Interviews mit teilnehmenden Fußballer*innen

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Interviews mit teilnehmenden Fußballer*innen

Hier finden Sie Interviews mit ehemaligen Fußballprofis, die an der SoccHealth-Study teilnehmen.

„Für mich war die Zeit, in der ich mit dem Sport Geld verdiente, in dem Moment abgeschlossen, in dem ich zum letzten Mal vom Platz ging.“ – Oliver Schmidt, ehemaliger Fußballprofi und Teilnehmer an der NAKO Fußballstudie

Vor kurzem haben wir den ehemaligen Fußballprofi Oliver Schmidt interviewt. Mit uns hat er über seine Zeit bei Hertha BSC, seine Karriere nach der Karriere und darüber, wie es war, mit seinem Zwillingsbruder in einer Mannschaft zu spielen, gesprochen.

  1. Was ist ihre persönliche Motivation, an der NAKO Fußballstudie teilzunehmen?

Gesundheitsstudien interessieren mich generell immer, da meine Frau angewandte Sportwissenschaften studiert hat, und dadurch in Kontakt mit vielen Studien gekommen ist. Andererseits möchte ich natürlich auch etwas zur Verbesserung der allgemeinen Gesundheit unter Profisportlern beitragen: Früher haben wir beispielsweise viele Trainingsmethoden angewandt, bei denen man heute den Kopf schütteln würde – zum Glück hat sich durch die Forschung mittlerweile vieles verändert.

  1. Wie war für Sie die Erfahrung im Studienzentrum Berlin-Nord?

Total interessant: es gab viele Tests, die ich davor noch nie gemacht hatte, wie z. B. den Gedächtnistest. Zwar war mein sechsstündiger Besuch im Studienzentrum etwas anstrengend, aber ich habe sehr gerne teilgenommen – für die Forschung, aber auch, weil ich neugierig auf meine Ergebnisse bin.

  1. Wann haben Sie angefangen, Fußball zu spielen und wie wurden Sie Fußballprofi?

Fußball spielte ich schon, seit ich laufen konnte, und mit 5 Jahren kam ich in meinen ersten Verein, den SC Siemensstadt. Mein Zwillingsbruder Andreas und ich spielten in dem Verein, der damals zu den führenden Vereinen in Berlin gehörte, bis wir 18 waren. Parallel dazu haben wir die U16 bis U21 Nationalmannschaften durchlaufen und kamen mit 18 zu Hertha BSC. Heute läuft das alles anders: Die Jugendlichen kommen viel früher zu Profivereinen und trainieren viel anspruchsvoller und häufiger. Mit Anfang 20 sind viele schon verschlissen. Früher war vieles einfacher, auch im Kontakt mit der Außenwelt: Unser Trainer hat uns nach einem verlorenen Spiel oft gesagt, dass wir ein paar Tage lang keine Zeitung lesen sollen. Heute haben viele das Bedürfnis, ständig präsent zu sein und machen sich dadurch angreifbar, dass sie ständig in den sozialen Medien posten. Ich bin froh, dass es diese Dauerpräsenz noch nicht gab, als ich Fußballprofi war.

  1. Sie haben bereits erwähnt, dass Ihr Zwillingsbruder Andreas ebenfalls Fußballprofi war – liegt das Talent für den Fußball bei Ihnen in der Familie?

Nicht unbedingt, aber wir sind alle sehr sportbegeistert: Ich habe drei Söhne; einer von ihnen spielt ebenfalls Fußball und die anderen Hockey in der Hockey-Bundesliga. Es kann schon sein, dass so etwas vererbt wird, denn ich höre heute häufig Namen von jungen Spielern, die mir bekannt vorkommen, und wenn ich sie google, finde ich heraus, dass sie die Söhne von ehemaligen Fußballprofis sind. Andererseits glaube ich aber auch, dass Talent gefördert und gefordert werden muss, um es in den Profibereich zu schaffen – und vielleicht vermitteln ehemalige Profis dies einfach sehr gut an ihre Kinder.

  1. Sie und ihr Zwillingsbruder haben eine Zeitlang in derselben Mannschaft – bei Hertha BSC – gespielt. Wie war das für Sie?

Das war eine sehr schöne Erfahrung. Die Verbindung zwischen Zwillingen ist noch mal stärker als zwischen anderen Geschwistern. Mein Bruder Andreas und ich haben uns immer sehr gut verstanden und teilten die Leidenschaft für den Fußball. Ich habe die Zeit genossen, in der wir zusammen bei Hertha gespielt haben. Wir waren lange Zimmerpartner und haben nie einen Konkurrenten im jeweils anderen gesehen.

  1. Haben Sie auch mal gegeneinander gespielt?

Zum Glück nicht! Nach einer Verletzung konnte ich leider nur noch in der 2. und 3. Liga spielen, und daher nicht mehr bei einem Spiel auf meinen Bruder treffen. Lediglich bei meinem Abschiedsspiel, das ein Benefizspiel war, habe ich ein einziges Mal gegen meinen Bruder gespielt. Das macht man nicht gerne!

  1. Bei der NAKO Fußballstudie geht es darum, herauszufinden, welche Langzeitfolgen eine Fußballkarriere nach sich ziehen kann. Spüren Sie körperliche Folgen Ihrer Karriere?

Leider hatte ich im Laufe meiner Karriere viel Pech: Ich hatte mehrere Verletzungen im Schulterbereich, weshalb auch heute noch bestimmte Bewegungen schmerzhaft für mich sind. Dann hatte ich noch einen Knöchelbruch, der aber zum Glück glimpflich ausging, mehrere Bänderrisse, einen Verschleißschaden im Knie und musste am Meniskus operiert werden. Zum Glück verliefen die Operationen aber ohne größere Probleme und ich bin heute relativ gesund. Ich treibe immer noch viel Sport, und das hilft meinem Körper, gesund zu bleiben: Ich laufe viermal pro Woche, spiele Tennis und mache Krafttraining. Ich kenne allerdings auch ehemalige Spieler, die mit Anfang 40 bereits ein künstliches Kniegelenk gebraucht haben. Hinter einer Profikarriere steckt eben harte Arbeit, auch, wenn heute zum Glück anders trainiert wird als früher.

  1. Wie ging es nach Profikarriere beruflich für Sie weiter?

Ich habe parallel zu meiner Fußballkarriere an der FU Berlin BWL studiert und ein Vordiplom gemacht. Danach bin ich durch einen Vereinswechsel an die Fernuni Hagen gewechselt. Das Studium habe ich zwar nicht beendet, jedoch hat das Studium mich gut auf die Zeit nach dem Fußball vorbereitet.

Mir war klar, dass ich nach meiner Profikarriere auf keinen Fall im Sportgeschäft bleiben wollte, da es mir wichtig war, mehr Zeit für meine Familie zu haben. Damals war ich ein Exot, weil ich neben der Fußballkarriere studiert habe, aber ich wusste, dass ich einen anderen Weg gehen würde als viele andere Sportler nach ihrer aktiven Zeit. Ich war eine Zeitlang ehrenamtlich Betreuer der Hockeymannschaft meiner Jungs, was schön war, aber für mich war die Zeit, in der ich mit dem Sport Geld verdiene, in dem Moment abgeschlossen, in dem ich zum letzten Mal vom Platz ging.

Mein letzter Verein, der FC Ingolstadt 04, hatte einen großen Personaldienstleister als Sponsor, bei dem ich direkt nach meiner Profikarriere anfangen konnte zu arbeiten. Mittlerweile arbeite ich immer noch bei derselben Firma und bin inzwischen Niederlassungsleiter. Ich bin dankbar, dass das alles so gut geklappt hat; das ist nicht selbstverständlich.

  1. Spielen Sie heute noch ab und zu Fußball?

Leider hatte ich 2017 eine Meniskusverletzung. Bis dahin habe ich in der Traditionsmannschaft von Hertha BSC gespielt, aber seitdem nicht mehr, da es mir zu riskant wäre, weiterhin Fußball zu spielen. Aber ich treibe immer noch viel Sport. Eigentlich kann ich sogar sagen, dass mein Leben aus Sport besteht, da auch meine Kinder und meine Frau sehr aktiv sind. Nur Geld verdiene ich damit – bewusst – nicht mehr.

„Es war ein absoluter Traum für mich, so lange Fußball spielen zu können.“ – Ariane Hingst, ehemalige Profifußballerin und Teilnehmerin an der NAKO Fußballstudie

(Quelle: Michael Romacker.)

Wie fühlt es sich an, als Fußballerin die Weltmeisterschaft und die Europameisterschaft zu gewinnen – und das gleich mehrmals? Darüber und über ihre Teilnahme an der NAKO-Fußballstudie haben wir mit Ariane Hingst gesprochen:

1. Was ist ihre persönliche Motivation, an der NAKO Fußballstudie teilzunehmen?

Generell finde ich, dass es viel zu wenige Studien gibt, die sich mit der Gesundheit von Fußballerinnen beschäftigen. Ich finde es großartig, dass in der NAKO Fußballstudie sowohl Frauen als auch Männer untersucht werden, die eine Karriere im Profifußball hatten.
Gleichzeitig ist die NAKO Fußballstudie auch die erste wissenschaftlich-medizinische Studie, an der ich teilnehme – und wenn ich durch meine Teilnahme etwas zur Forschung beitragen kann, mache ich das natürlich gerne.

2. Wann haben Sie angefangen, Fußball zu spielen und wie wurden Sie Fußballprofi?

Ich spiele schon, seit ich laufen kann. 😊 So richtig im Verein habe ich angefangen, als ich sieben Jahre alt war, bei Hertha 03 Zehlendorf.
Gescoutet wurde man damals noch nicht: Ich bin irgendwann einfach zu Turbine Potsdam gewechselt, da der Verein in der Nähe meines Wohnorts Berlin war und in der Bundesliga gespielt hat. Wenn man sich die damaligen Rahmenbedingungen und die Bezahlung anschaut, kann man allerdings nicht wirklich von Profifußball sprechen… Aber es war auch eine andere Zeit.

3. Sie sind zweifache Weltmeisterin und vierfache Europameisterin. Gibt es einen Titel, der Ihnen besonders viel bedeutet?

Nein, man kann die Titel absolut nicht miteinander vergleichen. Das ist, als ob man sagen müsste, welches seiner Kinder man am meisten liebt – jeder Titel ist einzigartig und mit tollen Erinnerungen verknüpft.

4. Sie haben während Ihrer Karriere in verschiedenen Ländern gespielt – wie war diese Erfahrung für Sie?

Eines meiner Karrierehighlights waren definitiv die Länder, die ich bereisen konnte. Normalerweise kommt man nicht besonders viel mit der Kultur eines Landes in Berührung, da man selten mehr als den Flughafen, das Hotel und den Fußballplatz zu sehen bekommt. Aber als ich bei den Olympischen Spielen in Sydney teilnehmen durfte, wusste ich, dass ich unbedingt noch einmal nach Australien wollte.
Später habe ich mehrere Jahre in Australien gespielt und das Land bereist. Auf diese Idee wäre ich ohne die Olympischen Spiele nicht gekommen. Ich habe während meiner Karriere so viel gesehen und so viele Menschen kennengelernt – das zeigt, dass es letztendlich um so viel mehr geht als nur ums Fußball spielen.
Die Jahre, die ich in Australien, und davor in Schweden, gespielt habe, waren extrem bereichernd für mich, und ich kann jedem, der die Möglichkeit dazu hat, nur empfehlen, eine Zeitlang im Ausland zu leben.

5. Während Sie als Fußballprofi aktiv waren, haben Sie zwei Ausbildungen absolviert: Sie sind gelernte Bankkauffrau und Physiotherapeutin. Wie haben Sie das zeitlich unter einen Hut bekommen?

Die Zeit der Ausbildung war sehr anstrengend. Ich habe bei der Deutschen Bank gelernt, die damals schon Sport gefördert hat. Einige der anderen Auszubildenden waren ebenfalls Sportler im Profibereich, wir hatten u.a. Schwimmer, Boxer und Kanuten in einer Klasse. Der große Vorteil daran war, dass ich in einer 50% Anstellung arbeiten konnte und für die Profispiele keinen Sonderurlaub nehmen musste.
Die Ausbildung zur Physiotherapeutin war sehr anstrengend: Mein Tag ging oft von 7 Uhr morgens bis 9 oder 10 Uhr abends – aber das war damals einfach so. Ich bin froh, dass sich die Zeiten geändert haben und Fußballerinnen mittlerweile bessere Möglichkeiten haben.

6. Ziel der NAKO Fußballstudie ist es, herauszufinden, welche Langzeitfolgen eine Profikarriere mit sich bringen kann. Spüren Sie körperliche Beschwerden, die mit Ihrer Karriere als Fußballprofi zu tun haben könnten?

Definitiv: Ich habe Knorpelschäden in meinen beiden Knien, wodurch ich leider Gottes nicht mehr lange joggen, und nicht mehr Fußball spielen kann. Und auch mein Rücken hat unter den Folgen zu leiden – meine Karriere ist nicht spurlos an mir vorbeigegangen…

7. Wie kam es dazu, dass Sie nach Ihrer Karriere als Fußballspielerin Trainerin geworden sind?

Die damalige Trainerin der Nationalmannschaft, Tina Theune, hat mich und andere Spielerinnen dazu motiviert, ebenfalls den Trainerschein zu machen. Mich hat das zu der Zeit aber nicht besonders interessiert. Später bin ich ins Ausland gegangen und hatte mit Verletzungen zu kämpfen, sodass ich den Trainerschein letztendlich erst nach meiner aktiven Karriere gemacht habe. Ich wusste damals nicht genau, was ich nach der Profikarriere machen wollte, nur, dass ich weder in der Bank noch als Physiotherapeutin arbeiten mochte – und dann war ich plötzlich mittendrin (2016 zunächst als Co-Trainerin des VfL Wolfsburg und seit 2021 als Co-Trainerin der deutschen U19- und U20-Nationalmannschaft, Anm. d. Red.).

8. Was macht mehr Spaß: Fußballprofi oder Fußballtrainerin sein?

Das kann man eigentlich nicht vergleichen: Für mich sind das getrennte Lebensabschnitte. Es war ein absoluter Traum für mich, so lange Fußball spielen zu können, und jetzt macht es mir großen Spaß, als Trainerin zu arbeiten. Aber auch dieser Abschnitt wird irgendwann zu Ende sein, und dann kommt wieder etwas Neues – alles hat seine Zeit.

9. Was machen Sie gerne in Ihrer Freizeit?

Ich verreise sehr gerne und bin leidenschaftliche Taucherin. Vor allem in Südostasien, im warmen Meer, ist es einfach traumhaft zu tauchen. Aber es gibt noch sehr viele andere Orte auf meiner Liste, die ich bisher noch nicht bereist habe. 😊

Die Etappen einer spannenden Karriere: Edgar „Euro-Eddy“ Schmitt, Teilnehmer der NAKO-Fußballstudie und Botschafter des Studienzentrums Mannheim

(Quelle: Markus Gilliar)

Vor ein paar Tagen haben wir Edgar „Euro-Eddy“ Schmitt ins NAKO Studienzentrum Mannheim begleitet. Heute folgt ein Interview über die wichtigsten Stationen seiner Karriere, seine Rolle als NAKO-Botschafter und das Leben nach dem Profisport.

 

  1. Warum nehmen Sie an der Fußballstudie teil?

Ich finde die SoccHealth-Study sehr spannend, und es interessiert mich, wie man die Langzeitfolgen einer Profikarriere bei ehemaligen Fußballern beziffern kann: Wie viele haben gesundheitliche Probleme? Und um welche Probleme handelt es sich? Ansonsten ist es natürlich auch für mich persönlich interessant, zu sehen, wo meine persönlichen Defizite liegen.

 

  1. Leiden Sie unter Langzeitfolgen Ihrer Profikarriere?

Auf jeden Fall – ich hatte u.a. Probleme mit beiden Knöcheln, hatte eine schlimme Knieverletzung, habe mir dreimal die Nase gebrochen und einmal die Hand. Ich glaube auch, dass mein Immunsystem darunter gelitten hat, dass ich oft Schmerzmittel genommen, und weitergespielt habe, statt mich zu erholen.

Als ich damals Profi war, war die Medizin im Fußball noch nicht so weit wie heute, und man hat sich keine Gedanken über Konsequenzen gemacht. Oft wurde man als Spieler im Training so belastet, dass man sich danach erst mal erholen musste. Aber ich war sehr ehrgeizig, ohne Wenn und Aber. Hätte mein Trainer gesagt „Du rennst jetzt zehnmal den Berg hoch“, hätte ich das gemacht. Heute ist das anders: Sowohl Spieler als auch Trainer sind viel gebildeter als damals. Früher hat man auf der Straße Fußball gespielt und Bildung war nicht so wichtig – ich selbst habe erst im hohen Alter, nach meiner Profikarriere, studiert. Aber heute sind Trainingsmethoden viel wissenschaftlicher und medizinischer als damals.

 

  1. Wann haben Sie mit dem Fußballspielen angefangen? Und wie kam es dazu, dass Sie Profi wurden?

Ich habe mit 4 Jahren angefangen, auf der Straße zu spielen, und mit 6 Jahren im Verein. Profi geworden bin ich erst mit 28, mein erster Profiverein war die Eintracht Frankfurt. Der Verein war auf mich aufmerksam geworden, weil ich zweimal einen Preis als bester Amateurspieler Deutschlands bekommen hatte.

 

  1. Das ist außergewöhnlich, wenn man bedenkt, wie jung die meisten Spieler heutzutage in den Profibereich kommen…

Das stimmt, das war ungewöhnlich. Ich habe nie in einer Auswahlmannschaft gespielt, diese Erfahrung fehlte mir leider. Innerhalb weniger Jahre musste ich die Defizite, die ich gegenüber den anderen Profispielern in meiner Mannschaft hatte, aufholen. Aber meine Geschichte beweist: Man kann es schaffen, wenn man ehrgeizig ist und hart arbeitet.

 

  1. Das sogenannte „Wunder vom Wildpark“ brachte Ihnen den Spitznamen „Euro-Eddy“ ein. Damals spielten Sie mit dem KSC gegen den spanischen Tabellenführer FC Valencia und gewannen mit 7:0. Vier der sieben Tore haben Sie geschossen – wie haben Sie sich nach diesem Triumph gefühlt?

Das Spiel gegen Valencia war etwas ganz Besonderes. Die Fans haben 90 Minuten lang gesungen und nach dem Spiel lagen sich wildfremde Menschen in den Armen – so etwas hatte ich noch nie erlebt.

Viele Leute haben mich schon gefragt, wie man sich bei einem solchen Spiel fühlt, aber ich muss sagen, während des Spiels ist man sehr fokussiert, man macht seinen Job und ist sich gar nicht darüber bewusst, wie außergewöhnlich das ist, was da gerade passiert. Erst nach dem Abpfiff habe ich das für mich wahrgenommen und mir gedacht: „So fühlt es sich also an, wenn man etwas ganz Großes erreicht.“ Ich war müde, aber auch gerührt. Eine Sache, an die ich mich noch gut erinnere: Nach dem Spiel kam Oliver Kahn zu mir und sagte knapp: „Geht doch!“, woraufhin ich erwiderte: „Ja, das stimmt, aber du warst auch ganz gut.“ 😊

 

  1. Wie ging es nach der Profikarriere beruflich für Sie weiter?

Es ist nie einfach, wenn man in einem Job aufhört, in dem man sehr gut war, und dann etwas ganz Neues anfangen muss. Bei Fußballern ist das der schwerste Schritt, den man sich vorstellen kann. Ich wollte in keinen anderen Bereich gehen, daher wurde ich Trainer.

Ich habe aber auch studiert: Bevor ich Profispieler wurde, war Bildung nie ein großes Thema, und ich habe mich immer zu 100% aufs Fußballspielen konzentriert. Daher hatte ich in meiner Jugend auch nur den Hauptschulabschluss gemacht. Während meiner Karriere begann ich aber, immer mehr Fachliteratur zu lesen, vor allem über Psychologie. Und mit 46 habe ich angefangen, Sportökonomie in Schmalkalden zu studieren. Der Studiengang ist speziell für ehemalige Profisportler, aber ich war damals der einzige Fußballer. Ich bin danach an einer Sporthochschule Lehrer geworden.

Zwischendurch habe ich auch zwei große Sportgeschäfte geführt, aber als mein Geschäftspartner und guter Freund, mit dem ich das zusammen gemacht habe, gestorben ist, habe ich die Geschäfte verkauft.

Heute bin ich Markenbotschafter mehrerer Firmen und habe eine eigene Fernsehsendung, den KSC Kneipentalk.

 

  1. Was machen Sie gerne in Ihrer Freizeit? Spielen Sie noch Fußball?

So gut wie gar nicht mehr; ab und zu noch bei Benefiz-Spielen, aber das geht gesundheitlich nicht mehr so gut und ist sehr anstrengend für mich. Ansonsten lese ich viel und verbringe Zeit mit meiner Familie.

„Ich habe mich bewusst dazu entschieden, nicht mehr 24/7 für den Fußball zu leben.“ – Carsten Keuler, ehemaliger Fußballprofi und NAKO-Teilnehmer am Studienzentrum Mannheim

Nach der Profikarriere folgt für viele ehemalige Fußballer und Fußballerinen oft eine berufliche Neuorientierung. Carsten Keuler, der u. a. für den 1. FC Köln und den 1. FC Nürnberg gespielt hat, hat nach dem Fußball studiert und arbeitet heute als Lehrer. Mit uns hat er über seinen neuen Beruf, seine Teilnahme an der NAKO-Fußballstudie und die Chancen der deutschen Nationalmannschaft auf den WM-Titel gesprochen.

