Our website is also available in other languages:

Studie vergleicht Bewegungsverhalten in Berlin und Singapur 

Ein internationales Forschungsteam hat das Bewegungsverhalten von Studienteilnehmenden aus Berliner Innenstadtbezirken und Singapur unter die Lupe genommen. In ihre Analysen flossen gemessene und selbstberichtete Informationen der Teilnehmenden der NAKO Gesundheitsstudie und den Singapore Population Health Studies ein. Das Ergebnis: Die Teilnehmenden in Singapur waren körperlich aktiver als die Berlinerinnen und Berliner. Die Studie hilft, Risikogruppen besser zu erkennen, und unterstützt die Entwicklung von Bewegungsstrategien in Städten.  

Körperliche Aktivität senkt nachweislich das Risiko für Krankheiten. Weltweit erreicht dennoch rund ein Drittel der Erwachsenen nicht die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen Mindestwerte für die tägliche Bewegung. Eine aktuelle Studie hat die Aktivitätslevel von 1.195 Personen in Singapur und 2.060 Personen aus Berliner Innenstadtbezirken verglichen.  

Gemessene Daten zur körperlichen Aktivität lieferte ein Akzelerometer. Die Teilnehmenden trugen den Bewegungssensor für eine Woche an einem Hüftgurt. Die Aktivität wurde in verschiedene Kategorien eingeteilt: inaktiv, leicht sowie moderat bis intensiv. „Bei Inaktivität handelt sich in der Regel um sitzende oder ruhende Positionen, aber keine Schlafenszeiten; leichte Bewegung entsteht bei Alltagstätigkeiten und moderate bis intensive Bewegung beschreibt Aktivitäten, bei denen man ins Schwitzen kommt, z.B. beim Joggen“, erklärt Privatdozentin Dr. Lilian Krist vom Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie der Charité – Universitätsmedizin Berlin und Leiterin des NAKO-Studienzentrums Berlin-Mitte. Zusätzlich berücksichtigten die Forschenden weitere Informationen der Studienteilnehmenden zu Lebensstil, Körpermaßen, Alter, Bildungsstand und chronischen Erkrankungen.  

Menschen in Singapur aktiver 

Die Analyse zeigte, dass die Teilnehmenden aus Singapur sich täglich 14 Minuten mehr moderat bis intensiv bewegten und über 60 Minuten mehr leicht körperlich aktiv waren als die Berlinerinnen und Berliner. Verglich man die inaktiven Zeiten, dann waren die Teilnehmenden in Singapur 80 Minuten weniger inaktiv als die Berliner. Selbst wenn soziodemografische Faktoren wie Alter, Geschlecht, Bildungsstand oder Body-Mass-Index berücksichtigt wurden, blieben die Unterschiede zwischen den Städten für die drei Aktivitätslevel bestehen.  

Die Forschenden richteten die Aufmerksamkeit außerdem auf einzelne soziodemografische Faktoren. „Männer in Singapur waren aktiver als Frauen in allen drei Bewegungsintensitäten, während es unter den Berliner Teilnehmenden keinen solchen Unterschied zwischen den Geschlechtern gab. Unter den Berliner Teilnehmenden war moderate bis intensive Aktivität mit niedrigerem Alter, Berufstätigkeit, Normalgewicht und Nichtrauchen assoziiert“, berichtet Lilian Krist. „Wir identifizierten zudem verschiedene Risikogruppen mit geringerer Aktivität in beiden Städten. So bewegten sich etwa Übergewichtige und adipöse Menschen, Arbeitslose und Ältere tendenziell weniger. In Berlin war zudem der Bildungsstand, mit einem niedrigeren Aktivitätsniveau verknüpft und die jüngste Altersgruppe zwischen 20 und 34 Jahren zeigte die wenigste leichte Aktivität.“  

Denkanstöße für die Gesundheitspolitik 

Die höheren Aktivitätswerte in Singapur könnten möglicherweise mit einer gezielteren Gesundheitspolitik zusammenhängen, diskutieren die Forschenden. Darüber hinaus unterscheiden sich die klimatischen Bedingungen und die stadtplanerischen Konzepte der beiden Städte deutlich voneinander.  

