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Engagiert für ein modernes Wissenschaftsmanagement

Dr. Esther Breunig. Quelle: Copyright: NAKO Gesundheitsstudie/„medJUNGE“

Seit Ende März dieses Jahres sind Sie Vorstandsmitglied von NAKO e.V.: Warum haben Sie sich für die NAKO Gesundheitsstudie entschieden, was hat Sie persönlich überzeugt und was ist für Sie das Besondere an dieser Langzeitstudie?

Das Potenzial der Verhinderung und Früherkennung von Erkrankungen haben wir bisher nicht annähernd ausgespielt. Deshalb liegt es sehr nahe, in diese Forschung zu investieren. Die NAKO Gesundheitsstudie ist in meinen Augen ein einzigartiger Schatz für die Präventionsforschung. Vielen Partnern ist es gemeinsam gelungen, Kompetenzen zu bündeln und die nötigen Finanzmittel zu generieren. Da sich daraus eine komplexe Organisationsstruktur ergibt, ist für dessen zielgerichtete Steuerung ein modernes und effizientes Wissenschaftsmanagement notwendig. Hier kann ich meine Kompetenzen und Stärken einbringen und so mitwirken, die Prävention einen Schritt weiter zu bringen. Mich hier zu engagieren macht mir wahnsinnig viel Freude.

Ihre ersten Monate bei der NAKO Gesundheitsstudie sind vorbei, wie lautet Ihr Fazit?

Ich konnte glücklicherweise mit großartigen Kolleginnen und Kollegen im Vorstand und einem hervorragenden Team in der Geschäftsstelle starten und arbeite mich noch immer durch die NAKO Gesundheitsstudie . Sie ist einfach zu groß um nach dieser kurzen Zeit alle Winkel kennengelernt zu haben. Alle Akteure, die ich bisher getroffen habe, sind äußerst motiviert und engagiert. Besser könnte die NAKO Gesundheitsstudie also nicht aufgestellt sein. Die bislang zusammengetragenen Informationen über Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer sind eine wahre Meisterleistung, und seit der Eröffnung des Transfer Hubs können auch Forscherinnen und Forscher außerhalb der NAKO-Mitglieder einen Zugang zu den Datensätzen und Bioproben erhalten. Im Laufe der Zeit wird diese Nutzung für hervorragende Forschungsprojekte, und, mehr und mehr, auch zu hochrangigen
Forschungsergebnissen und Publikationen führen, die Prävention und Behandlungsstrategien von Krankheiten substantiell weiter voranbringen.
Innerhalb meines Zuständigkeitsbereichs im Vorstand möchte ich mich u.a. intensiv mit administrativen Aspekten der langfristigen Absicherung und Weiterentwicklung der NAKO sowie den Rahmenbedingungen und Strategien für Kooperationen beschäftigen.

Die Mitglieder des Vorstandes und der Mitgliederversammlung, die Principal Investigators, die meisten Wissenschaftlerinnen und -wissenschaftler arbeiten im Rahmen der NAKO Gesundheitsstudie ehrenamtlich. Wie schaffen Sie Ihre Vollzeitaktivität im DKFZ mit der NAKO in Einklang zu bringen?

Ich habe das Glück, dass mir das Deutsche Krebsforschungszentrum genug Zeit einräumt, um die Tätigkeiten für die NAKO ausfüllen zu können. Meine anderen Aufgaben im DKFZ konnte ich zeitlich entsprechend reduzieren und natürlich arbeite ich auch gerne in meiner Freizeit die eine oder andere Stunde.

Wie betrachten Sie die Rolle der Wissenschaft und speziell der NAKO Gesundheitsstudie für zukünftige gesundheitspolitische Entscheidungen?