(Quelle: privat)

(Quelle: privat)

Herr Keuler, warum nehmen Sie an der Fußballstudie teil?

Für mich zählt vor allem der Solidaritätsgedanke: Ich bin offen dafür, meine eigenen Erfahrungswerte weiterzugeben, wenn sie sinnvoll verwendet werden, damit kommende Generationen davon profitieren können.

Bei der NAKO SoccHealth-Study geht es darum, festzustellen, welche Langzeitfolgen eine Karriere als Fußballprofi haben kann. Spüren Sie denn irgendwelche Folgen?

Ja, natürlich. Ich denke alle, die professionell und im Leistungsbereich Sport treiben, spüren später im Leben die ein oder anderen Verschleißerscheinungen. Ich selbst merke jeden Morgen beim Aufstehen, dass ich meine Muskulatur und Gelenke jahrelang exzessiv trainiert habe. Aber dasselbe gilt sicherlich auch für andere Berufsgruppen, die körperlich arbeiten, wie z. B. Handwerker.

Wann haben Sie mit dem Fußballspielen angefangen? Und wie kam es dazu, dass Sie Profi wurden?

Ich habe mit 5 Jahren bei meinem Heimatverein, dem FV Engers 07, angefangen und als Jugendspieler auch schon bei den Senioren mittrainiert. Damals wurde zwar noch nicht so exzessiv Scouting betrieben wie heutzutage, aber es gab auch schon ein Scouting System. Ich habe in der Verbandsauswahl des Fußballverbands Rheinland gespielt, dort gab es immer wieder sogenannte Sichtungslehrgänge und Spiele. Dabei bin ich den Trainern des 1. FC Köln aufgefallen. Diese haben mich mehrmals gesichtet, bis ich 1989 in die A-Jugend des 1. FC Köln, meinen ersten Profi-Verein, gewechselt bin.

Was waren aus heutiger Sicht Ihre Karriere-Highlights?

Auf jeden Fall die internationalen Spiele mit dem 1. FC Köln. Im UEFA-Cup haben wir in Glasgow gespielt, dort herrschte eine tolle Stimmung. Wir haben auch eine Tour in den Iran gemacht, und dort vor 100.000 Zuschauern gegen die Nationalmannschaft des Iran gespielt und auch in Tokio. Ebenfalls in guter Erinnerung geblieben sind mir die beiden Aufstiege, die ich miterlebt habe – einmal mit dem 1. FC Nürnberg und mit Jahn Regensburg als Kapitän.

Was haben Sie nach Ihrer Profi-Karriere beruflich gemacht?

Leider musste ich 2005 verletzungsbedingt meine Karriere beenden, da ich große Probleme mit der Achillessehne hatte. Mit 34 Jahren war dies allerdings vom Zeitpunkt zu verkraften. Danach habe ich Lehramt auf die Fächer Wirtschaft, Arbeitslehre/Haushalt und Sport studiert, und bin heute Klassenlehrer in einer Schule mit Sportklassenprofil. Das bedeutet, dass zwei Klassen in der Orientierungsstufe 5/6 einen Fokus auf dem Fach Sport haben, u. a. haben diese Klassen mehr Sportstunden, zusätzlich Schwimmen, und es werden nachmittags Sport-AGs angeboten.

Spielen Sie noch Fußball?

Nein, ich selbst spiele nicht mehr Fußball. Ich habe nach meiner Karriere den Trainerschein gemacht und jahrelang heimatnah als Trainer in unterklassigen Vereinen gearbeitet, da es war ist,  drei bis vier Einheiten pro Woche mit Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen. Daher habe ich diese Saison beschlossen, das Trainersein vorerst mal ruhen zu lassen und mehr Zeit meiner Familie zu widmen.

Das war eine bewusste Entscheidung, da ich nicht mehr 24/7 für den Fußball leben will, was auch als Trainer in den unteren Klassen so ist, dass man nie wirklich abschaltet.

Was hat Ihnen mehr Spaß gemacht – Spieler oder Trainer zu sein?

Ganz klar Spieler: Man hat ein Luxusleben, in dem man sich über nichts Gedanken machen muss, außer fit zu sein, da durch einen Trainingsplan alles durchstrukturiert wird. Als Trainer hat man viel mehr Verantwortung. Man kann es nie jedem Recht machen, und oftmals werden als einfachere Lösung Trainer entlassen, wenn es mit einer Mannschaft nicht gut läuft, weil die Einstellung der Spieler nicht stimmt.

In den letzten Jahren lief es leider nicht besonders gut für die deutsche Nationalmannschaft – glauben Sie, dass sich das bei der kommenden WM ändern könnte?

Das könnte es auf jeden Fall, aber in so einem Turnier spielen immer viele Faktoren eine Rolle: Man braucht neben einer guten Mannschaft Spielglück und es entwickelt sich daraus etwas und auch das Glück, von Verletzungen möglichst verschont zu blieben. Aber ich denke, dass für die Deutschen alles drin ist, und wünsche meinem ehemaligen Mitspieler Hansi Flick und ehemaligen Co-Trainer Marcus Sorg natürlich ganz viel Erfolg bei der WM!

Interview mit Timo Hildebrand, Botschafter des NAKO Studienzentrums Mannheim

 

Den Fußball-Fans ist Timo Hildebrand durch seine fast 15-jährige Profi-Fußballerkarriere bestens bekannt. Er hat verschiedene Auszeichnungen wie „Fußballer des Monats“, bzw. „Torhüter des Jahres“ und den Bambi Publikumspreis als bester deutscher Nachwuchsspieler sowie das silberne Lorbeerblatt als höchste verliehene sportliche Auszeichnung in Deutschland erhalten. Doch auch außerhalb des Sports findet sein Engagement im sozialen Bereich Anerkennung. Gegenwärtig setzt sich Timo Hildebrand auch für die Wissenschaft, genauer die Gesundheitswissenschaft, als Botschafter des NAKO Studienzentrums Mannheim ein.

Redaktion: Wie kamen Sie zur NAKO Gesundheitsstudie?

T.H.: Man könnte sagen: Auf indirektem Weg. Ich wurde im Rahmen der SoccHealth-Studie [die Socc-Health-Studie untersucht den Gesundheitsstatus von Ex-Fußball-Profis, bei der allgemeine Gesundheitsstand und die Krankheitsprävalenzen von Ex-Fußball-Profis mit der Allgemeinbevölkerung verglichen wird, Anm. d. Red.] als Teilnehmer eingeladen, die Untersuchungen fanden im NAKO Studienzentrum Mannheim statt. So habe ich die NAKO Gesundheitsstudie kennen gelernt.

 

Redaktion: Sie sind Teilnehmer der SoccHealth-Studie. Warum machen Sie mit?

T.H.: Als Fußball-Profi wird man regelmäßig aufs Genauste untersucht. Alles ändert sich schlagartig mit dem Ende der sportlichen Laufbahn. Natürlich bin ich auf meinen jetzigen Gesundheitszustand neugierig, aber die Möglichkeit, einen Beitrag für die Gesundheit von morgen zu leisten, wollte ich mir nicht entgehen lassen.

 

Redaktion: Gab es unter den in der NAKO durchgeführten Untersuchungen und Tests für Sie etwas Neues oder Überraschendes?

T.H.: Der AGE-Reader [Der AGE-Reader bestimmt spezifische Moleküle im Gewebe (AGEs), die Hinweise auf altersbedingte Erkrankungen geben können, Anm. d. Red.] und die kognitiven Tests waren sehr interessant.

 

Redaktion: Wie viele Jahre dauerte Ihre Karriere als Fußball-Profi?

T.H.: Aktiver Fußball-Profi war von ich von Oktober 1999 (das ist das erste Spiel, an dem ich als Profi teilgenommen habe) bis November 2014. Insgesamt – eine lange und spannende Zeit.

 

Redaktion: Worin unterscheiden sich die Anforderungen, die sich heute einem Fußball-Profi – im Vergleich zu früher – stellen?

T.H.: Die heutigen Spielerinnen und Spieler sind wesentlich jünger. Die Profi-Karriere beginnt viel früher als zu meiner Zeit. Mit 20 ist man schon erfahrener Profi.

Alles ist professioneller und dynamischer und kurzlebiger, die Spieler und Spielerinnen sehen sich mit gestiegenen Anforderungen konfrontiert, vor allem in mentaler Hinsicht.

 

 

Redaktion: Haben Sie nach Beendigung Ihrer Fußballkarriere Ihr Leben umgestellt?

T.H.: Ja, aber das ist normal, denn als Profi ist man stark eingebunden. Danach war ich frei, frei mein Leben (neu) zu planen, frei für Familie, Freunde, Hobbies etc. Im ersten Jahr konnte ich das nachzuholen, was während meiner Karriere zu kurz gekommen war. Ich bin z. B. viel gereist. Heute – 10 Jahre nach dem Ende der Profilaufbahn – führe ich ein anderes Leben und habe Zeit für meine Familie und vor allem für meinen Sohn.

 

Redaktion: Was möchten Sie Fußball-Nachwuchskräften mit auf den Weg geben?

T.H.: Ich wünsche den jungen Menschen – nicht nur den Sportinteressierten – den Mut, den eigenen Weg zu gehen, denn jeder Mensch hat Leidenschaften, Neigungen, Vorzüge … Ich empfehle diesen nachzugehen und dabei sein Bestes zu geben – ganz egal ob im Sport, Studium oder Beruf.

 

Redaktion: Und was empfehlen Sie den NAKO Teilnehmenden?

T.H.: Die Gesundheit ist im Leben das Wichtigste. Ich habe für mich gelernt Verantwortung für mein Leben zu tragen. Ich ernähre mich bewusst, mache Yoga, bin achtsam.

Moderate Bewegung und bewusste Ernährung können schon einiges Positives im Leben bewirken.

Meine Empfehlung: Auf sich und das eigene Leben achten.

 

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte G. Bisognin-Nechwatal

„Meine zweite Karriere war ein echter Glücksgriff“ – Carsten Rothenbach, ehemaliger Fußballprofi und NAKO-Fußballstudien-Teilnehmer

Quelle: FC St. Pauli.

Quelle: FC St. Pauli.

Anfang August hatte der ehemalige Fußballprofi seinen Untersuchungstermin im Studienzentrum Hamburg. Uns erzählt er von seiner NAKO-Teilnahme, seiner Profi-Karriere und der Zeit danach.

Bei der NAKO-Fußballstudie geht es darum, herauszufinden, welche Langzeit-Auswirkungen eine Karriere als Profi-Fußballer hat. Haben Sie körperliche Beschwerden, die aus Ihrer aktiven Zeit stammen könnten?

Nein, zum Glück nicht – aber nur, weil man sich gut fühlt, muss das ja nicht automatisch heißen, dass auch alles gut ist. Das finde ich besonders interessant an der NAKO: Zu betrachten, wie sich Erkrankungen andeuten und entwickeln können, und hoffentlich mit den Ergebnissen Wege zu finden, wie man dem frühzeitig entgegensteuern kann.

Gab es eine Untersuchung im Studienzentrum, die Sie besonders interessant fanden?

Ich fand einige Untersuchungen, die man üblicherweise nicht unbedingt macht, sehr interessant, wie z.B. den Gedächtnistest oder die Untersuchung des Blutflusses im Körper.

Wann haben Sie mit dem Fußballspielen angefangen und wie wurden Sie Profi?

Ich habe mit 6 Jahren angefangen, im Verein zu spielen, aber so wie das heute mit dem Scouting funktioniert, war es früher noch nicht. Damals hat der Trainer das Potenzial eines Spielers erkannt und dann ging es Schritt für Schritt durch verschiedene Auswahlmannschaften. Von meiner Seite aus war die Profikarriere nie geplant, aber es öffnete sich für mich immer die nächste Tür, bis ich mit 16 zum Karlsruher SC, meinem ersten Profiverein, kam.

Haben Sie ein Karrierehighlight?

Mehrere: Ich bin mit St. Pauli zweimal aufgestiegen und auch mit dem KSC aus der 3. Liga in die 2. gekommen. Die Bundesliga Spiele beim FC Bayern waren immer toll und auch die Pokalspiele waren etwas Besonderes.

Was haben Sie nach der Profikarriere beruflich gemacht?

Ich hatte während meiner Profikarriere schon ein Sportmanagement-Studium angefangen, das ich dann mit dem Master abgeschlossen habe. Dann habe ich begonnen, mich beim FC St. Pauli innerhalb des Vereins hochzuarbeiten. Das war ein Traum, so einen schnellen Übergang in eine zweite Karriere zu schaffen, und dann auch noch in einem Verein, in dem ich jahrelang gespielt habe – ein echter Glücksgriff und definitiv nicht selbstverständlich.

Heute bin ich immer noch beim FC St. Pauli. Dort arbeite ich als Assistent des Geschäftsleiters Sport und bin sportlicher Leiter der U23-Abteilung.

Spielen Sie heute noch Fußball?

Auch wenn es mir immer noch Spaß macht, nur noch unregelmäßig, da ich in meinem Job viel zu tun habe und meine freie Zeit am liebsten mit meiner Familie verbringe.

 

Das Interview führte L. Herges

Rainer Schütterle über seine Karriere beim Karlsruher SC, das „Wunder vom Wildpark“ und seine Teilnahme an der NAKO-Fußballstudie

Quelle: privat.

Quelle: privat.

Quelle: privat.

Quelle: privat.

Hatten Sie Ihre Untersuchung im Rahmen der Fußballstudie schon?

Nein, die Untersuchung hatte ich bisher noch nicht, aber ich bin schon gespannt darauf, was mich im Studienzentrum Mannheim erwartet. 😊

Wie kam es dazu, dass Sie Fußballprofi wurden?

Ich komme ursprünglich aus Kehl, und habe im Alter von 14-16 Jahren in der südbadischen Auswahl gespielt. Mit 17 gab es dann ein sogenanntes Auswahl-Lager, an dem alle 16 Landesverbände von Deutschland teilgenommen haben. Dort fand ein Turnier statt, an dessen Ende die besten 18 der insgesamt 300 Spieler ausgesucht wurden. Diese Spieler wurden für ein Länderspiel der U18-Nationalmannschaft ausgewählt – und ich war einer von ihnen. Unter anderem waren auch Olaf Thon und Thomas Häßler dabei, die beide später sehr erfolgreich wurden. Durch das Länderspiel wurden dann auch mehrere Vereine auf mich aufmerksam. Beim Karlsruher SC sah ich die besten Möglichkeiten für mich, und unterschrieb dort mit 17 Jahren meinen ersten Profi-Vertrag.

Sie haben neben Ihrer Profi-Karriere bei Coca-Cola eine Ausbildung zum Industriekaufmann absolviert, was heute für einen Profi unvorstellbar wäre. War das nicht unglaublich stressig?

Ja, es war nicht immer ganz einfach mit der Ausbildung. Ich habe damals auch extra die Schule gewechselt, da es an meiner alten Schule immer 4 Wochen am Stück Blockunterricht gab, und ich in der Zeit nicht hätte trainieren können. In der neuen Schule in Offenburg hatte ich immer nur montags und donnerstags Unterricht, dadurch war die Ausbildung leichter mit dem Fußball zu vereinbaren. Letztendlich hat es bei der Abschlussprüfung zum Bestehen gereicht, auch, wenn ich nicht die besten Noten hatte. Nach meiner Profi-Karriere habe ich aber noch zwei Studiengänge absolviert und parallel bei einer Bank gearbeitet.

Haben Sie ein Karriere-Highlight, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Ich habe mehrere: Unter anderem bin ich mit zwei Vereinen von der 2. in die 1. Liga aufgestiegen: Mit dem KSC und mit dem MSV Duisburg. Mit dem KSC standen wir in der Saison 1993/94 auch im Finale des UEFA-Pokals, also des Vorläufers der Champions League. Diese Saison war etwas ganz Besonderes, denn wir haben u. a. gegen den SSC Neapel gewonnen, wo damals noch Diego Maradona spielte, und 3:0 gegen den FC Bordeaux mit Zinedine Zidane. Zudem haben wir im Laufe des Turniers den FC Eindhoven und den FC Valencia besiegt – letzteren sogar mit 7:0. Das nannte man damals „Das Wunder vom Wildpark.“ Das Spiel hat einen echten Legendenstatus – und ich habe auch eines der Tore geschossen.

Sie haben bereits erwähnt, dass Sie nach Ihrer Profi-Karriere noch ein Studium als Finanzfachwirt absolviert haben. Wie ging es danach für Sie weiter?

Ich habe in der Finanzbranche gearbeitet, zunächst bei 2 verschiedenen Vermögensverwaltungen und danach für 4 Jahre bei der Apotheker- und Ärzte-Bank. Mittlerweile bin ich seit 7 Jahren bei einem Institut für Finanzplanung und leite die Niederlassung in Karlsruhe.

Ich habe auch einen Trainerschein gemacht und ein halbes Jahr lang einen Verbandsligisten trainiert, aber dort habe ich meine Zukunft nicht gesehen, u. a. auch, weil es zeitlich nicht mit meiner Arbeit vereinbar war.

Dem KSC bin ich auch lange nach meiner Karriere noch verbunden geblieben, denn ich war Mitglied des Verwaltungsrats und später 7 Jahre lang Vizepräsident des Vereins. Das war ein Ehrenamt, das mich viel Zeit gekostet hat, aber es war auch eine schöne, und zudem erfolgreiche Zeit, denn wir sind damals von der 2. in die 1. Liga aufgestiegen.

Spielen Sie heute noch ab und zu Fußball?

Vor ein paar Tagen hatten wir ein Spiel mit den KSC Allstars, einem Verein mit ehemaligen Spielen, den ich mit gegründet habe – und mir tut jetzt noch alles weh davon (lacht). Meine Einsätze beschränken sich daher auf 15-20 Minuten.

Bei der NAKO-Fußballstudie geht es darum herauszufinden, welche gesundheitlichen Folgen eine Karriere als Profi-Fußballer haben kann. Spüren Sie denn Folgen Ihrer Karriere?

Auf jeden Fall: Ich wurde schon zweimal am Knie arthroskopiert, meine Hüfte wurde vor kurzem geröntgt und bei meiner Schulter springen auch ab und zu mal die Bänder raus – man merkt einfach körperliche Folgen nach 16-17 Jahren Profifußball. Daher spiele ich mittlerweile auch nur noch so wenig Fußball und bin eher beim Golfspielen aktiv.

Was machen Sie gerne in Ihrer Freizeit?

Da ich in meinem Job relativ eingespannt bin, bleibt mir leider nicht besonders viel Freizeit, aber von der, die ich habe, widme ich 90% dem Golf spielen. Gemeinsam mit ein paar anderen ehemaligen Fußballprofis habe ich einen eigenen Golf-Verein gegründet. Wir treffen uns regelmäßig und spielen an den Wochenenden auch öfters mal Turniere in Deutschland und Österreich. Meine Frau spielt ebenfalls sehr gut, auch in einem Verein – und gemeinsam macht es am meisten Spaß.

 

Das Interview führte L. Herges

„Ich hoffe und wünsche mir, durch solche Beispiele weitere Menschen und ehemalige Fußballprofis zu motivieren“ – unser Gespräch mit Bodo Mattern, ehemaligem Fußball-Profi, über die NAKO und einen lebensrettenden Glücksfall.

(Quelle: https://www.buerstaedter-zeitung.de/lokales/bergstrasse/buerstadt/ballermann-bodo-mattern-kommt-zum-fussballtalk_17787569)

(Quelle: https://www.buerstaedter-zeitung.de/lokales/bergstrasse/buerstadt/ballermann-bodo-mattern-kommt-zum-fussballtalk_17787569)

(Quelle: privat.)

(Quelle: privat.)

Herr Mattern, Sie haben im Zusammenhang mit der NAKO eine ganz besondere Erfahrung gemacht. Aber bevor wir uns darüber unterhalten, erlauben Sie uns, vorab durch ein paar Fragen die „Fußball-Laien“ über Sie kurz zu informieren.
Sie gehören zu den ehemaligen Fußballprofis, die bisher im Rahmen der Socc-Health-Studie in einem NAKO Studienzentrum untersucht und getestet wurden.

Wie wurde Sie auf die Studie aufmerksam?
Ich bekam eine Einladung von meiner Berufsgenossenschaft. Für mich ist es das erste Mal, dass ich überhaupt an einer Studie teilnehme, und ich wollte dieses Forschungsvorhaben unterstützen. [Die SoccHealth-Study ist das Forschungsprojekt der NAKO zum Gesundheitsstatus ehemaliger Fußballprofis in Kooperation mit dem Deutschen Fußball-Bund, der Deutschen Fußball Liga, der Verwaltungsberufsgenossenschaft und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung., Anm. d. Red.]

 

Warum machen Sie mit?

Die Zielsetzung dieser Studie liegt mir am Herzen. Es geht um die Gesundheit. Als Profi weiß ich, wie wichtig diese ist. Fußballbedingt habe ich mehrere „Verschleißerscheinungen“, am schlimmsten sind meine Knie betroffen. Es ist ein offenes Geheimnis, dass ich trotz Verletzungen gespielt haben, was zu meiner Zeit eher die Regel war. Außerdem wurde man als Fußballer in den 70er und 80er Jahren nicht so intensiv und regelmäßig medizinisch getestet, wie dies heute der Fall ist.

