In Kooperation mit der NAKO Gesundheitsstudie schrieb Dr. Anja Sedlmeier, ihre Dissertation am Studienzentrum Regensburg – und auch heute forscht sie noch für die NAKO Gesundheitsstudie, u. a. als Modulverantwortliche für die Ultraschallmessung des Bauchfetts. Mit uns hat sie über ihre Arbeit und ihre Dissertation gesprochen.
Wo haben Sie studiert und an welcher Uni haben Sie Ihre Dissertation geschrieben?
Ich habe meinen Bachelor in Ernährungswissenschaften an der TU in München gemacht, bin für den Master an die Uni Halle-Wittenberg gewechselt und habe dann an der Uni Regensburg promoviert. Es war toll, mal wieder in eine andere Stadt zu kommen – die neue Umgebung hat mir gutgetan.
Meine Masterarbeit habe ich im Rahmen einer Hiwi-Stelle im Bereich der Epidemiologie geschrieben. Dr. Alexander Kluttig, der Leiter des NAKO-Studienzentrums in Halle, war dabei mein Zweitbetreuer. Durch ihn wurde ich auch auf die Promotionsstelle in Regensburg aufmerksam – einmal NAKO, immer NAKO.
Der Name Ihrer Dissertation lautet „Anthropometrische Messmethoden in epidemiologischen Studien und ihr Zusammenhang mit Krebs und Mortalität.“ Worum genau ging es dabei?
Meine Promotion umfasste drei verschiedene Projekte in unterschiedlichen epidemiologischen Studien: Im ersten ging es darum, wie sich Fettmasse und fettfreie Masse auf die Mortalität [Sterblichkeit, Anm. der Red.] auswirken. Im 2. Teil habe ich untersucht, wie verschiedene Körperformen (abgeleitet aus den sechs Faktoren Körpergröße und -gewicht, BMI, Hüft- und Taillenumfang und Taille-Hüft-Verhältnis) mit verschiedenen Krebsarten in Verbindung stehen. Im 3. Teil, der in Kooperation mit der NAKO entstanden ist, ging es um die Ultraschallmessung des Bauchfetts. Ich war und bin auch immer noch Modulverantwortliche für diese Untersuchung.
Was war Ihr Antrieb, sich dem Thema Ihrer Dissertation zu widmen, bzw. woher kam Ihr Interesse an dem Thema?
Es gab eine Stellenausschreibung für die Promotionsstelle an der Uni Regensburg und mich hat das Ultraschallmodul der NAKO Gesundheitsstudie von Anfang an interessiert: Ich finde es faszinierend, wie man mit einer so einfachen Methode subkutanes Fett (am äußeren Bauch) und viszerales Fett (das sich um die inneren Organe ansammelt) bestimmen kann. Dank der NAKO Gesundheitsstudie wurde diese Methode zum ersten Mal bei so vielen Teilnehmenden eingesetzt.
Was für Erkenntnisse lassen sich aus Ihrer Dissertation ziehen?
Zunächst einmal, dass Fettmasse und fettfreie Masse im Körper unterschiedlich mit Sterblichkeit zusammenhängen: Fettfreie Masse senkt das Mortalitätsrisiko. Zudem lässt sich als Fazit sagen, dass man vor allem im Alter mit regelmäßigem Training dem Verlust von Muskelmasse entgegenwirken sollte.
Das Körperformen-Projekt hat zudem bestätigt, dass die häufig geäußerte Kritik am BMI gerechtfertigt ist: Indem wir uns statt des Gewichts und der Körpergröße allein verschiedene Körperformen und somit eher die Verteilung von Fett und Muskeln im Körper anschauen, erhalten wir ein besseres Verständnis für die Entstehung verschiedener Krebserkrankungen.
Interessant waren auch die ersten Ergebnisse der verschiedenen Fettgewebsarten in der NAKO Gesundheitsstudie, insbesondere der Unterschied zwischen den Geschlechtern: Männer neigen eher zu viszeralem Fettgewebe als zu subkutanem. Allerdings findet sowohl bei Männern als auch bei Frauen im Alter womöglich eine Umverteilung hin zu viszeralem Fett statt, das dafür sorgt, dass sich das Risiko für viele Erkrankungen im Alter erhöht.
Die Tatsache, dass gerade im Alter eine Verminderung von viszeralem Fettgewebe und eine höhere Muskelmasse für ein niedrigeres Krankheitsrisiko sorgen, ist in der Bevölkerung allerdings noch nicht angekommen. Das Bewusstsein dafür muss in Zukunft auf jeden Fall gestärkt werden.
Wie ging es nach der Dissertation für Sie weiter?
Ich bin nach wie vor am Institut für Epidemiologie und Präventivmedizin in Regensburg angestellt und leite die Kompetenzeinheit für das Ultraschallmodul der NAKO Gesundheitsstudie. Ich engagiere mich aber auch in der Lehre, unterrichte also Studierende der Medizin.
Mein Berufsalltag ist sehr abwechslungsreich, zumal ich auch für die IARC (International Agency for Research on Cancer) arbeite. So erhalte ich viele verschiedene Einblicke und Aufgaben, das gefällt mir sehr gut.
Der NAKO Gesundheitsstudie werde ich auch in Zukunft erhalten bleiben: Ich freue mich schon auf die dritte Förderphase, denn das Modul [Ultraschallmessung des Bauchfetts, Anm. d. Red.] liegt mir sehr am Herzen und ich bin auf die kommenden Auswertungen gespannt. Natürlich ist das Ganze mit viel Arbeit verbunden, aber am Ende lohnt es sich.
Und auf welchem Weg sind Sie zu Ihrem Studium und der Forschung gekommen?
Als Kind wollte ich Profi-Rennfahrerin werden, habe das jedoch nicht weiterverfolgt. In der Schule hat sich dann herauskristallisiert, dass mich die Naturwissenschaften zunehmend interessierten. Als ich den Bachelor in Ernährungswissenschaft gemacht habe, hätte ich mir aber nie vorstellen können, später viel mit Statistik zu arbeiten, da mir das langweilig und trocken erschien – ein Trugschluss, wie sich mittlerweile herausgestellt hat.
Was tun Sie, wenn Sie nicht gerade forschen?
Vor anderthalb Jahren habe ich mit Kung Fu angefangen – es tut mir gut, mich im Training körperlich auszupowern. Ansonsten liebe ich Musik und singe in einem Jazz- und Musical-Chor.