Über 300 Ex-Profifußballerinnen und Fußballer haben an der SoccHealth Studie teilgenommen. NAKO hat mit zwei Teilnehmern über ihre Karriere, und ihre Motivation sich für die Fußballstudie zu engagieren unterhalten.
Bastian Hellberg
Ehemaliger Bundesligaprofi bei Hannover 96 und beim VfL Osnabrück.
Warum haben Sie sich entschieden, an der NAKO-Fußballstudie teilzunehmen?
Ich habe die Einladung erhalten und dachte mir „Warum nicht?“ Ich helfe gerne, und durch meine Teilnahme kann ich einen Beitrag für die Wissenschaft leisten. Über die Untersuchung an sich kann ich auch nur Gutes sagen: Die Atmosphäre im Studienzentrum Hannover war angenehm, und das Personal sehr nett und kompetent.
Wann haben Sie mit dem Fußballspielen angefangen, und wie sind sie Profi geworden?
Ich habe drei ältere Geschwister, die aber alle kein Fußball gespielt haben, sondern geschwommen sind. Mit sechs Jahren habe ich mit Fußball angefangen, aber das Ziel, Profi zu werden, hatte ich nie. Ich würde sagen, mein Talent hat für die Profi-Karriere ausgereicht, und dann kam eben noch das nötige Quäntchen Glück dazu.
Tatsächlich hatte ich auch ein Studium der Wirtschaftswissenschaften angefangen, das ich dann aber zugunsten des Fußballs abgebrochen habe, als ich mit 20 zu Hannover 96 wechselte. Da ich neben dem Fußball aber noch etwas anderes machen wollte, und es für Hannover 96 damals alles andere als gut lief, entschied ich mich später jedoch, neben dem Fußball eine Ausbildung zum Bankkaufmann zu absolvieren. Das war im selben Jahr, als wir in die Bundesliga aufgestiegen sind, und ich auch noch Kapitän der Mannschaft war – sehr stressig, aber es hat sich ja letztendlich ausgezahlt.
Haben Sie ein Karriere-Highlight, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
Ein ganz klares Karriere-Highlight war der Aufstieg von Hannover 96 in die Bundesliga im Jahr 1985. Im Kader waren damals 16 teilweise noch sehr junge Hannoveraner, wie auch ich, und alle Expertinnen und Experten sagten voraus, dass wir zu Saisonende auf Platz 20 der Tabelle stehen, und somit in die Regionalliga absteigen würden. Beim letzten Spiel der Saison gegen Hertha BSC ging es für uns um alles, und wir schafften es tatsächlich, das Spiel zu gewinnen und direkt in die die Bundesliga aufzusteigen. Die Euphorie in dem ausverkauften Stadion war riesig.
Wie ging es nach der Profi-Karriere für Sie weiter?
Ich hatte ja während der Zeit als Profi bereits eine Ausbildung zum Bankkaufmann absolviert, und danach nebenbei drei Jahre lang ein Sportgeschäft betrieben. Als meine Profi-Karriere endete, arbeitete ich zunächst zwei bis drei Jahre in der Finanzbranche, und machte parallel dazu die A-Lizenz als Trainer .
Mit Anfang 30 entschied ich mich, dass ich gerne im Fußballbereich bleiben würde, und wurde 2005 Direktor des Niedersächsischen Fußballverbandes. Wenige Menschen sind sich darüber bewusst, wie viel Arbeit in einem solchen Fußballverband steckt: Der Niedersächsische hat 670.000 Mitglieder und richtet pro Jahr ca. 400.000 Spiele aus.
1997 wurde ich dann quasi „gegen meinen Willen“ Vizepräsident bei Hannover 96: Dem Verein ging es finanziell sehr schlecht, und er spielte in der 3. Liga. Als Hannoveraner wollte ich in der Situation natürlich helfen. Ein Jahr später schafften wir tatsächlich den Aufstieg in die 2. Liga, woraufhin ich mich entschied, zurückzutreten, da ich diesem Ehrenamt neben meinem eigentlichen Job und der Familie zeitlich nicht gerecht werden konnte. Vor zwei Jahren wurde ich dann Mitglied des Aufsichtsrats von Hannover 96.
Sind Sie immer noch sportlich aktiv?
Ich habe auch nach meiner aktiven Karriere noch sehr gerne Fußball und auch Tennis gespielt. Aufgrund eines Knorpelschadens ist das mittlerweile aber leider mit Schmerzen verbunden, daher werde ich es jetzt wohl auch mit Schwimmen versuchen und hoffen, dass es auch mit dem Fußball irgendwann wieder schmerzfrei klappt.