 

Wie lange haben Sie Fußball gespielt?

Grob zusammengefasst von meinem 5. bis zu 55./56. Lebensjahr. Naja, über 50 Jahre, davon 10 als Profi. Nach meiner aktiven Phase bin ich diesem Sport treu geblieben: zuerst als Trainer und schließlich „just for fun“ als Stürmer in der Altherrenmannschaft. Aber irgendwann überwogen die Schmerzen den Spaß, so dass ich nicht einmal hobbymäßig spielen konnte.

 

Jetzt zurück zum ganz besonderen Vorfall. Möchten Sie darüber berichten?

Gerne, weil es mir ein wichtiges Anliegen ist.

Ich bin ein Teilnehmer der NAKO Fußballerstudie. Am 29 November 2021 hatte ich meinen Termin im Studienzentrum Mannheim. Ich absolvierte das komplette Untersuchungs- und Testungsprogramm. Anfang Dezember wurde ich von der NAKO informiert, einen Arzt wegen der Bauspeicheldrüse umgehend aufzusuchen. Daraufhin bin ich direkt ins Klinikum gegangen, hier wurde nach mehreren Untersuchungen, MRT, CT und Biopsie festgestellt, dass ich in der Tat einen Tumor an der Bauspeicheldrüse sowie eine Zyste im Pankreaskopf habe. Daraufhin habe ich einen OP-Termin erhalten. Die anfängliche Anomalie an der Bauspeicheldrüse entpuppte sich als ein ernst zu nehmendes azinär-neuroendokrines Karzinom des Pankreaskopfes Mir wurden der Kopf der Bauspeicheldrüse, der Zwölffinderdarm und die Galle sowie 33 Lymphknoten entnommen. Nach der OP war ich vier Wochen im Krankenhaus, anschließend in der Reha. Mein Glück ist, dass der neuroendokrine Tumor verkapselt war und nicht gestreut hat, somit waren auch die umliegenden Organe frei von Krebs.

 

Die Fußballer-Studie der NAKO ist ein Forschungsprojekt, doch ich sehe es als mein persönliches Glück, dass ich daran teilgenommen habe. Für die Möglichkeit, an dieser Studie teilnehmen zu dürfen, danke ich herzlich. Wenn dies nicht geschehen wäre, will ich gar nicht daran denken, was alles mit mir noch passiert wäre. Ja, ein glücklicher Zufall und eine wichtige Erfahrung!

 

Ich hoffe und wünsche mir, durch solche Beispiele weitere Menschen sowie ehemalige Fußballprofis zu motivieren, an der NAKO Studie teilzunehmen.

 

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Mattern.

 

Weitere Infos zu Bodo Mattern und seine Fußballkarriere unter https://www.transfermarkt.de/bodo-mattern/profil/spieler/98219

„Besser kann man solche Forschung nicht betreiben.“ – Christian Backs, ehemaliger Fußballprofi und Teilnehmer an der NAKO-Fußballstudie

Quelle: privat.

Quelle: privat.

Quelle: akpool.de.

Quelle: akpool.de.

Quelle: privat.

Quelle: privat.

Warum nehmen Sie an der NAKO-Fußballstudie teil?

Ich unterstütze die NAKO-Fußballstudie, weil sie hoffentlich den nächsten Generationen mit ihren wissenschaftlichen Erkenntnissen helfen wird. Um mit meiner Untersuchung zur Forschung beizutragen, bin ich der Einladung gerne gefolgt. Die Betreuung im Studienzentrum Berlin-Nord war dann auch sehr professionell und angenehm: Es gab keine langen Wartezeiten, die Technik hat perfekt funktioniert – ich kann mich wirklich nur löblich zu meiner Untersuchung äußern. Besser kann man solche Forschung nicht betreiben.

Wann haben Sie angefangen, Fußball zu spielen, und wie wurden Sie Profi?

Als ich 11 Jahre alt war, wurde ich auf einem Hallenturnier entdeckt. Diese Turniere wurden an den Weißenseer Schulen organisiert, und es kamen Jugendleiter, die damaligen Scouts, dorthin, um Talente zu sichten. Auch ich wurde bei dem Turnier entdeckt, und kam zum Profiverein BFC Dynamo. Dort haben wir schon im jungen Alter viermal pro Woche trainiert.

Haben Sie ein Karriere-Highlight, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Meisterschafts- und Pokalgewinne sind natürlich immer Highlights, aber was mir noch besonders gut in Erinnerung geblieben ist, ist die Qualifikation für die Olympischen Sommerspiele 1984. Die Gruppenphase war sehr spannend und wir haben uns erst auf den letzten Metern qualifiziert. Leider hat die DDR diese Olympiade dann boykottiert, und wir konnten nicht antreten, sodass das auch die größte Enttäuschung meiner Karriere wurde.

Was haben Sie nach Ihrer Profi-Karriere beruflich gemacht?

Ich habe mich entschlossen, einen neuen Beruf zu erlernen und wurde Immobilienberater. In dem Beruf bin ich auch heute noch im Bereich Projektentwicklung tätig. Gleichzeitig war ich aber auch bis 2010 Trainer im Amateurbereich.

Was hat Ihnen mehr Spaß gemacht – Spieler oder Trainer sein?

Jede Zeit hat ihre schönen Seiten gehabt: Ich war sehr gerne Spieler, aber habe auch den Trainerjob genossen, vor allem, weil ich über viele Jahre meine Kompetenzen weitergeben konnte. Ich habe den Sport immer ehrgeizig und mit Leidenschaft betrieben. Und auch, wenn die Doppelbelastung mit dem Trainerjob und meinem Hauptberuf manchmal stressig war, habe ich das sehr gerne gemacht, weil ich fußballverrückt bin. Diese Art positiven Stress nimmt man gerne in Kauf.

Spielen Sie heute noch ab und zu Fußball?

Nein, schon lange nicht mehr. Eine Zeitlang habe ich in der Traditionsmannschaft und im Altherrenbereich gespielt, aber durch meine Tätigkeit als Trainer hatte ich dafür immer weniger Zeit, und irgendwann war die nötige Fitness auch einfach nicht mehr da. Aber ich schaue dauernd Fußball, bleibe informiert und bin großer Fan der deutschen Nationalmannschaft.

Denken Sie, dass die Nationalmannschaft bei der WM in Katar besser abschneiden wird als bei den letzten Turnieren?

Ich als notorischer Deutschlandfan glaube natürlich an die Mannschaft und bin sehr optimistisch, dass wir mit Hansi Flick als Trainer sehr weit kommen werden.

Was machen Sie ansonsten gerne in ihrer Freizeit?

Ich bleibe gerne in Bewegung, spiele z. B. wöchentlich Tennis und fahre oft Fahrrad.

 

Das Interview führte L. Herges

„Ich werde Olympia mein Leben lang in Erinnerung behalten.“ – Lothar Hause, ehemaliger Profi-Fußballer und Teilnehmer an der NAKO-Fußballstudie.

Wir haben mal wieder einen ehemaligen Fußball-Profi für euch interviewt: Lothar Hause hat 20 Jahre lang in der DDR Fußball gespielt, und dabei sogar eine olympische Medaille gewonnen! Darüber und über seine Teilnahme an der NAKO-Fußballstudie haben wir uns mit ihm unterhalten.
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(Fotos: privat.)

Wann haben Sie mit dem Fußballspielen angefangen? Und wie kam es dazu, dass Sie Profi wurden?

Ich habe als Kind, mit 4-5 Jahren angefangen zu spielen, der Sportplatz war direkt gegenüber vom Haus meiner Eltern, das war praktisch. Vielleicht ein Jahr später bin ich dann in meinen ersten Verein, den TSG Lübbenau, eingetreten. Dort habe ich mich gut entwickelt, sodass der Trainer mir sagte, dass ich in einer höheren Klasse spielen sollte. Er stellte die Verbindung zum Verein FC Vorwärts Berlin her, der später zum FC Vorwärts Frankfurt/Oder wurde. 1971 bin ich, mit 16 Jahren, zu diesem Verein gewechselt und habe mit ihm in der DDR-Oberliga gespielt.

Haben Sie ein Karriere-Highlight, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Ganz klar die Olympischen Spiele 1980 in Moskau, bei denen meine Mannschaft die Silbermedaille gewonnen hat. Olympia ist eine fantastische Veranstaltung, die ich mein Leben lang in Erinnerung behalten werde.

Dann war ich noch bei zwei Länderspielen in Brasilien dabei und habe 1982 gegen Italien ein Tor gemacht, sodass wir am Ende 1:0 gewonnen haben. Das war schon etwas ganz Besonderes, auch, weil Italien wenige Monate danach Weltmeister wurde.

Was haben Sie nach Ihrer Fußballer-Karriere beruflich gemacht?

Nach der Wiedervereinigung wurden viele Profis aus der DDR von westdeutschen Clubs verpflichtet. Ich war damals aber mit 36 Jahren schon zu alt und hatte keine Chance, weiterhin Fußball zu spielen. 1991 bin ich mit meiner Familie nach Salzgitter umgezogen und habe dort noch einige Jahre als Trainer gearbeitet, weil ich weiterhin im Fußball tätig bleiben wollte. Zudem habe ich eine Umschulung zum Industriekaufmann gemacht und ab 1992 auch in diesem Beruf gearbeitet. Mittlerweile wohne ich immer noch in Salzgitter, mit Kindern und Enkelkindern in der Nähe (das siebte ist gerade unterwegs 😊). Auch wenn es nicht leicht war, wegzugehen und ein anderes Leben zu führen, habe ich diesen Schritt nie bereut.

Bei der NAKO-Fußballstudie geht es darum herauszufinden, welche gesundheitlichen Folgen eine Karriere als Profi-Fußballer haben kann. Spüren Sie denn Folgen Ihrer Karriere?

Ich hatte während meiner 20 Jahre als Profi-Fußballer viele gesundheitliche Probleme und immer wieder verschieden OPs, unter anderem an beiden Knien und der Achillessehne. Auch meine Bänder wurden häufig in Mitleidenschaft gezogen, sodass ich häufig wegen Verletzungen pausieren musste. Dafür sieht mein Gesundheitszustand heute aber ganz gut aus: Abgesehen von der Arthrose in meinen Knochen, habe ich eigentlich keine gesundheitlichen Probleme.

Was machen Sie gerne in Ihrer Freizeit? Spielen Sie noch ab und zu Fußball?

Nein, ich habe 2010 aufgehört, als Trainer zu arbeiten, und schaue mir seitdem zwar noch gerne Fußballspiele an, bin aber selber nicht mehr aktiv. Ansonsten gehe ich in meiner Freizeit angeln und verreise sehr gerne.

 

Das Interview führte L. Herges

„Ich wollte unbedingt an dieser einzigartigen Studie teilnehmen“ – Gerd Weber über seine NAKO-Teilnahme, seine Profikarriere in der DDR und seine Flucht nach Westdeutschland

Vor kurzem haben wir den ehemaligen Fußballprofi Gerd Weber von Dynamo Dresden interviewt: Er erzählt uns unter anderem von seiner Teilnahme an den olympischen Spielen und dem Doping-System in der DDR:

Foto: privat

Foto: privat

Warum nehmen Sie an der Fußballstudie teil und wie war Ihre Untersuchung im Studienzentrum Mannheim?

Ich war positiv überrascht von der Untersuchung im Studienzentrum Mannheim: Alles war super organisiert. Ich hatte noch nie so viele Untersuchungen und Tests an einem Tag, und einige davon waren absolutes Neuland für mich. Das war sehr interessant!

Mich interessiert die Fußball-Studie sehr, und ich bin froh, dass ich die Gelegenheit bekommen habe, daran teilzunehmen. Ich bin mir sicher, dass meine aktive Zeit meinen jetzigen Gesundheitszustand beeinflusst hat, und möchte gerne wissen, ob das auch von einem wissenschaftlichen Standpunkt aus bestätigt werden kann. Daher wollte ich unbedingt an dieser einzigartigen Studie in einem so hochqualitativen Umfeld teilnehmen, und mich im Studienzentrum Mannheim durchchecken lassen. Auch aus persönlichen Gründen ist die Studie interessant für mich: Mein kleiner Bruder, mein großer Bruder und mein Vater sind alle an einem Herzinfarkt oder Schlaganfall gestorben, hatten aber alle keine sportliche Vergangenheit. Daher wollte ich erfahren, wie gut meine Werte aus dem Belastungs-EKG waren.

Wann haben Sie angefangen, Fußball zu spielen, und wie wurden Sie Profi?

Ich habe mit 12 angefangen, im Verein FSV Lokomotive Dresden zu spielen. In der DDR gab es damals ein Sichtungssystem für junge Fußballer, das sehr gut funktioniert hat. Ich kam in eines von fünf Leistungszentren, die den heutigen Fußballschulen der Bundesligaclubs nicht unähnlich waren, und bereits im Alter von 14 Jahren haben wir zweimal am Tag trainiert, und der gesamte Schulalltag ist nach dem Sport geregelt worden. Die Vermarktung der sportlichen Erfolge war ein starkes Marketing-Instrument in der DDR. Der Staat konnte wirtschaftlich nicht viel bieten, aber hat beispielsweise bei den olympischen Spielen 1976 insgesamt 90 Medaillen geholt (zum Vergleich: die BRD gewann nur 39, Anm. d. R.). Das lag unter anderem aber natürlich auch am Doping-System, das der Staat perfektioniert hatte: Das Doping hat viel zum Muskelaufbau und Fettverlust beigetragen; als ich bei besagten olympischen Spielen auf dem Platz stand, hatte ich nur noch einen Körperfettanteil von 2%. Leider kann man nicht nachweisen, ob das damalige Doping nachhaltige Auswirkungen auf meine heutige gesundheitliche Verfassung hatte, aber auf alle Fälle wurde im Fußball nicht so intensiv gedopt wie z. B. in der Leichtathletik oder beim Schwimmen, denn während der Fußballer jede Woche spielen muss, liegt bei vielen anderen Sportarten der ganze Fokus auf Turnieren wie Olympia, EM oder WM.

Haben Sie ein Karriere-Highlight, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Ich wurde mit 20 Olympia-Sieger, das war mein absoluter Höhepunkt. Leider habe ich nur bis 25 gespielt, aber in der kurzen Zeit wurde ich dreimal DDR-Meister und einmal Pokalsieger. Mit Dynamo Dresden hatte ich auch 35 Europapokalspiele, das waren echte Highlights.

Foto: privat.

Foto: privat.

Foto: privat.

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Warum haben Sie nur bis zu Ihrem 25. Lebensjahr gespielt?

Weil ich Pläne hatte, aus der DDR zu fliehen, die aber gescheitert sind: Ich hatte ein Europokalspiel in den Niederlanden und wollte von dort aus in den Westen fliehen. Allerdings hatte ich einige Monate zuvor meine jetzige Frau kennengelernt und brachte es nicht übers Herz, ohne sie zu gehen. Als ich wieder zurück in der DDR war, erfuhr ich, dass die Leute, die mir bei meiner Flucht helfen wollten, mich verraten hatten. Ich musste ein Jahr ins Gefängnis und durfte nicht mehr Fußball spielen. Dieses abrupte Karriereende hat mich sehr traurig gemacht, aber heute habe ich damit meinen Frieden gemacht und erinnere mich gerne an die wunderbare Fußballzeit zurück. Einige Jahre später bin ich dann tatsächlich zusammen mit meiner Frau und meiner Tochter nach Westdeutschland geflüchtet – dieses Mal erfolgreich.

Wie ging es in Westdeutschland für Sie weiter?

Ich machte zunächst eine Umschulung: In der DDR hatte ich fünf Jahre lang in Leipzig studiert und wollte Diplomsportlehrer werden. Ich stand kurz vor dem Abschluss, wurde allerdings nach meinem ersten – gescheiterten – Fluchtversucht 1981 exmatrikuliert und machte nach meiner Entlassung aus dem Gefängnis eine Lehre zum KFZ-Mechaniker. Als wir dann in die Bundesrepublik kamen, wusste ich, dass ich eigentlich etwas anderes machen wollte. Daher trat ich mit 33 die zweijährige Ausbildung zum Industriekaufmann an, die ich auch erfolgreich absolvierte. Ich arbeitete zunächst im Kundendienst eines großen Autohauses, baute ein Haus für meine Familie und bin heute fast genauso lange in der Bundesrepublik Deutschland, wie ich in der DDR gewesen bin – 33 Jahre.

Haben Sie heute körperliche Beschwerden aus Ihrer Profizeit?

Ich leide unter Arthrose, aber das muss nicht unbedingt aus der Profizeit stammen. Allerdings habe ich ein künstliches Kniegelenk, und meine Ärzte haben mir bescheinigt, dass es zum starken Verschleiß meines Knies aufgrund der DDR-Trainingsmethoden kam: Wir mussten teilweise mit Gewichten aus 1,5 Meter Höhe springen, das war sehr gelenkschädigend. Etwa 50% meiner damaligen Mitspieler haben heute künstliche Knie- oder Hüftgelenke, das kommt sicher von der hohen Trainingsintensität. Wir haben damals am Tag zweimal 120 Minuten trainiert, heute trainieren die Profis nur einmal am Tag 90 Minuten. Wir haben auch sonntags, und sogar nach unseren Spielen noch trainiert. Das war sehr intensiv, aber dafür waren wir ausdauernd und hatten nie Wadenkrämpfe.

Meiner Meinung nach sind die heutigen Trainingsmethoden zwar schonender für die Gelenke, aber teilweise auch viel zu wissenschaftlich: Da wird mit allen möglichen Gerätschaften trainiert, alles wird gefilmt und ausgewertet, sodass das Ganze schon roboterhaft wirkt. Daran merkt man, dass sich mittlerweile vieles nur noch ums Geld dreht: Je höher man spielt, desto mehr Geld verdient man. Ob das den Fußball besser macht, muss wohl jeder für sich herausfinden…

Was machen Sie mittlerweile beruflich?

Ich bin mittlerweile seit anderthalb Jahren in Rente; davor habe ich 28 Jahre lang in einem Versicherungsbüro gearbeitet.

Was machen Sie gerne in Ihrer Freizeit? Fußball spielen?

In meiner Freizeit spiele ich nur noch selten Fußball, da die Gefahr von Verschleiß bei meinem künstlichen Kniegelenk einfach zu hoch ist. Aber 1-2 Mal im Jahr stehe ich mit der Traditionsmannschaft von Dynamo Dresden oder mit der alten DDR-Nationalmannschaft auf dem Platz. Ansonsten gehe ich gerne mit meiner Frau wandern, fahre Fahrrad und gehe 1-2 mal im Jahr Ski fahren – das ist zwar auch nicht besonders gut für die Knie, aber ein bisschen Spaß muss man auch noch haben dürfen. 😉

 

Das Interview führte L. Herges

„Die Vielfalt der Untersuchungen ist überragend“ – Europameister Markus Babbel über die Fußballstudie, seine Zeit in England und seine Guillain-Barré-Erkrankung

Wir haben Markus Babbel für euch interviewt! Der Europameister und ehemalige Bayern-Spieler nimmt an der NAKO-Fußballstudie teil, und sprach mit uns über seine Karriere, seine Erkrankung und die Super League.

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(Quelle: Sport1)

Warum nehmen Sie an der Fußballstudie teil und wie war Ihre Erfahrung im Studienzentrum Mannheim?

Ich nehme gerne an der Fußballstudie teil, weil ich hoffe, dass meine Daten der Forschung weiterhelfen können. Der Ablauf an meinem Untersuchungstag war sehr gut organisiert. Obwohl ich in meiner Karriere natürlich öfters mal durchgecheckt wurde, hatte ich noch nie so viele verschiedene Untersuchungen an einem Tag – diese Vielfalt ist schon überragend.

Wann haben Sie mit dem Fußballspielen angefangen? Und wie kam es dazu, dass Sie Profi wurden?
Ich habe mit 7 Jahren direkt im Verein, dem TSV Gilching-Argelsried, angefangen, und bin mit 10 Jahren, nachdem ich dem damaligen Trainer aufgefallen war, und ein Probetraining erfolgreich absolviert habe, zum FC Bayern München gewechselt. In die 1. Mannschaft kam ich dann, weil ich einigermaßen gut performt habe, und es in der Mannschaft viele Verletzte gab. So kam eins zum anderen und ich konnte mich als Spieler bei Bayern etablieren.

Haben Sie ein Karriere-Highlight, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
Ich habe einige Titel gewonnen, mit Bayern, Liverpool, Stuttgart und in der Nationalmannschaft – das hatte natürlich alles seinen Charme. Aber generell kann ich sagen, dass es immer besonders toll war, in einem Finale zu spielen. Mit Bayern sind wir im Jahr 2000 am letzten Spieltag Meister geworden und mit Stuttgart habe ich ebenfalls 2007 die Meisterschale errungen, das war natürlich beides mit einer großen Emotionalität verbunden. Und den EM-Titel 1996 wollen wir natürlich auch nicht vergessen!

Sie haben ja sehr lange beim FC Bayern gespielt, der nach wie vor mit Abstand der erfolgreichste Club in der Bundesliga ist. Es gab bereits Pläne für Superliga, in der nur die besten Mannschaften Europas spielen, wäre das Ihrer Meinung nach sinnvoll?

