- Was sind die Unterschiede zwischen der NAKO und anderen Kohortenstudien?
Bei den meisten Langzeitstudien wird nur eine bestimmte Personengruppe untersucht, wie z.B. Krankenschwestern im Rahmen der Harvard Nurses’ Health Study. Die NAKO untersucht jedoch eine sehr breite Bevölkerungsgruppe : Die Teilnehmenden gehören zu verschiedenen Altersgruppen, Geschlechtern, und das Ganze findet bundesweit, geographisch flächendeckend, statt. Diese Vielfalt macht die NAKO Gesundheitsstudie einzigartig. Vor allem die Tatsache, dass in einem so großen Land wie Deutschland eine Studie die ganze Gesellschaft abdecken kann, macht die NAKO so besonders.
- Was erwarten Sie von der NAKO?
Natürlich hofft man immer, dass sich in seinem eigenen Forschungsbereich etwas verbessert: Ich wünsche mir, dass Alterserkrankungen anders verstanden werden, und dass der Einfluss von Umwelt- und Arbeitsbedingungen mehr in die Forschung miteinbezogen wird. Daher finde ich es natürlich toll, dass die NAKO langfristige Veränderungen in den Lebensumständen der Teilnehmenden berücksichtigt. Dadurch eröffnen sich unglaublich viele Möglichkeiten für die Forschung.
- Welche Rolle wird die Epidemiologie in der Zukunft spielen?
Ich hoffe, eine große Rolle. Studien wie die NAKO schaffen eine Struktur, auf die Forscher und Forscherinnen schnell zurückgreifen können, wenn es z.B. wieder zu einer Pandemie kommen sollte. Dann kann man schnell Menschen anschreiben, Daten abrufen und diese analysieren.
Epidemiologen spielen eine sehr große Rolle bei Kohortenstudien [eine beobachtende Studie der Epidemiologie mit dem Ziel, einen Zusammenhang zwischen einer oder mehreren Expositionen und dem Auftreten einer oder mehrerer Krankheiten aufzudecken, Anm. der R.], weil Epidemiologen sehr gut verstehen, welche Daten man wie erheben muss, wie man Bias [Verzerrungen, die bei diesem Studiendesign entstehen können, Anm. der R.] von Anfang an vermeidet, wie man Studien entsprechend auswertet etc. Epidemiologen müssen sich mit Krankheiten auskennen, aber auch mit menschlichem Verhalten, gesellschaftlichen und politischen Dynamiken und Umweltfaktoren. Epidemiologie ist sehr breit gefächert und vielfältig anwendbar, und die Corona-Pandemie hat z.B. auch gezeigt, dass Epidemiologen nicht immer einer Meinung sein müssen. Ich hoffe, dass das Bewusstsein für die Wichtigkeit und Nützlichkeit der Epidemiologie in Politik und Gesellschaft in Zukunft noch stärker wird.