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Studie beschäftigt sich mit der Tageszeit körperlicher Aktivität

Forschende der Universität Regensburg haben den Zusammenhang zwischen der Tageszeit, zu der Menschen körperlich aktiv sind, und der Wahrscheinlichkeit für Adipositas und Diabetes untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass Bewegung am Nachmittag und Abend besonders vorteilhaft ist, während nächtliche Aktivität mit einer größeren Wahrscheinlichkeit verbunden war für beide Volkskrankheiten. 
 
Ausgewertet wurden Daten von rund 61.000 Teilnehmenden der NAKO Gesundheitsstudie aus den Jahren von 2015 bis 2019. Zur Messung der körperlichen Aktivität erhielten die Teilnehmenden einen Bewegungssensor. Dieser zeichnete 24 Stunden am Tag über sieben Tage hinweg die Bewegungen auf. Die Forschenden unterteilten die körperliche Aktivität schließlich in Zeitabschnitte: morgens (06:00-11:59), nachmittags (12:00-17:59), abends (18:00-23:59) und nachts (00:00-06:00).  

Das Team rund um Michael Stein, Wissenschaftler an der Universität Regensburg, untersuchte mit statistischen Methoden den Zusammenhang zwischen der Tageszeit der körperlichen Aktivität und der Wahrscheinlichkeit für Adipositas sowie Diabetes. Die Fettleibigkeit war definiert mit einem Body Mass Index ≥ 30. Zur Diagnose von Diabetes haben die Forschenden entweder eine ärztliche Angabe oder den sogenannten HbA1c-Wert herangezogen. HbA1c wird auch als Langzeitzucker bezeichnet und liefert Informationen zum durchschnittlichen Blutzuckerspiegel der vergangenen zwei bis drei Monate. Parameter wie Geschlecht, Alter, Studienregion, Bildung, Beschäftigung, Alkoholkonsum, Rauchen, Nachtschichtarbeit und Schlafdauer wurden in den Datenanalysen berücksichtigt. 

Die Ergebnisse zeigten, dass sich die Wahrscheinlichkeit für Adipositas und Diabetes je nach Tageszeit der körperlichen Aktivität unterscheidet. Eine hohe körperliche Aktivität am Nachmittag und am Abend war mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit für Fettleibigkeit assoziiert als eine hohe körperliche Aktivität am Morgen. Nächtliche Aktivität hatte den ungünstigsten Effekt auf die Wahrscheinlichkeit, stark übergewichtig zu werden. Die Assoziationen für Diabetes waren ähnlich, mit der geringsten Wahrscheinlichkeit bei nachmittäglicher, gefolgt von abendlicher und morgendlicher Aktivität und einer höheren Wahrscheinlichkeit für nächtliche Aktivität. Diese Zusammenhänge blieben auch nach Berücksichtigung von Schlafdauer, Schichtarbeit und Beschäftigungsstatus bestehen. 

“Studien haben gezeigt, dass der menschliche Stoffwechsel einem Tagesrhythmus, der die Insulinwirkung und den Blutzuckerspiegel beeinflusst, folgt. Daher könnte es für Menschen mit Übergewicht oder Diabetes von Vorteil sein, ihre körperliche Aktivität gezielt in die Nachmittags- oder Abendstunden zu legen, um die positiven metabolischen Effekte körperlicher Aktivität mit dem Stoffwechselrhythmus zu synchronisieren. Es muss aber einschränkend gesagt werden, dass eine einzelne Studie niemals konkrete Empfehlungen geben kann und weitere Studien notwendig sind, um Aussagen zu Kausalzusammenhängen treffen zu können”, sagt Erstautor der Publikation Michael Stein. Zudem wurde in der vorliegenden Studie nicht zwischen freiwilliger Freizeitaktivität und beruflich bedingter Bewegung unterschieden. Ebenso wenig wurde die Art der Bewegung – ob es sich um Ausdauer oder Krafttraining handelt – festgestellt. Die Untersuchung ließ auch die Ernährung der Teilnehmenden unberücksichtigt, obwohl sie den Stoffwechsel beeinflussen kann. 

Die vorliegende Arbeit ist eine sogenannte Querschnittsstudie. Das bedeutet, dass Zusammenhänge an Daten von verschiedenen Personen zu einem Zeitpunkt berechnet wurden. Um mögliche Ursachen zu erforschen, sind sogenannte Längsschnittstudien eine wichtige Voraussetzung. Hierbei werden Daten der untersuchten Personen zu verschiedenen Zeitpunkten – zum Beispiel aus der Basisuntersuchung und der Zweituntersuchung der NAKO Teilnehmenden – genutzt. Diese Forschungsergebnisse ermöglichen dann auch Aussagen zum gesundheitlichen Verlauf.

Forschen mit der NAKO

Aktuell können Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Daten und Bioproben der Basisuntersuchung (Untersuchungszeitraum 2014-2019) der NAKO Gesundheitsstudie für Forschungszwecke nutzen. In Kürze sind auch die Daten der Zweituntersuchung (Untersuchungszeitraum 2018-2024) qualitätsgesichert und können von Forschenden über den TransferHub beantragt werden. Mit den Daten und Bioproben aus der Basisuntersuchung und dem 5-Jahres-Follow-up sind zukünftig Längsschnittstudien möglich, die den Verlauf und kausale Zusammenhänge erforschen können.

www.nako.de/forschung

Originalpublikation 

Stein MJ, Weber A, Bamberg F, et al. Diurnal timing of physical activity in relation to obesity and diabetes in the German National Cohort (NAKO). Int J Obes. 2025. http://doi.org/10.1038/s41366-025-01721-9 

Kontakt 

Michael Stein 
Lehrstuhl für Epidemiologie und Präventivmedizin 
Universität Regensburg 
michael.stein@ukr.de 

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