To be continued
Sie haben ja sehr lange beim FC Bayern gespielt, der nach wie vor mit Abstand der erfolgreichste Club in der Bundesliga ist. Es gab bereits Pläne für Superliga, in der nur die besten Mannschaften Euroas spielen, wäre das Ihrer Meinung nach sinnvoll?

Nein, es macht auf jeden Fall Sinn, dass der FC Bayern in der Bundesliga spielt; der Verein hat die gleiche Berechtigung dazu wie z. B. auch Greuther Fürth. Das ist die ehrlichste und schönste Meisterschaft, und auch wenn der FC Bayern bessere finanzielle Möglichkeiten hat als die anderen Mannschaften, gibt es dennoch Vereine, die es auch schaffen könnten, Meister zu werden, z. B. Borussia Dortmund oder der RB Leipzig, auch wenn sie dafür vielleicht noch härter arbeiten müssen. Von einer Superliga halte ich nichts, und ich bin froh, dass dieser hanebüchene Versuch gescheitert ist, weil u. a. Bayern und Dortmund dagegen waren. Aber das zeigt auch, dass es vielen nur noch ums Geld geht, und immer wieder versucht wird, mit Fußball noch mehr Geld zu generieren. Das hat mit dem Ursprung des Sports nichts mehr zu tun. Und ich denke, mit einer Superliga wäre es am Anfang vielleicht spannend, aber das würde auch irgendwann langweilig werden. Auf jeden Fall wäre es weder im Sinne des Sports noch im Sinne der Fans.

Sie haben auch mehrere Jahre in Liverpool gespielt. Was war das für ein Gefühl, dorthin auszuwandern und eine andere Fußballkultur zu erleben?
Es war schon immer mein großer Traum, in England zu spielen. Ich wäre z. B. nicht nach Italien oder Spanien gegangen, weil ich mit der Hitze nicht zurechtkommen würde. Den englischen Fußball fand ich schon immer faszinierend: Die Dynamik und die Härte haben mir imponiert, man merkt einfach, dass England das Ursprungsland des Fußballs ist. Die Fankultur ist auch sensationell und noch ausgeprägter als in Deutschland; man hat wirklich das Gefühl, dass die ganze Stadt mit Leidenschaft hinter einem steht. In Liverpool war der Spirit auch ganz besonders: Die Fans bleiben einfach immer an deiner Seite, ganz nach dem Vereinsmotto „You’ll Never Walk Alone“. Heute hat sich der Verein unter Jürgen Klopp ja zu einer Weltmarke entwickelt, und damit Manchester United ein bisschen den Rang abgelaufen. Mir war schon damals klar, dass das ein toller Club ist, aber da war er noch eher ein schlafender Riese. Es hat mir dort extrem gut gefallen, und der Wechsel zu Liverpool war die beste Entscheidung, die ich hätte treffen können.

Sie waren eine Zeitlang vom Guillain-Barré-Syndrom betroffen, einer Erkrankung des Nervensystems. Wie hat sich das bemerkbar gemacht, und wie sind Sie wieder gesund geworden?
Ich hatte irgendwann einfach keine Kraft mehr. Meine Nerven haben die Signale nicht mehr an meine Muskeln weitergeleitet und so fiel es mir immer schwerer, aufzustehen und zu gehen. Bei schnellerem Gehen hatte ich bereits einen Puls von 170, obwohl ich normalerweise eher einen niedrigen Puls habe. Gott sei Dank bin ich damals gleich zum richtigen Arzt in München gegangen. Er hat sofort erkannt, dass ich am Guillain-Barré-Syndrom leide, einer sehr seltenen Folgekrankheit von Pfeifferschem Drüsenfieber. Aber obwohl die Krankheit sehr selten ist, kann es jeden erwischen. Am schlimmsten war die Tatsache, dass mir niemand sagen konnte, wie lange es dauern würde, bis ich wieder gesund sein würde. Ich war erst der zweite Fußballprofi, der unter dieser Krankheit litt (der erste war der dänische Nationalspieler Morten Wieghorst), daher gab es auch kaum Erfahrungswerte. Die Therapie, bei der mir immer wieder künstliche Antikörper zugefügt wurden, hat ungefähr ein Jahr gedauert, und danach dauerte es noch ein Jahr, bis ich fitnesstechnisch wieder auf dem gleichen Stand war wie davor. Ich hatte 10 kg abgenommen und sehr viele Muskeln abgebaut. Zum Glück konnte ich danach aber noch mal spielen.

Bei der NAKO Fußballstudie geht es ja darum, herauszufinden, welche Folgen eine Profikarriere für den Körper hat – spüren Sie heute irgendwelche Folgen, die die Profikarriere bei Ihnen hinterlassen hat?
To be continued
Bei der NAKO Fußballstudie geht es ja darum, herauszufinden, welche Folgen eine Profikarriere für den Körper hat – spüren Sie heute irgendwelche Folgen, die die Profikarriere bei Ihnen hinterlassen hat?

Gott sei Dank spüre ich keine Folgen meiner Profikarriere: Meine Knöchel und Knie sind immer noch super. 😊 Natürlich kommen, wenn man 50 wird, langsam die Altersbeschwerden, und es geht nicht mehr alles so locker flockig wie vorher: Der Körper braucht mehr Ruhe und ich kann auch nicht mehr 7 Tage am Stück joggen. Aber ich glaube, mein Körper war einfach gut für die Fußballerkarriere geeignet, und ich hatte zudem das Glück, dass ich keine Knieverletzungen oder Bänderrisse erlitt. Vielleicht war es auch gut, dass ich aufgrund meiner Krankheit zwei Jahre lang nicht gespielt habe; in der Zeit konnte sich der Körper etwas generieren.

Nach der Profikarriere sind Sie Trainer geworden, wie kam es zu dieser Entscheidung?
Fußball ist das Einzige, was ich kann. Ich habe selber gespielt und dadurch ein gutes Auge – und ich wollte immer wissen, wie es ist, Trainer zu sein. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, etwas anderes zu machen; ein Bürojob wäre ein Desaster für mich. Daher bin ich froh, diese Entscheidung getroffen zu haben. Man lernt in dem Job viel fürs Leben und trifft viele interessante Menschen.

Was machen Sie mittlerweile beruflich?
Ich bin Fußballexperte im TV. Das macht mir wahnsinnig viel Spaß, denn jetzt sehe ich alles noch mal von einer anderen Seite: Ich bin derjenige, der kritisiert. Und da ich keine Intention habe, noch mal als Trainer zu arbeiten, muss ich auch zu keinem Verein besonders nett sein [lacht].

Sind Sie heute noch sportlich aktiv?
Fußball spiele ich überhaupt nicht mehr, dazu habe ich einfach keine Lust mehr. Joggen ist mittlerweile der einzige Sport, der mir Spaß macht, und damit tue ich auch etwas für mein Herz-Kreislauf-System.

Was machen Sie gerne in Ihrer Freizeit?
Ich verbringe viel Zeit mit meiner Familie, und ab und zu trete ich in meinem Wohnort Weinheim als DJ auf. Dazu bin ich eher durch Zufall gekommen, aber es bereitet mir viel Freude.

 

Das Interview führte L. Herges

„Es geht nicht immer darum, große, weltverändernde Dinge zu erreichen – manchmal kann man auch im Kleinen sehr viel bewirken“, Jens Nowotny, ehemaliger deutscher Nationalspieler.

Vom Sommermärchen zur NAKO-Fußballstudie – wir haben Jens Nowotny interviewt, der bei der WM 2006 für unsere Nationalmannschaft auf dem Platz stand und mittlerweile Co-Trainer der U 18-Nationalmannschaft ist:

DFB U-Trainer*innen, Jens Nowotny, Frankfurt, 16.08.2021, Foto: Thomas Boecker/DFB

Foto: Thomas Boecker/DFB

BREMEN, GERMANY - NOVEMBER 09: Jens Nowotny of Germany pose during U18 Germany Team Presentation on November 09, 2021 in Bremen, Germany. (Photo by Oliver Hardt/Getty Images for DFB)

Foto: Oliver Hardt/Getty Images for DFB

Wie war Ihre Erfahrung im Studienzentrum Essen?

Im Studienzentrum war alles hervorragend: Es gab keine großen Wartezeiten, und ich fand sehr spannend, so viele verschiedene Tests zu machen, die ich davor teilweise noch gar nicht kannte.

Ziel der Fußballstudie ist es, herauszufinden, welche körperlichen Folgen eine Profikarriere hat: Spüren Sie denn welche?

Auf jeden Fall! Gerade im Knie, im Knöchel und im Jochbein spüre ich meine Verletzungen von damals noch, vor allem wenn es draußen kalt ist und man dann nach drinnen, ins Warme kommt, zieht es in den Knochen. Aber ich sage immer, dass die kurze Karriere eines Fußballers in dem Punkt auch ein Stück weit mit anderen Berufslaufbahnen vergleichbar ist. Meine Mutter hat z. B. ihr Leben lang als Friseurin gearbeitet und kann mittlerweile kaum mehr ihre Schultern heben. Jeder hat sein Päckchen zu tragen, und bei Fußballern fängt das eben mit Mitte 30 schon an. Aber keiner beschwert sich, weil es ein toller Job ist, in dem man eben auch viel Geld verdient.

Training ist bei jeder Sportart das A und O, welche sind Ihrer Ansicht nach die größten Unterschiede zwischen dem heutigen und dem früheren Training?

Früher wurde auf jeden Fall anders trainiert und auch nicht so viel wie heute. Auch die psychische Belastung ist heute um einiges höher, wobei man auch sagen muss, dass die Spieler dafür zumindest teilweise selbst verantwortlich sind: Heutzutage glauben viele Spieler, dass sie alles gleich in den sozialen Medien posten müssen. Aber ich sage mal, wenn ich nicht z. B. auf Instagram bin, kann mich dort auch keiner beleidigen. Und ich finde, man muss auch nicht immer auf alles einen „Daumen hoch“ bekommen. Ich bin jedenfalls froh, dass es das bei uns damals noch nicht gab.

Wann haben Sie mit dem Fußballspielen angefangen? Und wie kam es dazu, dass Sie Profi wurden?

Ich habe mit 4 Jahren angefangen in meinem Heimatverein, dem SV Spielberg. Eigentlich konnte man zwar offiziell erst mit 6 Jahren anfangen, aber ich bin schon früher mit meinem Bruder zum Training gegangen und habe mittrainiert. Ein paar Jahre später gab es dann immer wieder Sichtungslehrgänge für die Kreisauswahlmannschaft, und einer davon hat zufällig in Spielberg stattgefunden. Damals wurde ich jedoch nicht gleich genommen, weil ich noch zu jung war. Zwei Jahre später konnte ich dann bei der Kreisauswahl mitspielen, und es gab Lehrgänge für die badische Auswahl, also noch mal eine Stufe höher. Mit 14 habe ich dann bei einem Sichtungsturnier für die deutsche Nationalmannschaft in Duisburg mitgespielt, und konnte in den folgenden Jahren alle Jugendnationalmannschaften durchlaufen. Das war eine sehr schöne Zeit.

Sie haben parallel zu Ihrer Fußballerkarriere eine Ausbildung zum Großhandelskaufmann gemacht, wie war das möglich?

Genau, ich bin in der 10. Klasse vom Gymnasium abgegangen und habe eine Ausbildung gemacht. Heute wäre das natürlich nicht mehr möglich: Die Jungs trainieren heutzutage 7 Tage die Woche, wir haben damals nur 3-4-mal d Woche trainiert. Im letzten Jahr meiner Ausbildung habe ich mir dann das Kreuzband gerissen und konnte 9 Monate lang gar nicht mehr trainieren und mich in der Zeit nur auf die Ausbildung konzentrieren.

Gab es in Ihrer Karriere ein Highlight, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Natürlich hatte ich einige sehr schöne Momente in meiner Karriere, aber das Highlight schlechthin war natürlich die WM 2006, das „Sommermärchen“. Ich hatte 2004 und 2005 jeweils einen Kreuzbandriss erlitten und war von Bayer Leverkusen im zweiten Halbjahr 2005 suspendiert. Daher war ich sehr überrascht, dass ich für die WM überhaupt nominiert wurde, und ich hatte ab dem Zeitpunkt nur vier Monate Zeit, mich auf die WM vorzubereiten. 2002 hatte ich bereits die WM und das Champions League Finale aufgrund einer Verletzung verpasst. Umso schöner war es, dieses Mal dabei sein zu können. Auf dem Platz stand ich dann beim Spiel gegen Portugal, als sich zwei andere Spieler verletzt hatten. Ich erinnere mich noch gut an die tolle Atmosphäre im Stadion in Stuttgart und das Feuerwerk am Ende. Lustigerweise war mein damals vierjähriger Sohn auch im Stadion – und hat alles verpasst, weil er geschlafen hat. Daran sieht man mal wieder, dass Fußball zwar mega toll ist, aber es auch einfach Dinge im Leben gibt, die wichtiger sind. 😊

Die letzten Turniere liefen ja für unsere Nationalmannschaft leider weniger gut; denken Sie, dass wir bei der nächsten WM Chancen haben, zu gewinnen?

Ich denke, wir kommen auf jeden Fall weiter als beim letzten Turnier, aber ob man gewinnt ist immer eine Frage von Nuancen und auch sehr Tagesform abhängig. Auf einem so hohen Niveau entscheiden Kleinigkeiten, und gegen Mannschaften wie England oder Frankreich kann man auch mal unter die Räder kommen. Aber mit etwas Glück kann man auch durchaus gewinnen. Das Turnier lebt ja von genau von dieser Spannung, dass auch die großen Mannschaften mal straucheln.

Was haben Sie nach der Profikarriere beruflich gemacht?

Erst mal nichts – und das bewusst: 2006 kam unsere jüngste Tochter auf die Welt, und ich wollte in der Zeit nur zu Hause sein. 3-4 Jahre später wurde ich dann Spielerberater, nach einer Weile habe ich gemerkt, dass das doch nichts für mich war, und habe dann u. a. bei einer Kommunikationsagentur gearbeitet und ein eigenes Restaurant mit mediterraner Küche in Mönchengladbach eröffnet. Dort bin ich mittlerweile aber nur noch alle 3-4 Wochen mal, weil ich jetzt auch als Co-Trainer für die U18-Nationalmannschaft arbeite. Ich hatte über die Jahre zu einigen Leuten im Profifußball guten Kontakt gehalten, und als die Stelle frei wurde, gab es zwei Telefonate und ein persönliches Treffen, und dann konnte ich schon in dem neuen Job anfangen.

Was macht mehr Spaß: Spieler sein oder Trainer sein?

Eigentlich Spieler sein, allerdings hatte ich auch eine überwiegend erfolgreiche Karriere und kann deshalb nur Positives berichten. Als Trainer ist man immer das schwächste Glied in der Kette, und wenn es für die Mannschaft nicht gut läuft, wird die Schuld fast immer beim Trainer gesucht. Es ist auch nicht mit allen Spielern leicht: Einige Kinder haben Starallüren – und manche Stars haben Kinderallüren [lacht]. Trotzdem macht es mir bisher auch als Trainer sehr viel Spaß.

Sie engagieren sich auch für einige soziale Projekte – wie finden Sie neben Ihrem Beruf die Zeit dafür?

Ich bin u. a. beim Deutschen Kinderhospizverein und bei der Sepp Herberger-Stiftung engagiert, das kann schon mal stressig werden. Gerade während der Corona-Zeit kamen viele Anfragen, und das muss man alles koordinieren. Aber auch das mache ich sehr gerne, denn es geht nicht immer darum, große, weltverändernde Dinge zu erreichen – manchmal kann man auch im Kleinen sehr viel bewirken.

Sind Sie heute noch sportlich aktiv?

Ich mache noch ab und zu Benefizspiele, und trainiere alle zwei Tage, wenn ich die Motivation dazu habe.

Was machen sie gerne in Ihrer Freizeit?

Ich lese gerne und gehe gerne spazieren oder wandern. Zu Beginn der Pandemie war es schwierig, aber mittlerweile kann man sich ja zum Glück auch wieder mit Freunden treffen, und wir machen auch gerne Spieleabende mit unseren Freunden.

 

Das Interview führte L. Herges

„Im Fußball schaffen es nur ganz wenige.“ – Frank Plagge, ehemaliger Fußball-Profi beim VfL Wolfsburg

Vor kurzem haben wir den ehemaligen Fußballprofi Frank Plagge interviewt und uns mit ihm über die Fußballstudie, seine Karriere-Highlights und die Zeit nach der Profikarriere unterhalten:

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(Fotos: privat.)

Warum nehmen Sie an der Fußballstudie teil?

Ich finde das Konzept der Studie sehr interessant: Ich war selbst während meiner Karriere mehrmals verletzt, bin aber insgesamt zufrieden, denn meine Knie, Hüfte und Sprunggelenke sind noch heil, jedoch hatte ich öfters Muskelprobleme. Darüber hinaus: Die Gesellschaft braucht wissenschaftliche Studien, das sehen wir jetzt gerade beim Beispiel Corona und Impfstoffe wieder – und wenn ich dabei helfen kann, bin ich gerne dabei.

Ich hatte vor kurzem meinen Termin im Studienzentrum Berlin-Nord und fand die Untersuchungen sehr interessant, einige kannte ich noch gar nicht. Auch das Mitarbeiterteam war sehr nett.

Wann haben Sie mit dem Fußballspielen angefangen?

Ich habe schon früh angefangen, in meinem Heimatdorf Fußball zu spielen, bin aber erst mit 8 Jahren in einen Verein gekommen, da es damals noch keine E-Jugend gab. In meiner Jugend habe ich dann immer eine Klasse höher gespielt, weil ich gut war. So war ich immer der Kleinste und musste lernen, mich durchzusetzen. Das hat mich geprägt und mir auch im späteren Leben viel gegeben.

Und wie sind Sie Profi-Fußballer geworden?

In meiner Jugend war ich schon relativ erfolgreich und habe viele Tore geschossen, und in der Nähe meines Wohnorts gab es zwei Vereine, die in der dritten Liga gespielt haben. Einer davon war der MTV Gifhorn. Für diesen Verein habe ich mich entschieden. Nach drei Jahren haben sich dann sowohl Eintracht Braunschweig und Hannover 96 bei mir gemeldet. Ich bin erst mal zu Braunschweig und damit auch in die Bundesliga gewechselt, aber leider sind wir relativ schnell abgestiegen. Ich war damals 23 und bin dann erst mal zurück ins VW Werk arbeiten gegangen. Dort hatte ich schon vor der Profi-Karriere gearbeitet, habe mich aber für die 2 Jahre Bundesliga freistellen lassen. Parallel dazu bin ich zum VfL Wolfsburg gewechselt, in die 3. Liga, und nach 6 Jahren sind wir in die 2. Liga aufgestiegen.

Sie haben also parallel zur Profi-Karriere gearbeitet?

Ich bin jetzt seit 40 Jahren bei VW angestellt, mit Ausnahme der 2 Jahre in der Bundesliga. Während der Zeit in der 3. Liga habe ich parallel zu meinem Job 3-4-mal die Woche trainiert, und als ich in der 2. Liga gespielt habe, habe ich zweimal am Tag trainiert und 7 Stunden bei VW gearbeitet. Das war schon sehr stressig, aber ich habe das ja freiwillig gemacht und die Gehälter im Fußball waren damals noch sehr weit entfernt von dem, was man heute verdient. Mein Beruf stand für mich immer an 1. Stelle und ich wollte ihn immer beibehalten, auch wenn ich parallel dazu Fußball gespielt habe.

Würden Sie heute wieder alles genauso machen?

Ich bin froh, immer noch bei VW zu sein und würde rückblickend immer wieder eine Ausbildung parallel zur Fußballer-Karriere machen. Ich war eine Zeitlang Jugendtrainer, und wenn du denen sagen musst: „Du kommst nicht weiter, du schaffst es nicht, weil du nicht gut genug bist“, ist das schon hart, sowohl für die Jugendlichen als auch für den Trainer. Manche Vereine und Trainer sind nicht ehrlich und versprechen den Jungs zu viel, aber ich finde, man sollte seine Ausbildung nie aus den Augen verlieren. Im Fußball schaffen es nur ganz wenige, und darüber sollte man sich bewusst sein, und nicht schon früh alles auf eine Profi-Karriere setzen. Denn was machst du, wenn du mit 32 kein Profi mehr bist, aber immer noch viele Jahre arbeiten muss?

Was war ihr Karriere-Highlight?

Der Aufstieg mit dem VfL Wolfsburg 1992: Wir waren zum dritten Mal in der Aufstiegsrunde, und waren der klare Außenseiter – aber wir haben es allen gezeigt! Diese 4-5 Wochen waren mein absolutes Highlight. Ich habe auch mal in einem Spiel in der 2. Liga 4 Tore in einer Halbzeit geschossen, und wir haben am Ende 4:0 gewonnen. Ein „negatives Highlight“ war ein Spiel, bei dem wir 10:0 verloren haben. Ich habe 11 Anstöße in diesem Spiel gemacht, das kann wohl kaum ein Spieler von sich behaupten…

Nach Ihrer Fußballer-Karriere wurden Sie Trainer, wie kam es dazu?