Timo Hildebrand
Ehemaliger Nationalspieler und Bundesligaprofi beim VfB Stuttgart und NAKO Botschafter.
Wie kamen Sie zur NAKO Gesundheitsstudie?
Man könnte sagen: Auf indirektem Weg. Ich wurde im Rahmen der SoccHealth-Studie als Teilnehmer eingeladen, die Untersuchungen fanden im NAKO Studienzentrum Mannheim statt. So habe ich die NAKO Gesundheitsstudie kennengelernt
Sie sind Teilnehmer der SoccHealth-Studie. Warum machen Sie mit?
Als Fußball-Profi wird man regelmäßig aufs Genauste untersucht. Alles ändert sich schlagartig mit dem Ende der sportlichen Laufbahn. Natürlich bin ich über meinen jetzigen Gesundheitszustand neugierig, aber die Möglichkeit, einen Beitrag für die Gesundheit von morgen zu leisten, wollte ich mir nicht entgehen lassen.
Wie viele Jahre dauerte Ihre Karriere als Fußball-Profi?
Aktiver Fußball-Profi war von ich von Oktober 1999, das ist das erste Spiel, an dem ich als Profis teilgenommen habe bis November 2014. Insgesamt – eine lange und spannende Zeit.
Worin unterscheiden sich die Anforderungen, die sich heute einem Fußball-Profis– im Vergleich zu früher – stellen?
Die heutigen Spieler und Spielerinnen sind wesentlich jünger. Die Profi-Karriere beginnt viel früher als zu meiner Zeit. Mit 20 ist man schon erfahrener Profi. Alles ist professioneller und dynamischer und kurzlebiger, die Spieler und Spielerinnen sehen sich mit gestiegenen Anforderungen konfrontiert, vor allem in mentaler Hinsicht.
Haben Sie nach Beendigung Ihrer Fußballkarriere Ihr Leben umgestellt?
Ja, aber das ist normal, denn als Profi ist man stark eingebunden. Danach war ich frei, frei mein Leben zu planen, frei für Familie, Freunde, Hobbies etc. Im ersten Jahr konnte ich das nachzuholen, was während meiner Karriere zu kurz gekommen war. Ich bin z. B. viel gereist. Heute führe ich ein anderes Leben und habe Zeit für meine Familie und vor allem für meinen Sohn.
Was möchten Sie Fußball-Nachwuchskräften mit auf den Weg geben?
Ich wünsche den jungen Menschen – nicht nur den Sportinteressierten – den Mut, den eigenen Weg zu gehen, denn jeder Mensch hat Leidenschaften, Neigungen, Vorzüge … Ich empfehle, diesen nachzugehen, und dabei sein Bestes zu geben – ganz egal ob im Sport, Studium oder Beruf.
Und was empfehlen Sie den NAKO Teilnehmenden?
Die Gesundheit ist im Leben das Wichtigste. Ich habe für mich gelernt, Verantwortung für mein Leben zu tragen. Ich ernähre mich bewusst, mache Yoga, bin achtsam.
Edgar „Euro-Eddy“ Schmitt
Ehemaliger Bundesligaprofi bei der Eintracht Frankfurt, beim Karlsruher SC und bei SC Fortuna Köln.
Ich finde die SoccHealth-Study sehr spannend, und es interessiert mich, wie man die Langzeitfolgen einer Profikarriere bei ehemaligen Fußballerinnen und Fußballern beziffern kann: Wie viele haben gesundheitliche Probleme? Und um welche Probleme handelt es sich? Ansonsten ist es natürlich auch für mich persönlich interessant, zu sehen, wo meine persönlichen Defizite liegen.
Uwe Brunn
Ehemaliger Bundesligaprofi bei Borussia Mönchengladbach und beim VfL Osnabrück.
Ich finde das Konzept der Studie super! Als Leistungssportler interessiert es mich, wie sich im Alter gesundheitlich alles entwickelt, und welche Auswirkungen die Profi-Karriere auf die Gesundheit hat. Ich hoffe, die Studie hilft auch dabei, herauszufinden, was man in Zukunft im Leistungssport besser machen kann..
Carsten Keuler
Ehemaliger Bundesligaprofi beim 1. FC Köln und 1 FC Nürnberg.
Für mich zählt vor allem der Solidaritätsgedanke: Ich bin offen dafür, meine eigenen Erfahrungswerte weiterzugeben, wenn sie sinnvoll verwendet werden, damit kommende Generationen davon profitieren können.