Zusammenhänge mit chronischen Erkrankungen aufzudecken“, sagt Marie-Theres Huemer, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Epidemiologie, Helmholtz Munich. „Die Folgeuntersuchungen der NAKO Studie werden Aufschlüsse darüber geben können, welche Faktoren für die Erhaltung der Handgreifkraft im Alter eine Rolle spielen und welche Folgen eine niedrige Handgreifkraft für die Gesundheit, Mobilität und Lebensqualität haben kann“.

Weitere Informationen

Kontakt

Marie-Theres Huemer
Institut für Epidemiologie, Helmholtz Zentrum München
Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH)
marie-theres.huemer@helmholtz-muenchen.de

Originalpublikationen

Huemer M-T, Kluttig A, Fischer B, Ahrens W, Castell S, Ebert N, Gastell S, Jöckel K-H, Kaaks R, Karch A, Keil T, Kemmling Y, Krist L, Leitzmann M, Lieb W, Meinke-Franze C, Michels KB, Mikolajczyk R, Moreno Velásquez I, Pischon T, Schipf S, Schmidt B, Schöttker B, Schulze MB, Stocker H, Teismann H, Wirkner K, Drey M, Peters A, Thorand B. Grip strength values and cut-off points based on over 200,000 adults of the German National Cohort – a comparison to the EWGSOP2 cut-off points. Age Ageing. 2023; 52(1). https://doi.org/10.1093/ageing/afac324

Weitere Informationen im Internet

Helmholtzzentrum München

Zur Untersuchung Handgreifkraft auf der NAKO Webseite

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NAKO Gesundheitsstudie
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NAKO Gesundheitsstudie

Die NAKO Gesundheitsstudie ist die größte Langzeit-Bevölkerungsstudie in Deutschland. In 18 Studienzentren werden seit 2014 über 200.000 zufällig ausgewählte Personen medizinisch untersucht und nach ihren Lebensgewohnheiten befragt. Zum Start der Studie waren die Teilnehmenden im Alter von 20 – 69 Jahren. 

Die NAKO Gesundheitsstudie ist eine prospektive epidemiologische Kohortenstudie. Die Forschenden beobachten dabei eine große Gruppe, eine sogenannte Kohorte, aus gesunden, kranken oder ehemals kranken Menschen über eine lange Zeitspanne. Ziel ist es, durch wissenschaftliche Auswertungen der Daten der Teilnehmenden, Häufigkeit und Ursachen von Volkskrankheiten wie beispielsweise Krebs, Diabetes oder Herz-Kreislauferkrankungen aufzuklären, Risikofaktoren zu erkennen und Wege für eine wirksame Vorbeugung und Früherkennung aufzuzeigen. 

Das Forschungsprojekt wird von 26 Einrichtungen getragen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von Universitäten, der Helmholtz-Gemeinschaft, der Leibniz-Gemeinschaft und weiteren Forschungsinstituten in Deutschland arbeiten in einem bundesweiten Netzwerk zusammen. Die Studie wird vom Verein NAKO e.V. durchgeführt. Finanziert wird sie aus öffentlichen Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), der Helmholtz-Gemeinschaft und der beteiligten Bundesländer.  

www.nako.de

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