Ich hatte schon während meiner aktiven Zeit den Trainerschein gemacht und bin später Co-Trainer bei der Amateurmannschaft des VfL Wolfsburg geworden. Da ich Jugendtrainer in meinem Dorf war, kannte ich schon sehr viele Jugendliche aus der Umgebung, und die Arbeit hat mir immer Spaß gemacht. Daher fragte ich beim VfL, ob ich dort ebenfalls die Jugendlichen trainieren könnte, und habe dann für 4 Jahre Junioren-Mannschaften trainiert (U13-U15).

Sind Sie heute noch sportlich aktiv?

Fußball spiele ich nicht mehr, das machen meine Knochen nicht mehr mit. Aber dafür spiele ich mittlerweile Golf, dafür treffen wir uns immer mal wieder mit 12 ehemaligen VfL-Profis. Ich bin auch Trainer der Traditionsmannschaft des VfL, als Spieler habe ich da aber schon mit Anfang 50 aufgehört. Ansonsten fahre ich viel Fahrrad, mit einem E-Bike, das ich mir während der Corona-Pandemie gekauft habe.

 

Das Interview führte L. Herges

„Talent bringt dich auf die Bühne, aber du musst auch immer wieder Gas geben.“ – Jörg Dittwar ehemaliger Fußballspieler und -trainer

Vor kurzem haben wir den ehemaligen FC Nürnberg-Profi Jörg Dittwar interviewt und mit ihm über Derbys, seinen Weg in die Profikarriere und seine Tätigkeit als Trainer gesprochen.

Jörg Dittwar 2 Jörg Dittwar 1

(Fotoquelle: 1. FC Nürnberg)

Warum nehmen Sie an der NAKO-Fußballstudie teil?

Der Mannschaftsarzt des FC Nürnberg hat mir empfohlen, an der Studie teilzunehmen. Es interessiert mich sehr, welche Auswirkungen meine Karriere auf meinen Körper hatte. Ich bin jetzt 58 Jahre alt, und einige meiner ehemaligen Kollegen haben schon künstliche Kniegelenke. Die Profi-Karriere hinterlässt eben ihre Spuren: Ich hatte während meiner aktiven Zeit auch 2-3 schwere Gehirnerschütterungen nach Kopfbällen. Heute spiele ich in der Traditionsmannschaft des 1. FC Nürnberg und achte mittlerweile mehr auf mich und meine Gesundheit. Ab und zu muss ich meinen Ehrgeiz von früher schon zügeln.

Wann haben Sie mit dem Fußballspielen angefangen und wie wurden Sie Profifußballer?

Ich habe mit 6 Jahren angefangen, war aber erst mit 9 in meinem 1. Verein, dem TSV Stadtsteinbach. Als Kind habe ich, wie viele kleine Jungs, davon geträumt, Fußballprofi zu werden. Mit 10 Jahren war ich im Stadion in Bayreuth, mit 10-15.000 Fans. Das war eine tolle Atmosphäre, und seitdem hatte ich den Traum, Profifußballer zu werden.

Ich war schon immer sehr ehrgeizig, und hatte mit 16 tatsächlich das Glück, entdeckt zu werden. Daraufhin habe ich 7 Jahre lang für die SpVgg Bayreuth gespielt, zunächst in der 3., und später dann in der 2. Liga. Nach 7 Jahren bin ich zum 1. FC Nürnberg gewechselt und habe in den folgenden Jahren in der Bundesliga gespielt. So habe ich meine Karriere Schritt für Schritt gesteigert.

Sie haben parallel zu ihrer Fußballerkarriere noch eine Ausbildung zum Maler gemacht – wie hat das funktioniert?

Tatsächlich habe ich in meinem Heimatort Stadtsteinach, 40 Kilometer von Bayreuth entfernt, 3 Jahre lang eine Lehre als Maler gemacht und musste dafür dreimal pro Woche von Bayreuth nach Stadtsteinach kommen. Die Jahre danach habe ich parallel zum häufigen Fußballtraining als Maler gearbeitet, das war noch mal zusätzliche Fitness für mich, wenn ich rechts und links jeweils einen 25 kg-Eimer mit Farbe tragen musste… Aber sobald wir in die 2. Bundesliga aufgestiegen sind, musste ich meine Arbeitszeit stark reduzieren. Später war ich dann Vollprofi und habe den Beruf nicht mehr ausgeübt. Die Jahre mit der Doppelbelastung waren schon hart, und ich habe es nur geschafft, weil ich den Willen hatte. Talent bringt dich auf die Bühne, aber du musst auch immer wieder Gas geben. Nur deshalb hat mich der Trainer immer wieder aufgestellt.

Haben Sie ein Karriere-Highlight, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Ich hatte viele Highlights auf dem Platz und auch daneben. Die Derbys gegen den FC Bayern München waren toll, da hatten wir immer volles Haus, und man hat 150% gegeben. Ich erinnere mich auch noch, dass ich in der Saison 1990/91 an den ersten 4 Spieltagen 4 Elfmeter verwandelt habe. Das ist ein Rekord, der bis heute steht. Gerade als Verteidiger war es toll für mich, dass ich die Torjägerliste damals zu Saisonbeginn angeführt habe. Auch die beiden Spiele gegen den AS Rom in der Saison 1988/89 waren echte Highlights für mich. Beim Rückspiel habe ich jedoch einen Ellbogen-Check auf die Schläfe bekommen, habe aber trotzdem weitergespielt und bin erst danach zum Arzt gegangen. Ich habe keinerlei Erinnerungen mehr an dieses Spiel. So etwas wäre heute undenkbar, aber damals hat man auch einfach anders trainiert und ist anders mit Verletzungen umgegangen.

Nach Ihrer Karriere als Spieler waren Sie als Trainer tätig, wie kam es dazu?

Ich habe meine Profikarriere mit 31 wegen meines kaputten Knies beendet, aber noch mehrere Jahre im Amateurbereich weitergespielt. Trainer wollte ich schon immer werden, und nach der Fußballerkarriere habe ich zunächst beim 1. FC Nürnberg als Jugendtrainer gearbeitet. Ich wollte aber wieder nach Hause, da ich ein sehr familiärer Mensch bin. Ich habe dann ein Sportgeschäft eröffnet und ab 1995 in der Fußballschule von Hans Dorfner gearbeitet. Er war in Nürnberg einer meiner Mitspieler. Eine Zeitlang war ich auch der Bundestrainer der Fußballer mit intellektueller Beeinträchtigung. In dieser Mannschaft haben alle Spieler einen IQ von unter 75. Das war eine schöne Aufgabe, und ich war mit viel Herzblut dabei, auch, wenn es nicht immer einfach war. Wir waren unter anderem auch bei den Weltmeisterschaften in Brasilien, Südafrika und Frankreich.

Heute bin ich hauptberuflich Trainer und sportlicher Leiter in einem Sportverein, dem SC Sylvia Ebersdorf. Von G- bis A-Jugend trainiere ich alles. Ich stehe jeden Tag auf dem Fußballplatz und genieße es sehr, denn ich liebe den Fußball!

Was machen Sie in Ihrer Freizeit?

Ich spiele seit 25 Jahren in der Traditionsmannschaft des FC Nürnberg. Mit 58 Jahren bin ich mittlerweile zwar der Älteste, aber es geht mir auch nicht darum, dass ich unbedingt 90 Minuten auf dem Platz stehen muss, sondern darum, meine alten Kollegen zu sehen und eine gute Zeit haben. Mit 60 möchte ich dann ein schönes Abschiedsspiel mit meinen Kumpels haben. 😊

Zudem stehe ich ja von Montag bis Sonntag jeden Tag als Trainer auf dem Fußballplatz. Und die Zeit, die noch übrig bleibt verbringe ich mit meinen drei Enkelkindern.

 

Das Interview führte L. Herges

Unsere Fragen an Falko Götz – Teil 2

(Quelle: privat.)

(Quelle: privat.)

Wie ging es für Sie weiter, als Sie in Westdeutschland waren?

Ich war zunächst für ein Jahr gesperrt, denn wenn man den Verein wechselt, ohne dass der gebende Verein einverstanden ist, erhält man normalerweise eine zweijährige Sperre. Da ich aus der DDR geflohen war, bekam ich aber bereits nach einem Jahr die Amnestie und bin zu Bayer Leverkusen gewechselt. Mehrere Vereine hatten Interesse an mir, aber das Konzept von Bayer 04 war für mich ideal; das war ein aufsteigender Bundesligist, der gerade richtig durchgestartet ist, und ich wollte ein Teil davon sein. Letztendlich habe ich mit Leverkusen den UEFA Cup gewonnen, also war es wohl keine falsche Entscheidung. 😊

Sie haben später für Galatasaray Istanbul gespielt, wie war es für Sie, ins Ausland zu gehen?

In der Bundesliga hatte ich davor für den 1. FC Köln gespielt, in einer Mannschaft mit 5 Weltmeistern von 1990. Das war eine tolle Zeit, aber wir wurden immer nur 2. hinter dem FC Bayern München. Der türkische Fußball ist sehr emotional und leidenschaftlich, das hat mir gut gefallen, und auch in der Weltmetropole Istanbul zu leben hat mein Leben sehr bereichert. Neben dem sportlichen Erfolg waren die zwei Jahre bei Galatasaray auch für mich persönlich mit die schönsten meines Lebens.

Haben Sie Beschwerden, die aus Ihrer Karriere als Profispieler resultieren könnten?

Ich hatte 2-3 schwere Verletzungen am Ende meiner Karriere, hatte u. a. die Achillessehne und das Kreuzband gerissen. Durch das Training ist mein Körper natürlich sehr belastet worden, aber ich habe auch nach der Karriere versucht, mich weiterhin körperlich zu betätigen. Ich bewege mich viel, bin häufig an der frischen Luft. Heute kann ich sagen, ja, die 30 Jahre Fußball haben definitiv Auswirkungen auf meinen Körper gehabt, aber die Beschwerden sind erträglich, und ich kann heute noch Sport treiben, fahre beispielsweise gerne Fahrrad oder laufe und mache Krafttraining. Ab und zu spiele ich auch Golf oder fahre Ski.

Nach Ihrer Karriere als Spieler waren Sie als Trainer tätig, wie kam es dazu?

Damals war ich 35 Jahre alt und hatte mein letztes Spiel mit Hertha BSC im Olympiastadion in Berlin. Der positive Abschluss meiner Karriere war auch der Aufstieg von Hertha BSC in die Bundesliga. Ich hatte zwar ein Angebot aus der 2. Liga, aber das erschien mir als ein guter Abschluss meiner Karriere. Nach der Achillessehnen-Verletzungen hatte ich zwei Optionen: Entweder weiterspielen und mich quälen oder meine Karriere beenden, und ich entschied mich für letzteres. Dieter Hoeneß hatte mir angeboten, die Trainerlizenz zu machen und in der neuen Funktion bei Hertha BSC zu bleiben. Das habe ich angenommen, und so hatte ich nur einen kurzen Übergang vom Spieler zum Trainer. Nach der Trainerausbildung habe ich die Amateurmannschaft von Hertha BSC übernommen.

Was hat Ihnen mehr Spaß gemacht, Spieler sein oder Trainer?

Da fragen sie mich was! Als Spieler musste ich laufen, und als Trainer habe ich laufen lassen. 😊 Nein, ernsthaft, es war toll, als Spieler auf dem Platz zu stehen und so viele Wettbewerbe zu gewinnen. Aber als Trainer war es auch schön, Mannschaften zu entwickeln und zu sehen, was aus den verschiedenen Spielern wird. In beiden Positionen habe ich viele Menschen kennengelernt, und ich hatte immer ein gutes Gefühl, weil der Fußball mir immer wichtig war und ich beide Jobs geliebt habe.

Was machen Sie mittlerweile beruflich?

Heute arbeite ich als Scout für Bayer Leverkusen und sichte sowohl national als auch international neue Spieler. Das macht mir großen Spaß und ich genieße diese Arbeit sehr.

Und was machen Sie gerne in Ihrer Freizeit?

Ich gehe zweimal pro Woche laufen und mache Krafttraining. Zudem liebe ich es, zu reisen und habe viele Hobbys, die alle mit Bewegung zu tun haben. Immer auf einem Fleck bleiben kann ich nicht, ich bin gerne in Bewegung.

 

Das Interview führte L. Herges

Falko Götz: „Letztendlich habe ich mich für das Abenteuer entschieden.“

Immer wieder lernen wir im Rahmen der Fußballstudie sehr interessante Menschen kennen. Diese Woche haben wir den ehemaligen Fußballprofi und -trainer Falko Götz interviewt und mit ihm über seine Teilnahme an der NAKO-SoccHealth-Study, seine Karriere in Deutschland und im Ausland, und seine Flucht aus der DDR gesprochen.

Falko Götz (Quelle: privat.)

Falko Götz (Quelle: privat.)

Warum nehmen Sie an der Fußballstudie teil?

Mir ist es wichtig, meine Erfahrungen weiterzugeben. Ich hatte im Laufe meiner Karriere, so wie die meisten Profispieler, einige Verletzungen, und denke, es ist eine gute Idee, eine Studie dazu zu machen. Ich hoffe, dass die Ergebnisse kommenden Generationen für den Umgang mit Verletzungen helfen können.

Wann haben Sie mit dem Fußballspielen angefangen und wie wurden Sie Profifußballer?

Mit 7 Jahren habe ich beim Verein FC Vorwärts Berlin angefangen, der in späteren Jahren in anderen Sparten die Profiboxer Henry Maske und Axel Schulz hervorgebracht hat. Mit 9 bin ich innerhalb von Ost-Berlin zum Verein BFC Dynamo gewechselt, in dem ich dann 12 Jahre lang ausgebildet wurde.

Ich hatte Glück, dass ich von Anfang an bei einem Topverein gewesen bin, und als Kind schon gefördert wurde. Klar, mit 9 Jahren hat man nicht das Ziel, Profifußballer zu werden, aber mit den Ausbildungsjahren hat sich das alles so ergeben. Ich hatte das Glück, oft zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen zu sein – und das Ende ist bekannt.

Haben Sie ein Karriere-Highlight, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Ich habe 30 Jahre lang Fußball gespielt und war Profi, seit ich 17 war. Dabei hatte ich sehr viele schöne Erlebnisse. Das fing an, als ich in der D-Jugend Torschützenkönig bei einem Hallenturnier wurde. Mit Dynamo Berlin habe ich einige Titel geholt und 1988 mit Bayer Leverkusen den UEFA-Pokal gewonnen. Dann war ich mit Galatasaray Istanbul zweimal Meister und einmal Pokalsieger, und habe Champions League gespielt. Und auch als Trainer gab es viele Highlights, wie z. B. das Erreichen der Europa League mit Hertha BSC, die Aufstiege mit der Amateurmannschaft von Hertha BSC und mit Holstein Kiel. Und auch, dass ich sehr viele junge Spieler in den Profi-Bereich gebracht habe, beispielsweise Kevin Prince Boateng und Jérôme Boateng bei Hertha BSC oder Marcel Schäfer bei 1860 München – alle drei haben ihre ersten Profi-Einsätze in der Bundesliga mit mir als Cheftrainer absolviert. Im Rückblick kann ich sagen, dass ich einen tollen Beruf gewählt habe, und viele Erfolge feiern durfte.

1983 haben Sie sich bei einem Europapokal Spiel in die bundesdeutsche Botschaft abgesetzt, sind also aus der DDR geflohen. Hatten Sie das schon länger geplant?

Ich bin ja in Ost-Berlin groß geworden und hatte daher am Wochenende immer die Wahl, ob ich Sportschau gucke oder den Sport im Osten verfolge. Mir war die Bundesliga also von klein auf geläufig, und es war immer mein Traum, dort zu spielen. Mit jedem Jahr, in dem ich mich weiterentwickelt habe, habe ich mich mehr gefragt, ob ich es schaffen könnte, in der Bundesliga zu spielen. In der DDR hatte ich ja bereits in jungen Jahren sehr viele Titel gewonnen und wusste daher nicht mehr, wie es dort weitergehen könnte. Letztendlich habe ich mich für das Abenteuer entschieden, und das ist, Gott sei Dank, gut gegangen. Dabei hatte ich von Anfang an die Unterstützung meiner Familie. Und auch, wenn seitens des Staates immer wieder Druck auf meine Familie ausgeübt wurde, mich zurückzuholen, hatten meine Eltern eine klare Meinung dazu: Sie haben meine Karriere immer gefördert.

 

Das Interview führte L. Herges

Raffael Tonello über Scouting, Bella Germania und die NAKO-Fußballstudie

Quelle: privat.

Quelle: privat.

Quelle_ privat.

Quelle: privat.

Warum nehmen Sie an der Fußballstudie teil?

Leider war ich von klein auf von Verletzungen geplagt, die letztendlich meine Karriere kompromittiert haben. Mein Hauptmotiv war also das Interesse an den Langzeitschäden und -folgen einer Profikarriere. Ich hoffe, dass mit der fortschreitenden Entwicklung der Medizin bessere Untersuchungs- und Behandlungsmöglichkeiten entwickelt werden. Ich sehe ja schon, dass sich seit meiner Karriere in den 90ern bereits einiges verbessert hat, und hoffe, dass es so weitergeht, und die Fußballstudie der NAKO einen guten Beitrag dazu leistet.

Wann haben Sie mit dem Fußballspielen angefangen und wie wurden Sie Profifußballer?

Ganz klassisch als kleiner Junge mit 6-7 Jahren im Verein Union Mühlheim. Das ist meine Heimatstadt im Ruhrgebiet.

Zur Profikarriere kam ich mit Talent, Leidenschaft, Begeisterung, aber sicher auch dem nötigen Quäntchen Glück: 1991 bin ich von Union Mülheim zu Fortuna Düsseldorf gewechselt. Ich bin mit 16 von einem Scout entdeckt worden, und bekam dadurch die Möglichkeit, meinen ersten Profi-Vertrag zu unterschreiben. Heute ist Scouting viel transparenter und vielschichtiger, aber damals wie heute war es auch einfach so, dass es im Ruhrgebiet viele Vereine gab, und alle hatten Scouts. Mit meinem Weg zur Fortuna war ich sehr glücklich und würde heute auch alles wieder genauso machen.

Haben Sie ein Karriere-Highlight, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Der Aufstieg von der 2. In die 1. Liga mit der Fortuna 1995 war natürlich sehr schön, das wurde auch am Rathaus in Düsseldorf groß gefeiert. Generell waren alle Spiele eine besondere Erfahrung, vor allem die in der 1. Liga. In der höchsten Liga zu spielen war ein absolutes Highlight. Wir hatten damals eine sehr gute Mannschaft, mit der es immer sehr viel Spaß gemacht hat, auf dem Platz zu stehen. Auch die deutsche Meisterschaft im Länderpokal war 1994 ein weiterer Höhepunkt und quasi mein persönlicher Durchbruch in punkto Profiteam.

Sie waren der erste Italiener in der Bundesliga, was für ein Gefühl war das?

Genau, ich habe meinen italienischen Pass nie abgegeben und habe als kleiner Junge auch zeitweise in Italien gelebt; in Vasto (Stadt in der Region Abruzzen, Anm. d. R.), direkt am Strand. Aber das war meine früheste Kindheit, und ich bin in Deutschland zur Schule gegangen und habe dort auch mein Abitur gemacht. Das hatte mein Vater als Voraussetzung für die Profikarriere genannt. 😊

Generell war es mir aber nie besonders bewusst, dass ich der erste Italiener in der Bundesliga war, bis das ZDF irgendwann eine Dokumentation namens Bella Germania über italienische Gastarbeiter gemacht hat, für die ich ebenfalls interviewt wurde.

In unserer Mannschaft gab es aber nie eine Unterscheidung zwischen verschiedenen Nationalitäten; das war für uns nie relevant. Es spielten beispielsweise auch Fußballer aus verschiedenen Gebieten des Balkans für uns, in den 90ern, während des Balkan-Kriegs. Und nicht einmal da hat die Nationalität eine Rolle in der Mannschaft gespielt. Das war schon eine außergewöhnliche Erfahrung, dieser Zusammenhalt und die gegenseitige Akzeptanz.

Sie mussten leider aufgrund mehrerer Verletzungen bereits im Alter von 22 Jahren die Bundesliga verlassen; spüren Sie heute noch die Folgen dieser Verletzungen?

Ich wurde 1996  innerhalb eines Jahres dreimal operiert. Das ist 25 Jahre her, und die OP-Standards waren noch nicht so gut wie sie es heute sind. Unter anderem war ein Kreuzband gerissen und ich hatte einen hochgradigen Knorpelschaden. Das waren für einen Hochleistungssportler K.-o.-Kriterien. Manche Spieler erholen sich nach solchen Verletzungen noch einmal, aber bei mir war dieser Befund so gravierend, dass ich dreimal am Knie operiert wurde, es letztendlich aber nicht mehr zu kompensieren war. Heute spüre ich immer noch die Folgen: Mein damaliger Schien- und Wadenbeinbruch am linken Bein macht sich beispielsweise immer wieder bemerkbar, wenn es Temperaturschwankungen gibt.

Was haben Sie nach der Profi-Karriere beruflich gemacht?

Ich habe ein Praktikum bei Eintracht Frankfurt mit anschließender Umschulung zum Sportfachwirt gemacht. Danach war ich viele Jahre selbstständig als Kleinunternehmer mit einer Sportanlage, die ich bis 2019 geführt habe. Seitdem bin ich aber wieder bei der Eintracht angestellt und arbeite mittlerweile als Scout. Es macht mir sehr viel Spaß, dass ich nun selbst junge hoffnungsvolle Spieler aus ganz Europa für die Eintracht gewinnen kann.

