Schlafforschung ein verschlafenes Thema?

Zum Weltschlaftag am 18. März haben wir den Schlafforscher Prof. Dr. Thomas Penzel von der Charité in Berlin interviewt.

Wie sind Sie zu Ihrem heutigen Beruf gekommen? Wie kam Ihre Entscheidung, in der Schlafforschung zu arbeiten?

Ich habe Physik und Humanbiologie studiert. Über mein Studium bin ich zu meinem Beruf gekommen. Zur Schlafforschung bin ich über den Zivildienst gekommen.

Welche Rolle spielt die NAKO Gesundheitsstudie für die Schlafforschung?

In der breit angelegten NAKO Studie wird auch der Schlaf beleuchtet. Unter anderem werden mit Hilfe multipler Biosignale innovative Algorithmen zur Einordnung von Schlafphänomenen untersucht. Wichtige Aspekte des Schlafverhaltens werden erfragt und eine Untergruppe der Teilnehmenden mit Bewegungsmessern untersucht. Daraus erwarten wir interessante Zusammenhänge mit der somatischen und seelischen Gesundheit.

Was sind die häufigsten Gründe für Schlafprobleme?

Wir unterscheiden Schlafstörungen aus innerer Ursache (Schlafapnoe, Narkolepsie) und aus äußerer Ursache (Schlaflosigkeit aufgrund von Stress, Licht, Lärm). Diese beiden Gruppen sind am häufigsten.

Gibt es Faktoren, die Schlafprobleme begünstigen, von den Menschen aber eher unterschätzt werden?

Ja, auch Schlaf muss wie auf Ernährung Rücksicht genommen werden. Guter Schlaf kommt nicht von alleine.

Viele Menschen hassen es, morgens aufzustehen, weil sie noch müde sind. Was kann man tun, um morgens besser aus dem Bett zu kommen?

Wenn man morgens noch müde ist, dann hat man zu wenig, häufig zu kurz geschlafen. Man sollte dann früher zu Bett gehen. Licht, Ablenkungen etc. bringen uns dazu zu kurz und zu schlecht zu schlafen.

Wie viele Stunden Schlaf sind gesund?

Sieben bis acht Stunden.

Wie wirkt sich zu wenig Schlaf oder schlechter Schlaf auf die Gesundheit aus?

Das Immunsystem leidet, Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Hormone, Leistungsfähigkeit, Reaktionsfähigkeit, Stimmung leiden.

Was kann man gegen Schlafprobleme tun?

Zuerst Schlafhygiene beachten und wenn das über 4 Wochen nicht hilft, zum Hausarzt gehen und wenn der einen weiter überweist, zum Schlafmediziner.

Fast jeder kennt Kindheitsrituale wie z. B. warme Milch mit Honig vor dem Schlafengehen zu trinken. Helfen diese Rituale wirklich beim Einschlafen?

Ja Rituale helfen denen, die Probleme mit dem Einschlafen haben. Was es nun konkret ist, die Milch, das Buch lesen, Musik, ist individuell verschieden.

Was kann man tun, um einen gesunden Schlaf-Wach-Rhythmus zu haben?

Sich an die Regeln der Schlafhygiene (siehe DGSM Webseite und andere) halten.

Wie schätzen Sie den Erfolg von Initiativen wie z. B. dem Weltschlaftag ein?

Solche Aktionen helfen die Aufmerksamkeit auf Schlaf im Allgemeinen und auf Schlafstörungen im speziellen zu erhöhen. Der Erfolg ist begrenzt, da Schlaf kein besonders spannendes Thema ist.

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