Die Vermessung des Körpers: Charakteristische Merkmale der NAKO Teilnehmenden

Die Auswertung der Daten der ersten 101.817 NAKO Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Basisuntersuchung gibt Auskunft über Körpermaße wie Größe, Gewicht und Körperumfänge der Studienpopulation. Auffallend sind dabei unter anderem die regionalen Unterschiede. Dies geht aus der Studie „Anthropometrische Messungen in der NAKO Gesundheitsstudie, mehr als nur Größe und Gewicht“ von Beate Fischer et al. hervor.

Die Messung der Körpergröße, des Gewichts und der Körperzusammensetzung (Anthropometrie) gehört zum Standarduntersuchungsprogramm in allen 18 NAKO Studienzentren. Ein überhöhter Körperfettgehalt ist zum Beispiel ein Risikoindikator für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. In der NAKO Gesundheitsstudie wurden die anthropometrischen Daten – in der Basisuntersuchung – mittels einer Erweiterung des Basis-Programms komplettiert. 20 Prozent der Teilnehmenden (40.000) erhielten zusätzlich eine Sonografie des Bauchfettes und 30.000 ein MRT in den dafür ausgestatteten 5 Studienzentren.

Erste Ergebnisse

In Bezug auf die Körpergröße wurden die Mittelwerte aller über 100.000 Teilnehmenden verglichen. Daraus ergibt sich, dass bundesweit Männer im Schnitt 178 cm und Frauen 165 cm groß sind. „Geschlechterunabhängig waren die älteren Teilnehmenden deutlich kleiner als die jüngeren und der mittlere Unterschied der Körpergröße zwischen der jüngsten und der ältesten Altersgruppe betrug über 6 cm.“, so die Ergebnisse der Studie „Anthropometrische Messungen in der NAKO Gesundheitsstudie“. Auffällig ist, dass in Deutschland die Menschen im Norden durchschnittlich größer sind. Im Studienzentrum Kiel, z. B., erreichen die Männer eine Statur von 179 cm und die Frauen 166 cm, während im Studienzentrum Augsburg die Männer 177 cm und die Frauen 164 cm im Mittel groß sind. Ebenso relevant sind die Daten zum ermittelten Durchschnittsgewicht. Beim Körpergewicht wurden Unterschiede von über fünf Kilogramm zwischen den einzelnen Studienregionen festgestellt. Die höchsten BMI-Werte (Body Mass Index) wurden für die Studienregion Neubrandenburg ermittelt, gefolgt von Augsburg, Saarbrücken und Essen. Niedrigere Werte wurden hingegen in den Studienregionen Münster, Freiburg, Bremen, Hannover und Berlin-Mitte gemessen.

Warum für die Forscherinnen und Forscher anthropometrische Werte von Interesse sind, erklärt Dr. Beate Fischer so: „Die in der NAKO Gesundheitsstudie gesammelten Daten bieten die außergewöhnliche Gelegenheit, den Zusammenhang zwischen körperlichen Merkmalen, deren Veränderung mit zunehmendem Alter und der Entstehung von Zivilisationskrankheit durch eine gänzlich neue Sichtweise und Perspektive zu untersuchen“.

Die Forscherin am Lehrstuhl für Epidemiologie und Präventivmedizin der Universität Regensburg und NAKO Studienzentrumsleiterin arbeitet mit Kolleginnen und Kollegen an der Auswertung der restlichen Datensätze aus der Basisuntersuchung: „Wir sind vor allem auf die Analysen zu den Ursachen für die regionalen Unterschieden gespannt. Mit den Daten aus der Folgeuntersuchung wird es dann beispielsweise möglich sein zu untersuchen, welche Körperzusammensetzung und vor allem Verteilung des Körperfettes sich besonders positiv auf die Gesundheit auswirkt. Denn so viel ist schon bekannt, manche Körperfettarten haben auch positive, gesundheitliche Effekte“.

Mit besonderem Interesse verfolgen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Rolle und den Einfluss der Corona-Pandemie auf die Anthropometrie. Dazu Professor Dr. Annette Peters, Vorstandsvorsitzende der NAKO Gesundheitsstudie und Direktorin des Instituts für Epidemiologie am Helmholtz Zentrum München: „Wir richten unser besonderes Augenmerk auch auf die Auswirkung des Corona-Virus und die erfolgten Schutzmaßnahmen. Wissenschaftliche Fragen wie: „Wie beeinflusst die Corona-Pandemie und die veränderten Lebensumstände das Gewicht und die Verteilung des Körperfettes?“, „Welche Menschen sind davon insbesondere betroffen und haben die Veränderungen Auswirkungen auf die Gesundheit?“ gilt es zu beantworten. Dabei kann die NAKO Gesundheitsstudie einen erheblichen Beitrag leisten, da sie die Entwicklung von der Basisuntersuchung und zur laufenden Folgeuntersuchung beobachten kann.

Weitere Informationen

Originalpublikation

Anthropometrische Messungen in der NAKO Gesundheitsstudie – mehr als nur Größe und Gewicht, Beate Fischer et al., Bundesgesundheitsblatt, Band 63, Heft 3, 2020. www.link.springer.com/article/10.1007/s00103-020-03096-w 

Ansprechpartner für die Presse

Dr. Friederike Fellenberg
NAKO Gesundheitsstudie
Leiterin Projekt- und Wissenschaftskommunikation
Am Taubenfeld 21/2
69123 Heidelberg
Tel.: +49 6221 42620-62
E-Mail: friederike.fellenberg@nako.de

NAKO Gesundheitsstudie

Die NAKO Gesundheitsstudie ist die größte Langzeit-Bevölkerungsstudie in Deutschland. In 18 Studienzentren werden seit 2014 über 200.000 zufällig ausgewählte Personen medizinisch untersucht und nach ihren Lebensgewohnheiten befragt. Zum Start der Studie waren die Teilnehmenden im Alter von 20 – 69 Jahren. 

Die NAKO Gesundheitsstudie ist eine prospektive epidemiologische Kohortenstudie. Die Forschenden beobachten dabei eine große Gruppe, eine sogenannte Kohorte, aus gesunden, kranken oder ehemals kranken Menschen über eine lange Zeitspanne. Ziel ist es, durch wissenschaftliche Auswertungen der Daten der Teilnehmenden, Häufigkeit und Ursachen von Volkskrankheiten wie beispielsweise Krebs, Diabetes oder Herz-Kreislauferkrankungen aufzuklären, Risikofaktoren zu erkennen und Wege für eine wirksame Vorbeugung und Früherkennung aufzuzeigen. 

Das Forschungsprojekt wird von 26 Einrichtungen getragen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von Universitäten, der Helmholtz-Gemeinschaft, der Leibniz-Gemeinschaft und weiteren Forschungsinstituten in Deutschland arbeiten in einem bundesweiten Netzwerk zusammen. Die Studie wird vom Verein NAKO e.V. durchgeführt. Finanziert wird sie aus öffentlichen Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), der Helmholtz-Gemeinschaft und der beteiligten Bundesländer.  

www.nako.de

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