Was machen Sie gerne in Ihrer Freizeit?

Sportlich aktiv kann ich aufgrund der Vorschädigung leider nur noch limitiert sein. Ansonsten angle ich gerne; meine Mutter kommt aus einem italienischen Ort direkt am Meer, da war angeln immer eine sehr beliebte Freizeitbeschäftigung, und auch ich kann dabei gut abschalten.

 

Das Interview führte L. Herges

Hans Dorfner über seine Karriere beim FC Bayern München, seine Fußballschule und seine Teilnahme an der NAKO-Fußballstudie
Hans Dorfner (Quelle: Hans Dorfner Fußballschule)

Hans Dorfner (Quelle: Hans Dorfner Fußballschule)

Hans Dorfner im Zweikampf mit Diego Maradona (Quelle: privat)

Hans Dorfner im Zweikampf mit Diego Maradona (Quelle: privat)

Mit der Meisterschale beim FC Bayern München (Quelle: privat)

Mit der Meisterschale beim FC Bayern München (Quelle: privat)

Autogrammkarte (Quelle: privat)

Autogrammkarte (Quelle: privat)

(Quelle: Hans Dorfner Fußballschule)

(Quelle: Hans Dorfner Fußballschule)

(Quelle: Hans Dorfner Fußballschule)

(Quelle: Hans Dorfner Fußballschule)

Durch die Fußballstudie haben wir immer wieder sehr interessante Interviewpartner: Heute ist Hans Dorfner unser Gast. Er stand bereits in der Champions League gegen Diego Maradona auf dem Platz und betreibt die „mittlerweile größte private Fußballschule Deutschlands“. Im Interview erzählt er uns von seinen Anfängen, seinem Leben nach der Profi-Karriere und seiner Teilnahme an der NAKO-Fußballstudie.

Warum nehmen Sie an der Fußballstudie teil?

Als ich den Brief mit der Einladung erhielt, dachte ich mir, dass es nicht schaden kann, an der Studie teilzunehmen, deren großer Umfang mir sehr imponiert hat. Ich hatte meine Untersuchung im Studienzentrum Augsburg bereits, und muss sagen, dass ich die vielen Tests super interessant fand – von Ernährung über Griffkraft bis hin zu psychologischen Tests wird wirklich alles untersucht.

Wann haben Sie mit dem Fußballspielen angefangen? Und wie kam es dazu, dass Sie Profi wurden?

Ich habe mit 6 Jahren angefangen, in meinem ersten Verein, dem ASV Ungdorf zu spielen. Bis ich 16 war, war ich dann in verschiedenen Auswahlmannschaften, und in der Bayern-Auswahl wurde ich dann vom Jugendtrainer des FC Bayern München entdeckt. Das war natürlich etwas ganz Besonderes, da ich, wie viele andere kleine Jungs, auch immer davon geträumt hatte, Fußballprofi zu werden. Der Verein war mir dabei eigentlich nicht wichtig, aber der FC Bayern hatte natürlich auch den Vorteil, dass er innerhalb einer Stunde von meiner Heimatstadt Regensburg aus zu erreichen war.

Haben Sie ein besonderes Karriere-Highlight?

Einige; wir sind mit dem FC Bayern u.a. dreimal deutscher Meister geworden. Die Länderspiele waren auch etwas ganz Besonderes, ebenso wie die Champions League. Einmal haben wir sogar gegen den SSC Neapel gespielt, für den damals Diego Maradona auf dem Platz stand. Das war ein echtes Highlight!

Nach Ihrer Profi-Karriere waren Sie als Trainer aktiv, wie kam es dazu?

Das stimmt, ich war danach Trainer in meinem Heimatverein, aber nur auf Kreisliga-Niveau. Das war eher ein Hobby, damit mir der Fußball in meinem Leben erhalten bleibt. Ich hatte da keine größeren Ambitionen und sehe mich heute auch eher als Fußballspieler als und nicht als Trainer.

Leider mussten Sie Ihre Karriere schon mit 29 beenden, aufgrund mehrerer Verletzungen. Wie geht es Ihnen heute, spüren Sie die Folgen immer noch?

Das Leben als Leistungssportler ist körperlich sehr belasten, und ich spüre die Folgen immer noch, vor allem im Knie, wo ich eine Knorpel-Absplitterung hatte. Das normale Leben funktioniert sehr gut, aber irgendwann werde ich sicher ein künstliches Kniegelenk brauchen. Jedoch geht es mir im Vergleich zu manchen ehemaligen Kollegen noch sehr gut.

Was haben Sie nach der Profikarriere beruflich gemacht?

Ich habe 1994 meine Fußballschule gegründet. Generell wollte ich schon immer was mit Kindern machen, und betreibe mittlerweile die größte private Fußballschule Deutschlands. Jede*r darf mitmachen, der oder die Spaß am Fußball hat – bei uns steht ganz klar der Spaß im Vordergrund. Wir machen Ferien- und Wochencamps, auch in Österreich und Südtirol. Letztes Jahr haben insgesamt 5.000 Kinder im Alter von 6 bis 14 Jahren teilgenommen. Die letzten beiden Jahre waren natürlich nicht so, wie die Jahre davor, aber zum Glück waren die Inzidenzzahlen im Sommer niedrig, sodass unsere Camps mit entsprechenden Hygienemaßnahmen stattfinden konnten. Die Kinder waren froh, dass sie endlich mal wieder raus durften, und die Eltern ebenso. Jetzt bereiten wir gerade alles für die nächste Saison im Sommer vor.

Wie verbringen Sie am liebsten Ihre Freizeit?

Fußball kann ich leider schon lange nicht mehr spielen, aufgrund meiner Verletzungen, aber ich gehe sehr gerne raus, spazieren, da mir joggen auch nicht mehr möglich ist. Und ich spiele gerne Golf.

Natürlich verbringe ich auch gerne Zeit mit meiner Familie; ich habe drei Kinder. Und ich reise gerne, vor allem in Italien, und lasse es mir gutgehen. 😊

 

Das Interview führte L. Herges

„Ich bin froh darüber, dass der Fußball noch ein Teil meines Lebens sein kann“ – Tobias Homp über seine Untersuchung im Studienzentrum Berlin-Nord, die WM in Katar und die vielen Faktoren einer Profi-Karriere

Tobias Homp (Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung)

Tobias Homp (Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung)

Warum nehmen Sie an der NAKO-Fußballstudie teil?

Ich finde es interessant zu sehen, wie es mir selbst gesundheitlich geht – und falls durch Zufall eine Auffälligkeit entdeckt wird, würde ich das natürlich wissen wollen. Nur wenn man von etwas weiß, kann man ja auch etwas dagegen tun.

Rückblickend betrachtet: Die meisten Untersuchungen waren absolutes Neuland für mich, daher fand ich den Tag im Studienzentrum Berlin-Nord sehr interessant.

Wann haben Sie mit dem Fußballspielen angefangen?

Mit etwa 7 Jahren, aber ich habe nicht regelmäßig gespielt. Ich bin auf dem Land aufgewachsen und wir haben nur im Dorf gebolzt, bevor ich bei meinem ersten Verein, dem TSV Melsdorf angefangen habe.

Wie kam es dazu, dass Sie Profi geworden sind, und was war Ihr Karriere-Highlight?

Zwar war ich sehr ehrgeizig, habe in meiner Jugend aber nie daran gedacht, Profi zu werden. Mein Ziel war eigentlich immer, so hoch wie möglich zu spielen, da dachte ich vielleicht an die dritte Liga, nicht an mehr. Natürlich hatte ich auch viel Glück; es müssen schon viele Kleinigkeiten zusammenkommen, um entdeckt zu werden. Nach einem Probetraining habe ich mit 21 Jahren bei meinem ersten Profi-Verein, dem Hamburger SV angefangen, und es lief so gut, dass ich in meiner ersten Saison bereits bei der Hälfte der Spieltage auf dem Platz stand.

Mein Highlight war ganz klar, als wir 1987 den DFB-Pokal gewonnen haben und in derselben Saison Vizemeister geworden sind, obwohl keiner daran geglaubt hatte. Das war auch bis heute das letzte Mal, dass der HSV den DFB-Pokal gewonnen hat.

Ihr alter Verein, der HSV, befindet sich ja schon seit längerem in der Krise, denken Sie, dass es bald wieder bergauf geht?

Beim HSV wird schon seit ein paar Jahren ein großer Umbruch angekündigt, aber das Problem ist, dass alle zu ungeduldig sind. Man hat davor lange nicht realisiert, dass man etwas verändern muss, und nun spielt der Verein in einer zweiten Liga, die mittlerweile sehr viel stärker geworden ist. In der Vergangenheit wurden die Trainer immer nach kurzer Zeit entlassen. Ich denke, dass man einfach insgesamt viel mehr Geduld benötigt, damit der Trainer eine neue Mannschaft aufbauen kann. So etwas geht nicht von einem Tag auf den nächsten. Der Fußball, den der HSV spielt, ist immerhin schon ansehnlicher geworden als in den letzten Jahren, also die Chance für einen Aufstieg in die Bundesliga ist auf jeden Fall gegeben.

Wie ging es für Sie nach der Profi-Karriere weiter?

Ich war 10 Jahre lang Profi und habe danach noch weitere 5 in der 2. Mannschaft in der Regionalliga gespielt. Parallel dazu habe ich eine Ausbildung zum Außenhandelskaufmann gemacht, und bin auch heute noch im gleichen Bereich tätig. Die Ausbildungszeit war stressig, weil ich auch viermal pro Woche trainieren musste. In der Zeit bin ich auch reifer geworden, und konnte, da ich kein Profi mehr war, auch mehr Zeit mit der Familie verbringen und meine Kinder aufwachsen sehen.

Was machen Sie gerne in Ihrer Freizeit? Sind Sie heute noch sportlich aktiv?

Ich spiele immer noch Fußball im Altherrenbereich und unterstütze das Trainerteam einer Frauenmannschaft, in der meine Tochter spielt. Dort trainiere ich auch parallel mit, und halte mich so fit. Ich liebe den Fußball einfach so sehr, dass ich möglichst lange spielen will, und bin froh darüber, dass ich noch so gesund und fit bin, dass der Fußball noch ein Teil meines Lebens sein kann.

Mir ist aber auch bewusst, dass ich viel Glück hatte: Ich kenne nämlich viele ehemalige Profis, die nicht mehr so fit sind. Ich selbst hatte während meiner Karriere zwei schwere Verletzungen, habe es aber immer wieder geschafft, zurück zu kommen.

Neben dem Fußball fahre ich in meiner Freizeit auch gerne Fahrrad, spiele Schach und Skat und verbringe viel Zeit mit meinen Kindern.

Wie ist Ihre Meinung als Trainer zu den jüngsten Veränderungen bei der deutschen Nationalmannschaft?

Hansi Flick als neuer Trainer macht mir Mut; er hat mit dem FC Bayern sehr erfolgreich gearbeitet, und obwohl wir natürlich keine Garantie haben, denke ich dass, es mit ihm besser wird. Die Leistungen der Mannschaft bei der EM waren sehr unbefriedigend, meiner Meinung nach lässt Flick moderner spielen und bringt frischen Wind in die Mannschaft.

Die WM in Katar werde ich mir trotzdem nicht anschauen, da ich diesem Veranstaltungsort sehr kritisch gegenüberstehe. Es geht im Fußball heutzutage einfach viel mehr um Kommerz, und ich finde es gefährlich, dass der Sport sich von solchen Staaten wie Katar abhängig macht.

 

Das Interview führte L. Herges

„Ich will es besser machen als die Trainer früher“ – Preußen Münster-Trainer Sascha Hildmann über seine Teilnahme an der Fußballstudie, seine Karriere-Highlights und die Rolle von Social Media im Profisport

Quelle: SC Preußen Münster

Quelle: SC Preußen Münster

Warum nehmen Sie an der Fußballstudie teil?

Ich unterstütze natürlich gerne die Forschung, und habe auch persönliche Gründe: Während meiner Karriere habe ich Typ 1 Diabetes bekommen und mich immer gefragt, ob das vielleicht in Zusammenhang mit dem Profifußball stehen könnte, da in meiner Familie noch nie jemand Diabetes hatte. Vielleicht kann die Forschung ja eines Tages Aufschluss darüber geben.

Die Untersuchung im Studienzentrum Essen war jedenfalls alles andere als langweilig: Das Untersuchungsteam war sehr nett.  Es gab einige Untersuchungen, die ich wirklich interessant fand, wie beispielsweise den Lungentest oder den Riechtest.

Wann haben Sie mit dem Fußballspielen angefangen und wie wurden Sie Profifußballer?

Ich habe schon mit 5 Jahren angefangen, bin aber erst mit 7 in meinen ersten Verein, den SV Enkenbach, eingetreten. In der Jugend habe ich gut gekickt, sodass ich mit 12 in die Kreisauswahl der C-Jugend gekommen bin. Zu der Zeit fand ein Turnier statt, bei dem ich entdeckt wurde und daraufhin für die Südwestauswahl gespielt habe. Nach diesem Turnier bin ich auch zur C-Jugend des 1. FC Kaiserslautern gewechselt.

Haben Sie ein Karriere-Highlight, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Ich habe ganz viele Highlights: Ich hatte als Spieler mit dem 1. FCK tolle Partien auf dem „Betze“ (Spitzname des Fritz-Walter-Stadions in Kaiserslautern, Anm. d. Red.), da ist es für mich unmöglich, ein einzelnes herauszupicken.

Warum haben Sie sich nach Ihrer Spielerkarriere für eine Karriere als Trainer entschieden?

Als Spieler hatte ich immer Trainer, die unfassbar hart gearbeitet haben. Ich erinnere mich, dass wir mit dem FCK einmal ein Trainingslager im Schwarzwald hatten, bei dem wir 32 Kilometer an einem Tag gelaufen sind – danach war ich körperlich am Ende. Wir mussten auch viele Bergaufläufe absolvieren und einige Übungen, die heute niemand mehr machen würde: unter anderem Huckepackläufe und -spiele mit anderen Spielern. Ich bin davon überzeugt, dass man da auch Schäden davonträgt. Ich habe beispielsweise auch heute noch Probleme mit einem Halswirbel, meinem Knie und dem Knöchel. Aber damals waren Trainer noch „Herrscher“, und teilweise geradezu „Diktatoren“. Wir sind weite Strecken gerannt, während der Trainer mit dem Fahrrad nebenhergefahren ist.

Aber das war eine ganz andere Zeit, damals. Wenn ich meine Spieler heute so trainieren würde, würden mich direkt 10 Berater und die Eltern anrufen – und das ist auch gut so! Ich will es ja besser machen und es geht nicht darum ein „Diktator“ zu sein, sondern die Spieler zu begleiten, zu trainieren und individuell zu fördern. 😊

Was waren Ihre Karriere-Highlights als Trainer?

Auch da hatte ich mehrere, aber eines der schönsten war sicherlich, als wir mit Kaiserslautern letztes Jahr im DFB-Pokal mit 2:0 gegen Mainz gewonnen haben. Als Drittligist gegen einen Erstligisten zu gewinnen, und das dann noch im „Rheinland-Pfalz-Derby“ ist schon etwas Besonderes.

Was macht mehr Spaß: Spieler oder Trainer zu sein?

Ich hatte und habe an beidem Freude, aber muss gestehen, dass mir persönlich Spieler sein mehr Spaß gemacht hat. Als Spieler kann man nach dem Spiel erst mal damit abschließen, als Trainer bereitet man Spiele vor und nach, und trägt außerdem eine große Verantwortung für andere.

Welche Rolle spielt Social Media im Profifußball?

Natürlich kann Social Media Spaß machen. Man lernt im Profisport jedoch auch die Schattenseiten kennen: Auf den sozialen Medien sind die Kommentare oft unter der Gürtellinie, wenn man als Spieler beispielsweise den entscheidenden Elfmeter verschießt oder als Trainer einen Verein trainiert, bei dem es nicht gut läuft. Da wird das Menschliche leider oft vergessen.

Ich würde sagen, dass gerade für junge Spieler Social Media oft Fluch und Segen zugleich ist: Vielen macht es Spaß, Bilder zu posten und dadurch auch mit ihren Fans in Verbindung zu bleiben, aber wie gesagt, können Kommentare leider auch oft unter die Gürtellinie gehen.

Sind Sie heute in Ihrer Freizeit noch sportlich aktiv?

Ich wäre gerne aktiver, gehe regelmäßig joggen, aber sehr langsam. Ich versuche zwar, mich zu bewegen, aber aufgrund der gesundheitlichen Folgen meiner Fußballkarriere geht das leider nicht mehr so wie früher – spätestens nach einer halben Stunde Sport bekomme ich Schmerzen.

Bei der EM ist Deutschland dieses Jahr früh ausgeschieden. Denken Sie, dass wir uns bei der WM nächstes Jahr besser schlagen werden?

Ich bin davon überzeugt, dass die Nationalmannschaft sich nächstes Jahr besser schlagen wird. Bei der EM hatten wir leider große Defizite in der Defensive- Ich denke, dass Hansi Flick daran feilen, und die Mannschaft neu strukturieren wird. Fußball spielen können wir richtig gut, und ich bin mir sicher, dass das beim nächsten Turnier auch wiederkommen wird.

 

Das Interview führte L. Herges

Unsere Fragen an Prof. Dr. Tim Meyer, wissenschaftliche Leitung der NAKO SoccHealth-Studie
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Prof. Meyer, Sie sind Direktor des Instituts für Sport und Präventivmedizin der Universität des Saarlandes und betreuen als Teamarzt die deutsche Fußballnationalmannschaft der Männer.
1. Was war Ihr Traum- bzw. Ihr Wunschberuf als Kind?
– Eigentlich Fußballprofi, nur war dann relativ früh – spätestens mit 20 – klar, dass es dazu nicht reichen würde.
2. Was haben Sie studiert?
– Medizin und Sportwissenschaften.
3. Wie wird man Teamarzt der deutschen Fußballnationalmannschaft?
– Ich glaube nicht, dass es dafür ein Patentrezept gibt. In meinem Fall waren sicherlich die frühzeitige Einbindung in ein sportmedizinisches Institut sowie mein zusätzliches Sportstudium günstig, also der tägliche Kontakt mit Leistungssportlern. Darüber hinaus meine große Nähe zur Sportart, die im Umgang mit Spielern sehr hilft. Und glücklicherweise hat mein erster Einsatz bei der U20-WM in Nigeria im Jahr 1999 sehr gut geklappt.
4. Mit Prof. Dr. Klaus Berger haben Sie die wissenschaftliche Leitung der SoccHealth-Studie inne, die in Kooperation mit dem NAKO Konsortium durchgeführt und von DFB, DFL, VBG und BMBF finanziert wird.
– Die „SoccHealth Studie erforscht den Gesundheitsstatus von Ex-Fußballprofis, d. h. es wird untersucht, wie sich physische Belastungen während der Sportkarriere von Profi-Fußballer*innen auf deren Gesundheit im mittleren und höheren Lebensalter auswirken.
5. Das Besondere an dieser Studie liegt darin, dass die ermittelten Daten (zum allgemeinen Gesundheitsstand und zu den Krankheitsprävalenzen von Ex-Fußball-Profis) mit denen der Allgemeinbevölkerung anhand der NAKO Daten verglichen werden. Was erwarten Sie von dieser Studie?
– Für den Fußball ist es wohl das erste Mal, dass an so prominenter Stelle wissenschaftliche Fragen im Zusammenhang mit der Sportart bearbeitet werden. Das wird der Bedeutung des Fußballs in der Gesellschaft aber durchaus gerecht. Angesichts seiner Popularität ist es sehr gerechtfertigt, nach Langzeitfolgen zu fragen – positiv oder negativ. Die deutlichsten Ausprägungsformen dieser Folgen sind bei Ex-Profis zu erwarten. Insofern ergibt es viel Sinn, mit einer solchen Untersuchung zu beginnen. Insofern erwarte ich mir von den Ergebnissen der SoccHealth Studie auch einen Anschub für ähnliche Ansätze, die sich dann auch den Amateurfußball einbeziehen sollten.
6. Sie sind Botschafter der NAKO Gesundheitsstudie, warum haben Sie sich dafür entschieden?
– Die NAKO Gesundheitsstudie ist einzigartig und ein tolles Instrument, um sehr viele Fragen wissenschaftlich mit hoher Qualität anzugehen. Das gilt natürlich nicht nur, aber auch für den Sport bzw. für sportliche Aktivität. Ich finde, dass man einen solchen breiten Ansatz beinahe begrüßen MUSS. Daher fiel es mir relativ leicht, die Rolle als NAKO-Botschafter anzunehmen.
7. Warum finden Forschungsergebnisse nicht stärker Eingang in den Alltag des Leistungssports?
– In meiner Wahrnehmung herrscht dort immer noch viel Traditionalismus nach dem Motto: „Was mir zu einer erfolgreichen Karriere verholfen hat, kann nicht falsch sein.“ Viele Verantwortliche sehen die Wissenschaft im Elfenbeinturm. Hier gibt es gewiss auch eine wesentliche Bringschuld der Wissenschaftler in der Kommunikation ihrer Ergebnisse. Aber auch die Trainerausbildung muss dringend akademisiert werden, was in anderen Ländern längst der Fall ist.
8. Gibt es Beispiele, wo dies besser funktioniert?
– Wir haben am Institut sehr enge Verbindungen nach Australien. Dort ist das Miteinander von Wissenschaft und Sportpraxis viel selbstverständlicher. In vielen Clubs sind Doktoranden tätig, deren Finanzierung man sich mit Universitäten teilt, sog. „shared PhDs“. Das ist ein Modell mit einem extrem geringen finanziellen Risiko, aber großen Chancen. Hierzulande existieren solche Strukturen kaum. Bestenfalls werden wissenschaftlich ausgebildete Personen angestellt, um definierte Funktionen im Club zu erfüllen. Das „Modell Australien“ ist aber auch eine Kultur, die nicht von heute auf morgen geschaffen werden kann und sich zudem in einem wesentlich kollegialeren Miteinander ausdrückt. Man merkt das nach wenigen Stunden auf jedem Kongress.
9. Wenn Sie nicht forschen, was tun Sie zur Entspannung? Treiben Sie aktiv Sport?
– Klar, meine liebsten Sportarten sind Fußball und Tischtennis, die ich auch wettkampfmäßig betrieben habe. Mittlerweile ist aber eher ein Mix aus Laufen, Radfahren, funktionellem Krafttraining und gelegentlich noch Fußball oder Tischtennis. Meistens gelingt es mir zeitlich, mindestens 3-mal pro Woche zu trainieren.
(Fotoquelle: DFB/privat)

Jürgen Haller und die verrückte Geschichte mit dem Wembley-Ball

Die besten Geschichten schreibt das Leben. Und die Geschichte, die Jürgen Haller erlebt hat, könnte sich kein Hollywood-Regisseur besser ausgedacht haben.