Durch die NAKO wird wegweisende Forschung im Bereich der Vorbeugung, Früherkennung und Behandlungsmöglichkeiten von Krankheiten ermöglicht. Diese Forschung wird viele neue, innovative Konzepte und Strategien hervorbringen. Das bringt für mich per se eine Verantwortung mit sich, diese Erkenntnisse auch für die Gesundheitspolitik zugänglich zu machen, sodass evidenzbasierte Entscheidungen getroffen werden können. Dadurch kann eine vergleichbare und ortsunabhängige Versorgung entstehen und davon wiederum profitieren alle Bürgerinnen und Bürger. Die NAKO kann dabei auf einen immer größeren Wissensschatz zurückgreifen, diesen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern weltweit für innovative Forschungsprojekte zur Verfügung stellen und leicht selbst Auswertungen mit dem vorhandenen Daten- und Materialpool durchführen. Insofern liegt es für mich sehr nahe, dass die NAKO sich zukünftig auch in diesem Feld engagieren wird.

Nun zurück zu Ihnen. Sie haben im Rahmen des Promotionsprogramms Neurosciences am International Max Planck Research School Göttingen promoviert. Wie kamen Sie zur Wissenschaft?

Ich habe mich schon seit meiner Kindheit für verschiedene naturwissenschaftliche Disziplinen begeistert. Deshalb lag es für mich auf der Hand, ein naturwissenschaftliches (Promotions)Studium zu wählen. Zuerst Molekulare Biotechnologie und dann Neurowissenschaften. Zu Beginn wollte ich eigentlich Astronautin werden.

Warum forschen Sie nicht mehr?

Im Laufe der Promotion habe ich gemerkt, dass ich es spannender finde zu hinterfragen, wie eigentlich Forschung ermöglicht wird bzw. wie einzelne Institutionen in der Forschung Spitzenforschung ermöglichen. Deshalb bin ich ins Wissenschaftsmanagement gewechselt und auch ein betriebswirtschaftliches Studium absolviert. Ich bin dennoch froh um meinen naturwissenschaftlichen Hintergrund, da es mir dadurch leichter fällt, Dinge in der Forschung einzuordnen und die Besonderheiten im Forschungsumfeld zu berücksichtigen.

Was für ein Image hat heute Ihrer Ansicht nach die Wissenschaft – speziell die Naturwissenschaften – in der Gesellschaft?

In der Pandemie wurde deutlich, dass die (natur)wissenschaftliche Denkweise nicht überall verbreitet ist. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass die Mehrheit unserer Gesellschaft ein positives Bild von der Wissenschaft hat. Allerdings muss das immer wieder durch Erfolge unter Beweis gestellt werden – um beim Beispiel zu bleiben etwa durch eine schnelle Impfstoffherstellung – und das muss der Bevölkerung auch verständlich vermittelt und
kommuniziert werden.

Wie könnte man ihrer Ansicht nach mehr junge Leute an die Wissenschaft heranführen?

Die jungen Leute werden in Zukunft leider viele Probleme lösen und bewältigen müssen. National bringt beispielsweise die Altersstruktur der Bevölkerung etliche Herausforderungen mit sich, global ist der Klimawandel sicher das fundamentalste Problem. Die Wissenschaft kann sicher Innovationen und Lösungen liefern, die der Problemlösung förderlich sind. Dass Wissenschaft und unsere alltäglichen und gesellschaftlichen Probleme eng miteinander verknüpft sind, sollte deshalb schon früh bei Kindern adressiert werden, und zwar nicht abstrakt, sondern auf eine sehr anschauliche Weise. Kinder sind nach meiner Erfahrung sehr wissbegierig und begeisterungsfähig. Die Förderung der wissenschaftlichen Kompetenz sollte auch weiter durch gemeinsame Aktionen von Schulen, Hochschulen, Politik und Wirtschaft betrieben werden, sodass bei der Berufswahl eine entsprechende Entscheidung möglich ist. Dabei können beispielsweise Veranstaltungen wie der Tag der offenen Tür helfen oder Angebote an Schüler, bei denen sie selbst experimentieren können.

Vielen Dank für das Gespräch Frau Breunig.

Das Gespräch führte G. Bisognin-Nechwatal

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