Medientipp: Hörbeitrag „Mit Daten gegen Volkskrankheiten“

Hörbeitrag zur NAKO Gesundheitsstudie im Deutschlandfunk Kultur – Zeitfragen, Feature.

Redakteurin Catalina Schröder hat Teilnehmerin Anna Lea Geisler und Untersucher Alex Kraft im Studienzentrum Hamburg bei der Zweituntersuchung begleitet. Zudem Interviews mit Prof. Dr. Henry Völzke, Universitätsmedizin Greifswald, Prof. Dr. Annette Peters, Helmholtz Munich und Prof. Dr. Nico Dragano, Universitätsklinikum Düsseldorf sowie Prof. Dr. Steffen Fleßa von der Universität Greifswald.

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„Ich musste dann überlegen: Habe ich nicht irgendwie auch eine Pflicht? Weil die Studie so wichtige Krankheiten untersucht, die in der Gesellschaft verbreitete sind – Demenz oder Alzheimer oder Parkinson. Ich fände es spannend, wenn es da neue Ergebnisse geben würde“, erinnert sich NAKO-Teilnehmerin Anna Lea Geisler an den Moment, als sie die Einladung zu Studie erhalten hat.

„In der Epidemiologie muss man Geduld haben, weil wir ja auch viele Gesunde untersuchen, die aber schon kleine Auffälligkeiten haben. In der Medizin nennen wir das subklinische Befunde. Also Befunde die noch keinen Krankheitswert haben, aber auf eine entstehende Erkrankung hindeuten. Und um den Nachweis zu führen, dass zum Beispiel ein leicht vergrößertes Organ eine Krankheit anzeigt, brauchen wir den Verlauf. Deshalb werden die 205.000 Probandinnen und Probanden immer wieder eingeladen. Es erfolgen alle fünf Jahre neue Untersuchungen und parallel dazu werden die Probanden befragt. Es ist also ein sehr langwieriges Geschäft. Je älter die NAKO Gesundheitsstudie wird, desto wertvoller wird sie“, berichtet Prof. Dr. Henry Völzke, Vorstandsvorsitzender von NAKO e.V.

„Eine Besonderheit der NAKO Gesundheitsstudie ist, dass wir sehr viel Wert auf die Sammlung von Blut, Urin und z.B. Speichel, Nasenabstriche und auch Stuhlproben gelegt haben. […] Solche Bioproben haben eine große Bedeutung für die Zukunft. Zum Beispiel gibt es neue Biomarker, die vorhersagen können, ob jemand zehn oder zwanzig Jahre später an Krebs erkrankt. Gibt es Personen, die bei der Behandlung von einem Typ-2-Diabtetes besser auf das eine oder das andere Medikament angesprochen haben? Gibt es Personen die besonders anfällig für Hitzeereignisse sind? Da kann ich, wenn diese Reaktionen oder Erkrankungen im Laufe der Zeit aufgetreten sind, zurück gehen an den Anfang und über biochemische Verfahren rausfinden, ob es Frühwarnmarker gibt. […] Im Moment haben wir da so Inseln des Wissens für ausgewählte Erkrankungen. Und die Idee einer solchen großen Kohortenstudie ist, dass man dieses Wissen mehr systematisiert und Bereiche definiert wo die Gene eine große Rolle spielen, aber auch die Bereiche definiert wo die Gene vielleicht gar nicht so eine große Rolle spielen, wo aber die Umwelt zum Beispiel oder der Lebensstil ganz entscheidend sind. Wo man über politische Maßnahmen oder individuelle Maßnahmen Gesundheit für die Zukunft fördern kann“, sagt Prof. Dr. Annette Peters, Direktorin des Instituts für Epidemiologie, Helmholtz Zentrum München.

„Wir haben ein gutes Gesundheitssystem. Das ist gar keine Frage. Nur, wenn man sich anschaut, wie viele Mittel in das Gesundheitssystem gehen – das sind ziemlich viele im weltweiten Vergleich – aber wenn Sie sich anschauen was an Bevölkerungsgesundheit rauskommt, dann liegen wir hinter den Erwartungen zurück. Wenn Sie die Gesundheit fördern und eben nicht Krankheiten verwalten wollen, geht dies nicht anders als über Prävention. Und zwar über gut gemachte Prävention“, sagt Prof. Nico Dragano, Direktor des Instituts Medizinische Soziologie am Universitätsklinikum Düsseldorf.

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