Jürgen Haller (Quelle: privat)

Jürgen Haller (Quelle: privat)

Helmut Haller

Helmut Haller mit dem Wembley-Ball (Quelle: privat)

Helmut Haller mit dem Wembley-Ball (Quelle: privat)

Als Profifußballer, der unter anderem beim FC Augsburg spielte, trat er in die Fußstapfen seines Vaters, Helmut Haller, der beim berühmten Finale im Wembley-Stadion auf dem Platz stand. Als Erinnerung für diejenigen, die nicht so „Fußball begeistert/informiert“ sind: Das Finale der Fußball-WM 1966 wurde im Londoner Wembley-Stadion zwischen Deutschland und England ausgetragen. Es stand 2:2, bis Geoff Hurst in der Verlängerung das berühmte Wembley-Tor schoss, das eigentlich keins war – denn der Ball prallte von der oberen Torlatte auf den Boden, genau vor die Torlinie. Der Schiedsrichter traf jedoch die falsche Entscheidung: Das Tor zählte und England wurde Weltmeister.
Und was geschah mit dem Ball? Den nahm Helmut Haller mit, ließ einige der Spieler, die auf dem Feld standen, unterschreiben, und schenkte ihn seinem damals 5-jährigen Sohn Jürgen.
Dann passierte 30 Jahre lang gar nichts – bis plötzlich früh am Morgen ein Reporterteam des Daily Mirror vor der Haustür der Hallers stand, zu Recherchezwecken, denn als Grund für ihre 30-jährige Pechsträhne sahen die abergläubischen Engländer die Tatsache, dass sich der Ball ihres größten Triumphspiels nicht in ihrem Land befand. Man hatte also begonnen, danach zu suchen und war dabei auf Fotos der Siegerehrung von 1966 gestoßen, auf denen Helmut Haller von Queen Elizabeth die Silbermedaille umgehängt bekam – während er den Ball unterm Arm hielt.
Als der Daily Mirror nun herausfand, dass der Ball noch bei den Hallers im Wohnzimmer lag, begann ein wahrer Kampf, denn die Konkurrenz schlief nicht: The Sun wollte die Story ebenfalls, und so kam es zu einem Wettbewerb um die Rückgabe des Balls, bei dem sich die beiden Zeitungen mit immer höheren Geldsummen überboten. Das Rennen machte letztendlich der Daily Mirror.
Die englische Zeitung organisierte also eine Reise nach London; Helmut Haller flog mit zwei Freunden voraus, sein Sohn sollte mit dem Ball nachkommen. Begleitet wurde er dabei nicht nur vom Team des Daily Mirror, sondern auch von einem Augsburger Lokalsender, der ebenfalls Interesse an der Story hatte. Um 3 Uhr in der Frühe ging es los. Doch The Sun war dem Team bereits auf den Fersen, daher fuhren sie zunächst in Richtung München, als Ablenkungsmanöver, denn der Flug startete eigentlich am Flughafen in Stuttgart. Statt direkt nach London zu fliegen, entschied man sich für einen Abstecher nach Amsterdam – um die Konkurrenz abzuschütteln, versteht sich. Womit dann jedoch keiner gerechnet hatte: Bei der Ankunft am Gate im Flughafen London Heathrow stieß man ausgerechnet auf – The Sun. Trotz aller Bemühungen war es dem Konkurrenz-Team gelungen, die Daily Mirror-Gruppe aufzuspüren.
Aggressiv gingen die Reporter auf Jürgen Haller zu und riss ihm den Wembley-Ball aus den Händen. Was jedoch niemand wusste: Dabei handelte es sich um eine Fälschung! Der echte Ball lag sicher verstaut im Koffer von einem der deutschen Reporter.
Und falls das alles schon unglaublich scheint, kommt jetzt der krönende Abschluss: Für die Flucht vor der Konkurrenz hatte der Daily Mirror tatsächlich einen Hubschrauber organisiert. Mit dem ging es zu einem abgelegenen Landsitz, wo bereits Geoff Hurst (genau: der, der das Wembley-Tor geschossen hatte) wartete. Dem übergab Helmut Haller nun den Ball, und am gleichen Tag ging es für ihn zurück in die Heimat, während sein Vater noch für zwei Tage für Fotoaufnahmen in London blieb.
„Ich bereue es im Nachhinein nicht, den Ball abgegeben zu haben“, sagt Jürgen Haller heute, „Es war eine gute Sache, die Engländer konnten ihren Frieden damit machen, und mein Vater hat eine kleine Entschädigung erhalten und ich stiftete 5.000 D-Mark an eine karitative Einrichtung. Alle waren zufrieden!“
Der einzige Wermutstropfen ist wohl, dass die Engländer trotz des Balles, der sich heute übrigens im Fußball-Museum in Manchester befindet, seit 1966 immer noch nichts gewonnen haben – allen Aberglauben zum Trotz.
Mittlerweile ist Jürgen Haller 60 Jahre alt. Nach seiner Profikarriere hat er eine Ausbildung zum Versicherungskaufmann absolviert und war Trainer in der Bezirksliga. „Das war eine wunderschöne Zeit, in der viele neue Freundschaften entstanden sind“, erinnert er sich.
Heute hat er seine eigene Agentur bei der Allianz Versicherung, spielt in seiner Freizeit viel Golf und etwas Tennis, und ist in der Traditionsmannschaft des FC Augsburg. Zudem verbringt er viel Zeit mit seinem Enkel. Die zukünftige Generation ist auch einer der Gründe für seine Teilnahme an der Fußballstudie: „Ich hoffe, dass man mit den Ergebnissen jungen Fußball-Profis helfen kann.“

 

Das Interview führte L. Herges

Dieter Timme über seine Teilnahme an der Fußballstudie, seine Karriere-Highlights und die Folgen des Profi-Fußballs

Wir haben mal wieder einen ehemaligen Fußballer interviewt: Heute beantwortet uns Dieter Timme unsere Fragen.

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(Fotoquelle: privat.)

Warum nehmen Sie an der Fußballstudie teil?

 

Ich finde interessant, zu sehen, wie fit ich sowohl geistig als auch körperlich noch bin.

Durch eine Profikarriere bleiben oft Schäden zurück, die sich erst in späteren Jahren zeigen. Ich kenne beispielsweise ehemalige Spieler, die heute an Parkinson oder Vergesslichkeit leiden, was meiner Meinung nach Spätfolgen von Kopfbällen und Zweikämpfen sein könnten. Ich persönlich habe seit 2-3 Jahren einen leichten Tremor, also ein Zittern, das ich aber durch entsprechende Medikamente in den Griff bekommen habe. Insgesamt fühle ich mich gut und habe das durch meine Untersuchung im Studienzentrum Berlin-Nord auch bestätigt bekommen.

Wann haben Sie mit dem Fußballspielen angefangen? Und wie kam es dazu, dass Sie Fußballprofi wurden?

 

Angefangen habe ich schon in jungen Jahren, mit sieben oder acht, allerdings zu Beginn nur auf dem Bolzplatz. Ich bin im Kiez groß geworden und nach der Schule haben wir den ganzen Tag gebolzt. Einer meiner Mitspieler, der auch in meiner Straße gewohnt hat, hat bei Hertha BSC gespielt und eines Tages hat er zu mir gesagt: „Mensch, komm doch mal mit zum Training!“ Das tat ich und der Trainer wollte, dass ich anfing, bei der Hertha zu spielen – und der Rest ist Geschichte.

Haben Sie ein Karriere-Highlight, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

 

Ein persönliches Highlight war für mich Gustav Eder, der Co-Trainer bei den Profis war, als ich bei der Hertha anfing. Er hat mich zum Profi gemacht, mich gefördert und geprägt, sodass ich letztendlich zum Stammspieler in der Bundesliga wurde. Mit der Hertha war es aber ein ständiges Auf und Ab: Wir sind immer wieder auf- und abgestiegen, was natürlich auch prägend war.

Besonders interessant war für mich auch, dass ich Anfang der 80er Jahre schon kurz nach meinem Anfang als Profi-Spieler beim UEFA Cup dabei war – zwar nur auf der Bank, aber das war natürlich trotzdem eine tolle Sache. Wir sind leider im Halbfinale gegen Roter Stern Belgrad ausgeschieden, aber bis dahin habe ich die Atmosphäre in mich aufgesaugt und mir alles genau eingeprägt.

Wie kam es dazu, dass Sie sich nach der Profikarriere dafür entschieden haben, Trainer zu werden?

 

Zu meinem Karriereende kam es aufgrund einer Verletzung: Nach dem Zusammenstoß mit dem Torwart der gegnerischen Mannschaft hatte ich das Schien- und Wadenbein gebrochen und zudem noch eine Schulterverletzung. Dadurch fiel ich ein Jahr aus. Ich habe dann noch einmal versucht, in der ersten Mannschaft zu spielen, aber es hat einfach nicht mehr gereicht. Danach habe ich zwei Jahre in der Amateurmannschaft gespielt und wurde dann innerhalb des Vereins angesprochen, ob ich mir nicht vorstellen könne, Trainer zu werden.

Daraufhin wurde ich für vier Jahre Trainer in der A-Jugend. Das war eine hochinteressante Arbeit, viele der Junge haben später in der Bundesliga gespielt, ein paar auch in der Nationalmannschaft, manche sind später ebenfalls Trainer geworden. Das habe ich immer gerne weiterverfolgt.

Spüren Sie heute noch die Folgen Ihrer Verletzung?

 

Ja, ich habe auch heute noch ein paar Einschränkungen: Durch die Schädigung der Achillessehne am linken Fuß ist mein Gangbild etwas beeinträchtigt, und ich habe Beschwerden mit dem Sprunggelenk. Aber ich sage immer: „Es gibt schlimmere Dinge.“ Ich kann gut damit leben.

Was haben Sie nach der Profi-Karriere beruflich gemacht?

 

Während ich Trainer war, habe ich mich selbstständig gemacht und einen Elektro-Installationsbetrieb eröffnet. Daneben habe ich aber weiter trainiert, auch höherklassig, wie z. B. beim Halleschen FC. Obwohl es mir viel Spaß gemacht hat, bin ich mittlerweile aber nicht mehr als Trainer aktiv. Ich verbringe gerne viel Zeit mit meinen Kindern und meiner Enkeltochter, das war davor nicht so einfach, weil meine ganze Woche immer schon verplant war.

Sind Sie heute noch sportlich aktiv?

 

Ich halte mich fit, mache 2-3-mal pro Woche Krafttraining. Das ist mir wichtig, da die Muskulatur im Alter nachlässt. Zudem gehe ich oft Fahrrad fahren. Joggen ist aufgrund meiner Verletzung leider nicht mehr möglich, dafür gehe ich aber viel spazieren.

Bei der diesjährigen EM ist die deutsche Nationalmannschat leider bereits früh ausgeschieden: Denken Sie, dass die Mannschaft bei der WM nächstes Jahr bessere Chancen hat?

Chancen haben sie auf jeden Fall, der Kader besteht derzeit nur aus Top-Fußballern, die aber leider weit unter ihrem Niveau gespielt haben. Ich will jetzt aber nicht auf Jogi Löw rumhacken: Er hat viel erreicht, aber leider zu spät aufgehört. Ich denke, dass er in den letzten Jahren zu wenig Risiko eingegangen ist, aber als außenstehende Person hat man auch immer eine andere Sicht auf das Spiel als der Trainer.

Denken Sie, dass mit Hansi Flick die richtige Wahl als neuer Trainer war?

Hansi Flick ist sowohl beim TSG Hoffenheim als auch beim FC Bayern sehr erfolgreich als Trainer gewesen. Er ist sehr kommunikativ, geht auf jeden Spieler zu, zieht aber gleichzeitig immer seine Linie durch. Daher glaube ich, dass er für den DFB eine Riesenchance ist: Er ist hochintelligent, aber kein Selbstdarsteller. Mit seiner sachlichen, lernwilligen Art kann er die deutsche Mannschaft auf jeden Fall wieder nach oben bringen.

 

Das Interview führte L. Herges

Axel Schulz über seine Treue zum F.C. Hansa Rostock, den Profisport in der DDR und seine Teilnahme an der NAKO-Fußballstudie

Für unser neuestes Interview haben wir den ehemaligen Fußball-Profi Axel Schulz getroffen und mit ihm über seine Karriere und seine Teilnahme an unserer Fußball-Studie gesprochen.

Axel Schulz (Quelle: privat)

Fotoquelle: privat.

Fotoquelle: privat.

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Warum nehmen Sie an der Fußballstudie teil?

Weil ich mir dachte, dass es nie verkehrt sein kann, mehr über die eigene Gesundheit zu erfahren. Ich unterstütze die Studie sehr gerne, da sie ein Beitrag zur Forschung ist, und bin gespannt auf die Ergebnisse.

Wann haben Sie mit dem Fußballspielen angefangen?

Ich habe mit 8 Jahren angefangen, Fußball zu spielen. Der F.C. Hansa Rostock war mein erster Verein, und ich war, bis ich mit 34 aufgehört habe, nie woanders. Damals mit 8 habe ich aber noch keinen Gedanken daran verschwendet, wie es sein könnte, Profi zu werden. Millionen von Jungs finden Fußball cool, und ich war eben einer von ihnen. Mein Vater war Sportjournalist und hat viel über den Verein berichtet, und wir haben zudem nur 3 Minuten vom Stadion entfernt gewohnt. Daher war Hansa Rostock schon in meiner Kindheit sehr präsent.

Haben Sie ein Karriere-Highlight, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Mehrere, aber ein besonderes war sicher, dass wir mit Hansa Rostock 1991 letzter DDR-Meister geworden sind. Der Titelgewinn bedeutete auch, dass wir uns für die Bundesliga qualifiziert hatten. Im gleichen Jahr sind wir dann auch noch Pokalsieger geworden – das war einfach toll!

Nach Ihrer Karriere als Profispieler waren Sie zunächst als Trainer tätig?

Ich habe bis 1993 gespielt und war danach eine Zeit lang ohne Job. Durch eine sogenannte Arbeitsbeschaffungsmaßnahme, also eine durchs Arbeitsamt geförderte Stelle, habe ich als Nachwuchstrainer beim PSV Rostock angefangen und für ein Jahr auch die Damenmannschaft des Vereins trainiert, die damals in der Bundesliga spielte. Ende der 90er-jahre wurde der Frauenfußball allerdings noch nicht so professionell betrieben wie heute. Es hat aber dennoch mit beiden Mannschaften sehr viel Spaß gemacht.

Sie sind dann wieder zum F.C. Hansa Rostock zurückgekehrt, haben unter anderem auch als Pressesprecher für den Verein gearbeitet – wie kam es dazu?

Ich hatte parallel zu meiner Karriere als Fußballer noch Deutsch auf Lehramt studiert. In der DDR war es üblich, dass man neben dem Fußball noch eine berufliche Ausbildung absolviert hat. Ich habe zwar nie als Deutschlehrer gearbeitet, aber als dann die Stelle als Pressesprecher frei wurde, stellte das abgeschlossene Studium eine gute Basis für den Job dar, den ich von 1996 bis 2009 ausgeübt habe.

Was machen Sie mittlerweile beruflich?

Ich bin immer noch bei Hansa, jetzt als Koordinator Sport. In der Funktion habe ich viel mit organisatorischen Sachen sowohl bei der ersten Mannschaft als auch bei den Teams unserer Nachwuchsakademie zu tun und ich bearbeite Anfragen, die den Verein erreichen. Zudem gebe ich Stadionführungen – das macht großen Spaß, weil man viele Leute kennenlernt und es immer sehr abwechslungsreich ist.

Sein ganzes Leben lang einem Verein treu zu bleiben, ist ja schon etwas Besonderes. Wollten Sie nie etwas anderes machen?

Ich glaube, dass aus mir auch ein passabler Grundschullehrer geworden wäre, aber insgesamt bin ich zufrieden damit, wie sich alles ergeben hat. Und es ist ja auch sehr schön, dass die Verbindung zum Verein so lange bestehen geblieben ist.

Sind Sie heute noch sportlich aktiv?

Auf Fußball hatte ich nicht mehr besonders viel Lust nach der aktiven Karriere. Mittlerweile fahre ich öfters mal Fahrrad und ich versuche, viele Wege zu Fuß zu erledigen. Intensiverer Sport ist nicht mehr drin, dazu tun die Knochen dann doch zu sehr weh. Das sind mit Sicherheit auch Nachwirkungen des Trainings in der DDR. Wir haben als Fußballer damals anders trainiert als es heute in Deutschland der Fall ist. Die Umfänge waren sehr groß, weil man sich an den Trainingsplänen anderer sehr erfolgreicher Sportarten wie z.B. Schwimmen oder Leichtathletik orientiert hat. Aber ich will nicht klagen, im Großen und Ganzen ist alles in Ordnung.

Schauen Sie heute noch Fußball?

Ich schaue mir auch jetzt noch Spiele an, aber nicht mehr so intensiv. Dafür gibt es auch zu viele andere Dinge, mit denen ich stattdessen meine Freizeit verbringe: Ich habe drei Enkel, mit denen ich viel Spaß habe und die mich ordentlich auf Trab halten. Außerdem wohne ich direkt am Strand und mache jeden Tag einen Spaziergang am Wasser; das ist sehr entspannend.

 

Das Interview führte L. Herges

Bastian Hellberg über seine Teilnahme an der NAKO-Fußballstudie, seine Karriere bei Hannover 96 und die Europameisterschaft

Die EM ist zwar vorbei, doch die NAKO-Fußballstudie geht weiter: Bastian Hellberg, ehemaliger Profi-Fußballer und heutiges Aufsichtsratsmitglied bei Hannover 96, hat uns ein Interview zu seiner NAKO-Teilnahme, seiner Fußball-Karriere und der Europameisterschaft gegeben.

Bastian Hellberg (Quelle: Niedersächsischer Fußballverband)

Bastian Hellberg (Quelle: Niedersächsischer Fußballverband)

Bastian Hellberg für Hannover 96 beim Spiel gegen den KSC (Quelle: Hannover 96)

Bastian Hellberg für Hannover 96 beim Spiel gegen den KSC (Quelle: Hannover 96)

Warum haben Sie sich entschieden, an der NAKO-Fußballstudie teilzunehmen, und wie war Ihre Untersuchung?

Ich habe die Einladung erhalten und dachte mir „Warum nicht?“ Ich helfe gerne, und durch meine Teilnahme kann ich einen Beitrag für die Wissenschaft leisten. Über die Untersuchung an sich kann ich auch nur Gutes sagen: Die Atmosphäre im Studienzentrum Hannover war angenehm, und das Personal sehr nett und kompetent.

Wann haben Sie mit dem Fußballspielen angefangen, und wie sind sie Profi geworden?

Ich habe drei ältere Geschwister, die aber alle kein Fußball gespielt haben, sondern geschwommen sind. Mit sechs Jahren habe ich mit Fußball angefangen, aber das Ziel, Profi zu werden, hatte ich nie. Ich würde sagen, mein Talent hat für die Profi-Karriere ausgereicht, und dann kam eben noch das nötige Quäntchen Glück dazu.

Tatsächlich hatte ich auch ein Studium der Wirtschaftswissenschaften angefangen, das ich dann aber zugunsten des Fußballs abgebrochen habe, als ich mit 20 zu Hannover 96 wechselte. Da ich neben dem Fußball aber noch etwas anderes machen wollte, und es für Hannover 96 damals alles andere als gut lief, entschied ich mich später jedoch, neben dem Fußball eine Ausbildung zum Bankkaufmann zu absolvieren. Das war im selben Jahr, als wir in die Bundesliga aufgestiegen sind, und ich auch noch Kapitän der Mannschaft war – sehr stressig, aber es hat sich ja letztendlich ausgezahlt.

