(Quelle: privat.)

(Quelle: privat.)

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Vor kurzem haben wir den ehemaligen Fußballprofi Oliver Schmidt interviewt. Mit uns hat er über seine Zeit bei Hertha BSC, seine Karriere nach der Karriere und darüber, wie es war, mit seinem Zwillingsbruder in einer Mannschaft zu spielen, gesprochen.

  1. Was ist ihre persönliche Motivation, an der NAKO Fußballstudie teilzunehmen?

Gesundheitsstudien interessieren mich generell immer, da meine Frau angewandte Sportwissenschaften studiert hat, und dadurch in Kontakt mit vielen Studien gekommen ist. Andererseits möchte ich natürlich auch etwas zur Verbesserung der allgemeinen Gesundheit unter Profisportlern beitragen: Früher haben wir beispielsweise viele Trainingsmethoden angewandt, bei denen man heute den Kopf schütteln würde – zum Glück hat sich durch die Forschung mittlerweile vieles verändert.

 

  1. Wie war für Sie die Erfahrung im Studienzentrum Berlin-Nord?

Total interessant: es gab viele Tests, die ich davor noch nie gemacht hatte, wie z. B. den Gedächtnistest. Zwar war mein sechsstündiger Besuch im Studienzentrum etwas anstrengend, aber ich habe sehr gerne teilgenommen – für die Forschung, aber auch, weil ich neugierig auf meine Ergebnisse bin.

 

  1. Wann haben Sie angefangen, Fußball zu spielen und wie wurden Sie Fußballprofi?

Fußball spielte ich schon, seit ich laufen konnte, und mit 5 Jahren kam ich in meinen ersten Verein, den SC Siemensstadt. Mein Zwillingsbruder Andreas und ich spielten in dem Verein, der damals zu den führenden Vereinen in Berlin gehörte, bis wir 18 waren. Parallel dazu haben wir die U16 bis U21 Nationalmannschaften durchlaufen und kamen mit 18 zu Hertha BSC. Heute läuft das alles anders: Die Jugendlichen kommen viel früher zu Profivereinen und trainieren viel anspruchsvoller und häufiger. Mit Anfang 20 sind viele schon verschlissen. Früher war vieles einfacher, auch im Kontakt mit der Außenwelt: Unser Trainer hat uns nach einem verlorenen Spiel oft gesagt, dass wir ein paar Tage lang keine Zeitung lesen sollen. Heute haben viele das Bedürfnis, ständig präsent zu sein und machen sich dadurch angreifbar, dass sie ständig in den sozialen Medien posten. Ich bin froh, dass es diese Dauerpräsenz noch nicht gab, als ich Fußballprofi war.

 

  1. Sie haben bereits erwähnt, dass Ihr Zwillingsbruder Andreas ebenfalls Fußballprofi war – liegt das Talent für den Fußball bei Ihnen in der Familie?

Nicht unbedingt, aber wir sind alle sehr sportbegeistert: Ich habe drei Söhne; einer von ihnen spielt ebenfalls Fußball und die anderen Hockey in der Hockey-Bundesliga. Es kann schon sein, dass so etwas vererbt wird, denn ich höre heute häufig Namen von jungen Spielern, die mir bekannt vorkommen, und wenn ich sie google, finde ich heraus, dass sie die Söhne von ehemaligen Fußballprofis sind. Andererseits glaube ich aber auch, dass Talent gefördert und gefordert werden muss, um es in den Profibereich zu schaffen – und vielleicht vermitteln ehemalige Profis dies einfach sehr gut an ihre Kinder.

 

  1. Sie und ihr Zwillingsbruder haben eine Zeitlang in derselben Mannschaft – bei Hertha BSC – gespielt. Wie war das für Sie?

Das war eine sehr schöne Erfahrung. Die Verbindung zwischen Zwillingen ist noch mal stärker als zwischen anderen Geschwistern. Mein Bruder Andreas und ich haben uns immer sehr gut verstanden und teilten die Leidenschaft für den Fußball. Ich habe die Zeit genossen, in der wir zusammen bei Hertha gespielt haben. Wir waren lange Zimmerpartner und haben nie einen Konkurrenten im jeweils anderen gesehen.