„Körperliche Aktivität ist einer der wichtigsten Faktoren, für eine gesunde Bevölkerung. Eine effektive Gesundheitspolitik sollte daher Maßnahmen auch zur Bewegungsförderung umfassen. Das Beispiel Singapur zeigt, dass Programme wie die, seit 2015 laufende National Steps Challenge, dazu beitragen können, die Bevölkerung zu mehr Bewegung zu motivieren. Eine langfristige und umfassende Planung von Parks und Grünflächen hat zudem in Singapur dazu beigetragen, die Infrastruktur für körperliche Aktivität zu verbessern“, sagt Professor Dr. Falk Müller-Riemenschneider, von der Saw Swee Hock School of Public Health der National University of Singapore.

Die aktuelle Studie weist auch Einschränkungen auf, darunter Unterschiede im Trageprotokoll des Beschleunigungsmessers zwischen den beiden Studien. Zudem sind die beschriebenen Korrelationen nicht geeignet, kausale Zusammenhänge zu identifizieren. Die Studienergebnisse liefern dennoch wichtige Grundlagen für weiterführende Studien und richten den Blick auf Lösungen anderer Länder zur Förderung von körperlicher Aktivität.  

Weitere Informationen

Originalpublikation
Kittner, P., Bürgel, T., Lin, C.M.G.J. et al. Patterns and associated factors of accelerometer-measured physical activity in the metropolitan areas of Singapore and Berlin – comparative analysis of the Singapore population health studies and the German National Cohort (NAKO). BMC Public Health 25, 1872 (2025). https://doi.org/10.1186/s12889-025-22922-x

Kontakt
Priv.-Doz. Dr. med. Lilian Krist, MPH
NAKO Studienzentrum Berlin-Mitte
Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie
Charité – Universitätsmedizin Berlin
Campus Charité Mitte
Charitéplatz 1
10117 Berlin
lilian.krist@charite.de

Ansprechpartner für die Presse

Dr. Friederike Fellenberg
NAKO Gesundheitsstudie
Leiterin Projekt- und Wissenschaftskommunikation
Am Taubenfeld 21/2
69123 Heidelberg
Tel.: +49 6221 42620-62
E-Mail: friederike.fellenberg@nako.de

NAKO Gesundheitsstudie

Die NAKO Gesundheitsstudie ist die größte Langzeit-Bevölkerungsstudie in Deutschland. In 18 Studienzentren werden seit 2014 über 200.000 zufällig ausgewählte Personen medizinisch untersucht und nach ihren Lebensgewohnheiten befragt. Zum Start der Studie waren die Teilnehmenden im Alter von 20 – 69 Jahren. 

Die NAKO Gesundheitsstudie ist eine prospektive epidemiologische Kohortenstudie. Die Forschenden beobachten dabei eine große Gruppe, eine sogenannte Kohorte, aus gesunden, kranken oder ehemals kranken Menschen über eine lange Zeitspanne. Ziel ist es, durch wissenschaftliche Auswertungen der Daten der Teilnehmenden, Häufigkeit und Ursachen von Volkskrankheiten wie beispielsweise Krebs, Diabetes oder Herz-Kreislauferkrankungen aufzuklären, Risikofaktoren zu erkennen und Wege für eine wirksame Vorbeugung und Früherkennung aufzuzeigen. 

Das Forschungsprojekt wird von 26 Einrichtungen getragen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von Universitäten, der Helmholtz-Gemeinschaft, der Leibniz-Gemeinschaft und weiteren Forschungsinstituten in Deutschland arbeiten in einem bundesweiten Netzwerk zusammen. Die Studie wird vom Verein NAKO e.V. durchgeführt. Finanziert wird sie aus öffentlichen Mitteln des Bundesministeriums für ­Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR), der Helmholtz-Gemeinschaft und der beteiligten Bundesländer.  

www.nako.de

Mehr aus „