Haben Sie ein Karriere-Highlight, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Ein ganz klares Karriere-Highlight war der Aufstieg von Hannover 96 in die Bundesliga im Jahr 1985. Im Kader waren damals 16 teilweise noch sehr junge Hannoveraner, wie auch ich, und alle Experten sagten voraus, dass wir zu Saisonende auf Platz 20 der Tabelle stehen, und somit in die Regionalliga absteigen würden. Beim letzten Spiel der Saison gegen Hertha BSC ging es für uns um alles, und wir schafften es tatsächlich, das Spiel zu gewinnen und direkt  in die die Bundesliga aufzusteigen. Die Euphorie in dem ausverkauften Stadion war riesig.

Wie ging es nach der Profi-Karriere für Sie weiter?

Ich hatte ja während der Zeit als Profi bereits eine Ausbildung zum Bankkaufmann absolviert, und danach nebenbei drei Jahre lang ein Sportgeschäft betrieben. Als meine Profi-Karriere endete, arbeitete ich zunächst 2-3 Jahre in der Finanzbranche, und machte parallel dazu die A-Lizenz als Trainer .

Mit Anfang 30 entschied ich mich, dass ich gerne im Fußballbereich bleiben würde, und wurde 2005 Direktor des Niedersächsischen Fußballverbandes. Wenige Menschen sind sich darüber bewusst, wie viel Arbeit in einem solchen Fußballverband steckt: Der Niedersächsische hat 670.000 Mitglieder und richtet pro Jahr ca. 400.000 Spiele aus.

1997 wurde ich dann quasi „gegen meinen Willen“ Vizepräsident bei Hannover 96: Dem Verein ging es finanziell sehr schlecht, und er spielte in der 3. Liga. Als Hannoveraner wollte ich in der Situation natürlich helfen. Ein Jahr später schafften wir tatsächlich den Aufstieg in die 2. Liga, woraufhin ich mich entschied, zurückzutreten, da ich diesem Ehrenamt neben meinem eigentlichen Job und der Familie zeitlich nicht gerecht werden konnte. Vor zwei Jahren wurde ich dann Mitglied des Aufsichtsrats von Hannover 96.

Sind Sie immer noch sportlich aktiv?

Ich habe auch nach meiner aktiven Karriere noch sehr gerne Fußball und auch Tennis gespielt. Aufgrund eines Knorpelschadens ist das mittlerweile aber leider mit Schmerzen verbunden, daher werde ich es jetzt wohl auch mit Schwimmen versuchen und hoffen, dass es auch mit dem Fußball irgendwann wieder schmerzfrei klappt.

Leider ist die deutsche Nationalmannschaft bei der EM bereits ausgeschieden. Denken Sie, dass es nächstes Jahr, bei der WM, besser laufen wird?

Ich denke, das frühe Ausscheiden der Mannschaft war abzusehen, denn sie spielt mittlerweile leider nicht mehr auf Top-Nivea. Zudem haben die anderen aufgeholt: Mittlerweile gibt es 20-30 Teams, die alle auf Augenhöhe spielen. Für den deutschen Fußball ist das eine schwierige Phase, ich drücke Hansi Flick die Daumen, dass es bei der WM nächstes Jahr besser laufen wird.

 

Das Interview führte L. Herges

„Ich hoffe, die Studie hilft dabei, herauszufinden, was man in Zukunft im Leistungssport besser machen kann.“ – Uwe Brunn über die NAKO-Fußballstudie, Straßenfußball und Elfmeterschießen

Kurz vor dem Halbfinale der Fußball-Europameisterschaft haben wir den ehemaligen Fußballprofi Uwe Brunn im Rahmen der NAKO-Fußballstudie interviewt.

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Uwe Brunn (Quelle: privat)

Uwe Brunn (Quelle: privat)

Warum nehmen Sie an der Fußballstudie teil?

Ich finde das Konzept der Studie super! Als Leistungssportler interessiert es mich, wie sich im Alter gesundheitlich alles entwickelt, und welche Auswirkungen die Profi-Karriere auf die Gesundheit hat. Heute ist der Profisport schon viel weiter als damals. Wir haben früher aus Unwissenheit beispielsweise im Training so manche Übungen gemacht, von denen man heute weiß, dass sie schlecht für den Körper sind. Ich hoffe, die Studie hilft auch dabei, herauszufinden, was man in Zukunft im Leistungssport besser machen kann.

Wann haben Sie mit dem Fußballspielen angefangen? Und wie kam es dazu, dass Sie Torwart wurden?

Ich habe mit 6-7 Jahren angefangen, Fußball zu spielen. Ich bin in Westberlin aufgewachsen, und wir waren ja noch eine Generation der Straßenfußballer. Wir haben gekickt, bis es draußen dunkel wurde. Da ich „lauffaul“ war, aber ein gewisses Talent besaß, bin ich letztendlich Torwart geworden.

Wie wurden Sie Profi-Spieler?

Mit 13 bin ich zum BFC Preußen gewechselt, wo ich zum ersten Mal Torwarttraining bekam. Da Westberlin zu Westdeutschland gehörte, konnten wir auch am Länderpokal teilnehmen, der einmal im Jahr stattfand. Dazu reisten wir im Frühjahr 1985 nach Duisburg, und bei diesem Turnier wurde ich dann von Berti Vogts entdeckt und erhielt eine Einladung zu meiner ersten U-Nationalmannschaft. Mit 17 bin ich dann vom BFC Preußen zum 1. FC Köln gewechselt.

Haben Sie ein Karriere-Highlight, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Ich habe sogar zwei: 1987 waren wir mit der U20-Nationalmannschaft bei der WM in Chile und wurden dort Vize-Weltmeister. Beim Finale gegen Jugoslawien, das wir knapp verloren, waren 80.000 Menschen im Stadion – das war eine unglaubliche Atmosphäre. Aber auch die vier Wochen davor, die wir in Chile verbrachten, waren wunderbar.

Mein zweites Highlight ereignete sich am 1. Juni 2000, beim Aufstiegsspiel des VfL Osnabrück gegen Union Berlin. Es kam zum Elfmeterschießen bis kurz vor Mitternacht, und da beide Mannschaften aufgrund von roten Karten nur noch zu zehnt auf dem Platz standen, musste ich – als Torwart – nach dem 9. Spieler unserer Mannschaft einen Elfmeter schießen. Davor hatte ich es geschafft, einen Elfer des gegnerischen Teams zu halten, mein eigener Schuss traf, und danach hielt ich auch noch den Elfmeter meines Torwartkollegen Kay Wehner. Das war schon etwas ganz Besonderes.

Sie haben Ihre Karriere aufgrund einer Verletzung beendet, spüren Sie davon Folgen davon heute noch?

Ich musste meine Karriere aufgrund eines Risses des hinteren Kreuzbandes beenden. Ein Riss des vorderen Kreuzbandes, wie er meistens vorkommt, kann operiert werden, beim hinteren Kreuzband ist das leider nicht der Fall.

Meine Verletzung ist mittlerweile 18 Jahre her, aber ich kann immer noch nur wenig Sport treiben deswegen. Ich kann damit leben; es ist nicht schön, aber es könnte natürlich auch schlimmer sein.

Sie haben sehr lange für den VfL Osnabrück gespielt, bleibt auch nach der Profi-Karriere eine Verbindung zum Verein bestehen?

Ich habe 12 Jahre für den VfL Osnabrück gespielt und hätte auch weitergemacht, wenn meine Verletzung nicht dazwischengekommen wäre. Zwischen 2014 und 2017 war ich zudem Vizepräsident des Vereins. Aber auch, wenn ich das mittlerweile nicht mehr bin, bleibt die Verbundenheit zum Verein natürlich bestehen, und diese Verbundenheit wird für immer da sein.

Was machen Sie beruflich und wie verbringen Sie Ihre Freizeit?

Seit 2004 bin ich selbstständiger Handelsvertreter einer Niedersächsischen Versicherung. In meiner Freizeit spiele ich ab und zu Golf, ansonsten habe ich einen sehr netten Freundeskreis und zwei erwachsene Kinder, mit denen ich gerne Zeit verbringe. Meine Frau und ich haben uns zudem eine Wohnung an der Ostsee gekauft, wo wir so oft wie möglich hinfahren.

Denken Sie, dass die deutsche Nationalmannschaft bei der WM nächstes Jahr bessere Chancen hat als bei der diesjährigen EM?

Ich hoffe, dass es bei der WM nächstes Jahr besser für die Mannschaft laufen wird. Hansi Flick hat andere Ansatzpunkte als Jogi Löw. Ich glaube mit so vielen Talenten und so vielen guten Spielern, die ihm zur Verfügung stehen, kann man schnell eine Kehrtwende schaffen, die nicht erst über Jahre hinweg entwickelt werden muss. Natürlich darf man Jogi Löws Verdienste nicht kleinreden, aber ich denke, dass wir mit Hansi Flick bei der nächsten WM besser abschneiden werden. Er hat eine tolle Art, mit den Spielern umzugehen, und mit dem nötigen Quäntchen Glück können wir weit kommen.

Wer ist Ihr Favorit für den EM-Titel?

Das Herz sagt natürlich Dänemark, aber fußballerisch gesehen bin ich auch ein großer Fan von Italien. Der Zusammenhalt der Mannschaft gefällt mir, und man merkt einfach, dass sie auf dem Platz eine starke Einheit bilden.

 

Das Interview führte L. Herges

„Ich möchte einen Beitrag für die Zukunft leisten“ – Ditmar Jakobs über seine NAKO-Teilnahme, die WM und das Leben nach dem Profi-Sport

Passend zum heutigen Start der Fußball-EM haben wir wieder einen ehemaligen Profispieler interviewt: Ditmar Jakobs hat mit uns über seine Karriere und die Gründe für Teilnahme an der NAKO-Fußballstudie gesprochen.

Ditmar Jakobs (Quelle: privat)

Ditmar Jakobs (Quelle: privat)

Jakobs Autogrammkarte

Warum nehmen Sie an der Fußball-Studie der NAKO teil?

Mein Bruder ist ebenfalls ehemaliger Profifußballer. Er lebt in Berlin und nimmt auch an Studie teil. Durch ihn habe ich von der Fußball-Studie erfahren, und hatte zwei Tage später ebenfalls die Einladung im Briefkasten.

Ich habe mich entschieden, teilzunehmen, weil ich wissen möchte welche berufsbedingten Spätfolgen der Profisport mit sich bringt. Wenn man, wie ich, 18 Jahre lang Berufssportler war, geht das sicher nicht spurlos an einem vorbei. Es interessiert mich, was durch solche Studien alles festgestellt werden kann, und ich möchte auch einen Beitrag für die Zukunft leisten: Ich hoffe, dass die Ergebnisse auch dazu beitragen, dass nachfolgende Generationen es leichter haben.

Wann haben Sie mit dem Fußball angefangen? Und wie kam es dazu, dass Sie Profi geworden sind?

Mit fünf Jahren habe ich angefangen, zu spielen. Für mich kam immer nur dieser Sport infrage.

Bis ich 16 oder 17 war, habe ich beim Amateurverein DJK Arminia Lirich gespielt. Eines Tages hat mich dann der Trainer von Rot-Weiß Oberhausen in die A-Jugend seines Vereins geholt – und von dort aus ging es dann direkt in die Bundesliga. Mit dem heutigen Fußball ist das nicht mehr vergleichbar; heute werden die Jugendlichen normalerweise viel früher von Scouts gesichtet und in die Profi-Vereine geholt.

Haben Sie ein Karriere-Highlight, welches Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Mein erstes Bundesliga-Spiel, als ich 18 Jahre alt war, war natürlich ein ganz besonderer Moment. Viele Highlights gab es auch beim Hamburger SV, zum Beispiel die Meisterschaften, und die Momente als wir den DFB-Pokal oder auch den Europa-Pokal gewonnen haben.

Ein außergewöhnliches Erlebnis war auch das Endspiel um die Weltmeisterschaft 1986 in Mexiko. Ich stand plötzlich auf dem Platz, obwohl ich gar nicht damit gerechnet hatte. Davor hatte ich nämlich drei Jahre nicht für die Nationalmannschaft gespielt, und war zum Zeitpunkt der Weltmeisterschaft auch schon 32 Jahre alt und dachte bereits an meinen Abschied. Der Grund für mein Comeback war Franz Beckenbauer: Er war bereits in Hamburg mein Mannschaftskollege gewesen, und als er Trainer der Nationalmannschaft wurde, holte er mich zurück. Ich fuhr mit zur WM, rechnete aber nicht mit einem Einsatz. Doch dann verletzten sich einige Kollegen, sodass ich bereits im 2. WM-Spiel und schließlich auch im Finale spielte.

Der Grund für Ihr Karriere-Ende war eine Verletzung: beeinflusst diese Sie noch heute? Und was machen Sie mittlerweile beruflich? Sind Sie immer noch sportlich aktiv?

Ich habe auch heute immer noch einige Probleme aufgrund der Verletzung, aber man lernt damit zu leben. Ich würde trotzdem wieder alles so wieder machen, wie ich es gemacht habe.

Nach dem Ende meiner Profi-Karriere bin ich bei zwei ambulanten Rehabilitationszentren geschäftlich eingestiegen, eines in Altona und eines in Winterhude. Anfang der 2000er Jahre mussten wir leider schließen, aber ich hatte mir zu dem Zeitpunkt bereits ein zweites Standbein aufgebaut, das jetzt zu meinem Hauptberuf geworden ist: Ich habe eine Versicherungsagentur aufgebaut. Einige Berufsfußballer sind bei mir versichert, aber wir haben auch viele ‚normale‘ Klienten.

Sportlich aktiv kann ich leider nicht mehr sein. Im Alter spürt man leider die Spätfolgen von der Zeit als Aktiver. Damals wurde aber auch anders mit Verletzungen umgegangen als heute: wir haben einfach trotzdem weitergespielt. Deshalb treibe ich, wie gesagt, leider wenig Sport, mache aber dennoch jedes Jahr eine längere Fahrradtour mit meiner Frau, beispielsweise an der Nordsee.

 

Das Interview führte L. Herges

Claudia Müller mit Elan bei der Fußball-Studie

Im Rahmen der Fußballstudie haben wir die ehemalige Profispielerin Claudia Müller zu ihrer Teilnahme und ihrer Karriere interviewt.

Quelle: Studienzentrum Berlin-Nord

Quelle: Studienzentrum Berlin-Nord

Ein Bild von Claudia Müller hat sich ins kollektive Gedächtnis eingeprägt: Wie sie bei einem Torjubel vor Begeisterung mit dem Trikot über dem Kopf über den Platz rennt. Was die Wenigsten aber wissen, ist, dass sich die ehemalige Sportlerin nun auch der Gesundheitsforschung verschrieben hat. Als eine der ersten Fußballerinnen hat sie an der Untersuchung und Testung im Rahmen der Fußball-Studie (Soccer-Health-Studie) teilgenommen. Die Soccer-Health-Studie wird von der Deutschen Fußball Liga (DFL), dem Deutschen Fußball-Bund (DFB), der gesetzlichen Unfallversicherung VBG und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert und von der NAKO durchgeführt.

Im Rahmen dieses Forschungsvorhabens können sich ehemalige Fußball-Profis eines der 18 NAKO Studienzentren auswählen. An diesem Ort durchlaufen sie dieselben Untersuchungen und Testungen wie die NAKO Teilnehmenden.

Claudia Müller hat das NAKO Studienzentrum in Berlin Nord gewählt, um an der MRT-Untersuchung teilnehmen zu können. Die Entfernung zum Wohnort – Braunschweig – war nebensächlich.

Im Laufe ihrer Profikarriere hat die  gebürtige Bremerin bereits viele medizinische Untersuchungen gehabt, doch  die NAKO ist etwas vollkommen Neues für sie: „Ich habe die Informationen zur Soccer Health Studie über den DFB bekommen und war sofort interessiert“, erzählt sie, „Es ist das erste Mal, dass ich mich der Wissenschaft zur Verfügung stelle und durch meine Teilnahme an der Soccer-Health Studie trage ich konkret dazu bei, Erkenntnisse zur Verbesserung der Prävention und Behandlung von Erkrankungen des zukünftigen Fußball-Nachwuchs zu gewinnen. Zudem bekommt man auch aktuelle Informationen über die eigene Gesundheit.“

Quelle: https://www.faz.net/aktuell/sport/frauen-em-deutschland-dank-golden-goal-europameister-130683.html

Quelle: https://www.faz.net/aktuell/sport/frauen-em-deutschland-dank-golden-goal-europameister-130683.html

Claudia Müller

Claudia Müller (Quelle: privat)

Müllers Werdegang als Fußballerin:

Ihre Fußball-Karriere begann schon früh: „Ich habe mich schon immer für Fußball interessiert und habe in der Grundschule mit dem Spielen begonnen. Mit 8 trat ich in den ersten Verein ein, damals eine reine Jungenmannschaft.“

Später spielte sie unter anderem für die Profivereine Hannover, Frankfurt und Wolfsburg. In der Saison 1997/98 erzielte sie 33 Tore in 29 Ligaspielen, was eine außergewöhnlich hohe Quote von 1,13 Toren pro Spiel bedeutete.

Zudem absolvierte sie ab 1996 insgesamt 45 Länderspiele in der Nationalmannschaft und konnte dabei 22 Tore erzielen. „Ein Highlight war für mich ganz klar die Bronzemedaille, die ich mit der Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen in Sydney im Jahr 2000 mit nach Hause nehmen durfte.“ Eine weitere besondere Station ihrer Karriere war ihr letztes Spiel mit der Nationalmannschaft bei der EM gegen Schweden: In der 98. Minute erzielte sie das Golden Goal und brachte ihrer Mannschaft damit den EM-Sieg.

Ihr letztes Ligaspiel hatte Müller am 22. Mai 2005 gegen den SC Freiburg, und beendete danach ihre Profikarriere mit 31 Jahren.

Noch während der der Profikarriere machte Müller eine Ausbildung zur Versicherungskauffrau und studierte nach der Fußballkarriere Betriebswirtschaft. Heute arbeitet sie für einen IT-Dienstleister. Sportlich aktiv ist sie noch immer, mittlerweile, aber eher mit dem Rennrad oder dem Kajak.

Ex-Fußball-Profi und Zeitzeuge Sven Kretschmer im NAKO Studienzentrum Berlin Nord

Der ehemalige Fußball-Profi ist einer der ersten unter den Teilnehmer*innen der Fußball-Studie, einem Forschungsvorhaben von DFB, DFL, VBG, BMBF und NAKO. Anlässlich seiner Untersuchung im NAKO Studienzentrum Berlin Nord erzählt er von den Gründen für die Teilnahme an der Fußball-Studie, seiner Karriere als Spieler und warum er zum Zeitzeugen wurde.

Quelle: Studienzentrum Berlin-Nord

Quelle: Studienzentrum Berlin-Nord

Sven Kretschmer

Sven Kretschmer (Quelle: privat)

Aus welchem Grund nehmen Sie an der Fußball-Studie der NAKO teil?

Ich fand das Thema der Studie sehr spannend, und auch meine Familie war von der Idee begeistert. Es ist das erste Mal, dass ich an einer wissenschaftlichen Studie teilnehme. Regelmäßig lasse ich mich medizinisch checken, die Ergebnisse sind nur für mich relevant. Aber jetzt habe ich durch die Studie die Möglichkeit erhalten zu schauen, wie ich–im Vergleich zu anderen NAKO Teilnehmern stehe. Als Sportler lasse ich mir diese Herausforderung nicht entgehen (😉). Sportlicher Ehrgeiz gepaart mit Fairness und Verantwortung: das sind meine Prinzipien als ehemaliger Fußballer, als Talentscout, als Mitmensch.

Haben Sie ein Erlebnis in Ihrer Karriere, welches Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Hier gibt es einiges zu nennen: Das erste Spiel im Olympiastadion natürlich und den Aufstieg von Hertha in die Bundesliga in den 90er Jahren habe ich ebenfalls noch in sehr guter Erinnerung. Ein ganz besonderes Karriere-Highlight gab es 1989: Zwei Tage nach dem Mauerfall spielte die Hertha gegen Wattenscheid. Bei dem Spiel konnte ich ein wichtiges Tor erzielen. 30 Jahre später wurde ich sogar als Zeitzeuge zum Thema Deutsche Einheit eingeladen, um Schulklassen und anderen interessierten Hörern davon zu berichten.“

Wann haben Sie mit dem Fußball angefangen?

Der Fußball war der rote Faden in meinem Leben– schon als Kind habe ich immer davon geträumt, im Olympiastadion zu spielen! Sobald ich laufen konnte, habe ich gespielt. Mit 5 Jahren begann ich, im Verein zu spielen, mit 14 begann für mich der Leistungssport – und mit 17 spielte ich Profifußball.

Was machen Sie mittlerweile, nach der Profi-Karriere, beruflich?

Dem Fußball bin ich auch nach der Profikarriere treu geblieben: Heute bin ich Chefscout bei Hertha BSC. In meiner Freizeit finde ich im Sport immer noch einen Ausgleich – zwar nicht mehr im Fußball, aber dafür im Boxen und Golf.

Engagiert auch nach der Profikarriere: Melanie Behringer als NAKO Botschafterin

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