 

  1. Haben Sie auch mal gegeneinander gespielt?

Zum Glück nicht! Nach einer Verletzung konnte ich leider nur noch in der 2. und 3. Liga spielen, und daher nicht mehr bei einem Spiel auf meinen Bruder treffen. Lediglich bei meinem Abschiedsspiel, das ein Benefizspiel war, habe ich ein einziges Mal gegen meinen Bruder gespielt. Das macht man nicht gerne!

 

  1. Bei der NAKO Fußballstudie geht es darum, herauszufinden, welche Langzeitfolgen eine Fußballkarriere nach sich ziehen kann. Spüren Sie körperliche Folgen Ihrer Karriere?

Leider hatte ich im Laufe meiner Karriere viel Pech: Ich hatte mehrere Verletzungen im Schulterbereich, weshalb auch heute noch bestimmte Bewegungen schmerzhaft für mich sind. Dann hatte ich noch einen Knöchelbruch, der aber zum Glück glimpflich ausging, mehrere Bänderrisse, einen Verschleißschaden im Knie und musste am Meniskus operiert werden. Zum Glück verliefen die Operationen aber ohne größere Probleme und ich bin heute relativ gesund. Ich treibe immer noch viel Sport, und das hilft meinem Körper, gesund zu bleiben: Ich laufe viermal pro Woche, spiele Tennis und mache Krafttraining. Ich kenne allerdings auch ehemalige Spieler, die mit Anfang 40 bereits ein künstliches Kniegelenk gebraucht haben. Hinter einer Profikarriere steckt eben harte Arbeit, auch, wenn heute zum Glück anders trainiert wird als früher.

 

  1. Wie ging es nach Profikarriere beruflich für Sie weiter?

Ich habe parallel zu meiner Fußballkarriere an der FU Berlin BWL studiert und ein Vordiplom gemacht. Danach bin ich durch einen Vereinswechsel an die Fernuni Hagen gewechselt. Das Studium habe ich zwar nicht beendet, jedoch hat das Studium mich gut auf die Zeit nach dem Fußball vorbereitet.

Mir war klar, dass ich nach meiner Profikarriere auf keinen Fall im Sportgeschäft bleiben wollte, da es mir wichtig war, mehr Zeit für meine Familie zu haben. Damals war ich ein Exot, weil ich neben der Fußballkarriere studiert habe, aber ich wusste, dass ich einen anderen Weg gehen würde als viele andere Sportler nach ihrer aktiven Zeit. Ich war eine Zeitlang ehrenamtlich Betreuer der Hockeymannschaft meiner Jungs, was schön war, aber für mich war die Zeit, in der ich mit dem Sport Geld verdiene, in dem Moment abgeschlossen, in dem ich zum letzten Mal vom Platz ging.

Mein letzter Verein, der FC Ingolstadt 04, hatte einen großen Personaldienstleister als Sponsor, bei dem ich direkt nach meiner Profikarriere anfangen konnte zu arbeiten. Mittlerweile arbeite ich immer noch bei derselben Firma und bin inzwischen Niederlassungsleiter. Ich bin dankbar, dass das alles so gut geklappt hat; das ist nicht selbstverständlich.

 

  1. Spielen Sie heute noch ab und zu Fußball?

Leider hatte ich 2017 eine Meniskusverletzung. Bis dahin habe ich in der Traditionsmannschaft von Hertha BSC gespielt, aber seitdem nicht mehr, da es mir zu riskant wäre, weiterhin Fußball zu spielen. Aber ich treibe immer noch viel Sport. Eigentlich kann ich sogar sagen, dass mein Leben aus Sport besteht, da auch meine Kinder und meine Frau sehr aktiv sind. Nur Geld verdiene ich damit – bewusst – nicht mehr.