Auf der Suche nach dem ‚warum‘

Heute stellen wir euch wieder einen Mitarbeiter vor: Professor Dr. Wolfgang Hoffmann ist Wissenschaftlicher Projektleiter an der Universität Greifswald, und im Interview spricht er über seine Faszination für die Epidemiologie und seine Arbeit für die NAKO Gesundheitsstudie.

Was wollten Sie als Kind schon Wissenschaftler werden?

Nein, vom Beruf des Wissenschaftlers hatte ich gar keine klare Vorstellung. „Was Naturwissenschaftliches“ war aber ziemlich früh mein Interesse. In der Schule habe ich mich ebenfalls sehr für Literatur interessiert.

Was war Ihr Antrieb, sich der Wissenschaft zu widmen?

Ich hatte immer ein großes Interesse daran, Sachen auf den Grund zu gehen. Mich hat neben dem „Was?“ und „Wie?“ immer das „Warum?“ interessiert sowie das „Auf Fragen eine Antwort finden“. In meiner Doktorarbeit sollte ich untersuchen, ob in der Nähe der Abraumhalden einer Uranaufbereitungsanlage die Häufigkeit von Kinderleukämie erhöht ist. Und dann war das tatsächlich so. Die Halden hatten einen kleinen Fluss kontaminiert, der zur Trinkwassergewinnung verwendet wurde – gerade dort, wo die meisten Fälle aufgetreten waren. Damals wusste ich gar nicht, dass das Epidemiologie war – aber ich habe viel darüber gelernt. Dabei bin ich geblieben.

Was haben Sie studiert?

Humanmedizin, und zwei Semester Chemie. Später habe in Chapel Hill, North Carolina, einen Aufbaustudiengang zum Master of Public Health in Epidemiology absolviert.

Wie sind Sie zur NAKO Gesundheitsstudie gekommen?

Ich bin seit der Gründungsphase der NAKO Gesundheitsstudie dabei, die zuerst „Helmholtz-Kohorte“ und dann Nationale Kohorte hieß. 2009 wurde ich in das Epidemiologische Planungskomitee berufen, das später in Epidemiologischen Lenkungskomitee (ESC) umbenannt wurde und bis heute als Scientific Expert Committee fortbesteht. Bei der Gründung des Nationale Kohorte e.V. – seit 2016 NAKO e.V. – war ich Gründungsvorstand und als solcher von 2012 bis 2017 einer von vier wissenschaftlichen Vorständen. Inhaltlich bin ich seit Beginn mit zuständig für das Zentrale Datenmanagement und speziell das Integrationszentrum und die IT der Transferstelle in Greifswald.

Was fasziniert Sie am Forschungsprogramm der NAKO Gesundheitsstudie besonders?

Der Ansatz und die Herausforderung, eine für ganz Deutschland repräsentative Kohorte zusammenzustellen und über mehrere Jahrzehnte nachzuverfolgen. Der Umfang und der hohe Grad an Standardisierung der einzelnen Untersuchungen und die Schaffung einer datenschutzkonformen Architektur für die Datenverarbeitung. Die hohe Motivation, der Enthusiasmus, die Resilienz der großen Zahl der Mitarbeitenden in allen Bereichen der NAKO Gesundheitsstudie. Aktuell die spontane Bereitschaft, sich in der Corona-Pandemie im April 2020 zu engagieren und die effektive Logistik aufzubauen, die es braucht, um in wenigen Wochen mehr als 160.000 NAKO Teilnehmerinnen und Teilnehmer über ihre Erfahrungen im Lockdown zu befragen.

Wenn Sie nicht forschen, was tun Sie zur Entspannung?

Als privates Corona-Projekt renoviere ich mit meiner Freundin ein über 100 Jahre altes Haus auf dem Land – das haben wir mehr oder weniger als Ruine übernommen und mussten praktisch alles neu machen. Jetzt kann man langsam wieder ahnen, wie es früher mal ausgesehen hat.

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