Nach der Profikarriere folgt für viele ehemalige Fußballer und Fußballerinen oft eine berufliche Neuorientierung. Carsten Keuler, der u. a. für den 1. FC Köln und den 1. FC Nürnberg gespielt hat, hat nach dem Fußball studiert und arbeitet heute als Lehrer. Mit uns hat er über seinen neuen Beruf, seine Teilnahme an der NAKO-Fußballstudie und die Chancen der deutschen Nationalmannschaft auf den WM-Titel gesprochen.

(Quelle: privat) 

(Quelle: privat)

Herr Keuler, warum nehmen Sie an der Fußballstudie teil?

Für mich zählt vor allem der Solidaritätsgedanke: Ich bin offen dafür, meine eigenen Erfahrungswerte weiterzugeben, wenn sie sinnvoll verwendet werden, damit kommende Generationen davon profitieren können.

 

Bei der NAKO SoccHealth-Study geht es darum, festzustellen, welche Langzeitfolgen eine Karriere als Fußballprofi haben kann. Spüren Sie denn irgendwelche Folgen?

Ja, natürlich. Ich denke alle, die professionell und im Leistungsbereich Sport treiben, spüren später im Leben die ein oder anderen Verschleißerscheinungen. Ich selbst merke jeden Morgen beim Aufstehen, dass ich meine Muskulatur und Gelenke jahrelang exzessiv trainiert habe. Aber dasselbe gilt sicherlich auch für andere Berufsgruppen, die körperlich arbeiten, wie z. B. Handwerker.

 

Wann haben Sie mit dem Fußballspielen angefangen? Und wie kam es dazu, dass Sie Profi wurden?

Ich habe mit 5 Jahren bei meinem Heimatverein, dem FV Engers 07, angefangen und als Jugendspieler auch schon bei den Senioren mittrainiert. Damals wurde zwar noch nicht so exzessiv Scouting betrieben wie heutzutage, aber es gab auch schon ein Scouting System. Ich habe in der Verbandsauswahl des Fußballverbands Rheinland gespielt, dort gab es immer wieder sogenannte Sichtungslehrgänge und Spiele. Dabei bin ich den Trainern des 1. FC Köln aufgefallen. Diese haben mich mehrmals gesichtet, bis ich 1989 in die A-Jugend des 1. FC Köln, meinen ersten Profi-Verein, gewechselt bin.

 

Was waren aus heutiger Sicht Ihre Karriere-Highlights?

Auf jeden Fall die internationalen Spiele mit dem 1. FC Köln. Im UEFA-Cup haben wir in Glasgow gespielt, dort herrschte eine tolle Stimmung. Wir haben auch eine Tour in den Iran gemacht, und dort vor 100.000 Zuschauern gegen die Nationalmannschaft des Iran gespielt und auch in Tokio. Ebenfalls in guter Erinnerung geblieben sind mir die beiden Aufstiege, die ich miterlebt habe – einmal mit dem 1. FC Nürnberg und mit Jahn Regensburg als Kapitän.

 

Was haben Sie nach Ihrer Profi-Karriere beruflich gemacht?

Leider musste ich 2005 verletzungsbedingt meine Karriere beenden, da ich große Probleme mit der Achillessehne hatte. Mit 34 Jahren war dies allerdings vom Zeitpunkt zu verkraften. Danach habe ich Lehramt auf die Fächer Wirtschaft, Arbeitslehre/Haushalt und Sport studiert, und bin heute Klassenlehrer in einer Schule mit Sportklassenprofil. Das bedeutet, dass zwei Klassen in der Orientierungsstufe 5/6 einen Fokus auf dem Fach Sport haben, u. a. haben diese Klassen mehr Sportstunden, zusätzlich Schwimmen, und es werden nachmittags Sport-AGs angeboten.

 

Spielen Sie noch Fußball?

Nein, ich selbst spiele nicht mehr Fußball. Ich habe nach meiner Karriere den Trainerschein gemacht und jahrelang heimatnah als Trainer in unterklassigen Vereinen gearbeitet, da es war ist,  drei bis vier Einheiten pro Woche mit Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen. Daher habe ich diese Saison beschlossen, das Trainersein vorerst mal ruhen zu lassen und mehr Zeit meiner Familie zu widmen.

Das war eine bewusste Entscheidung, da ich nicht mehr 24/7 für den Fußball leben will, was auch als Trainer in den unteren Klassen so ist, dass man nie wirklich abschaltet.

 

Was hat Ihnen mehr Spaß gemacht – Spieler oder Trainer zu sein?

Ganz klar Spieler: Man hat ein Luxusleben, in dem man sich über nichts Gedanken machen muss, außer fit zu sein, da durch einen Trainingsplan alles durchstrukturiert wird. Als Trainer hat man viel mehr Verantwortung. Man kann es nie jedem Recht machen, und oftmals werden als einfachere Lösung Trainer entlassen, wenn es mit einer Mannschaft nicht gut läuft, weil die Einstellung der Spieler nicht stimmt.

 

In den letzten Jahren lief es leider nicht besonders gut für die deutsche Nationalmannschaft – glauben Sie, dass sich das bei der kommenden WM ändern könnte?

Das könnte es auf jeden Fall, aber in so einem Turnier spielen immer viele Faktoren eine Rolle: Man braucht neben einer guten Mannschaft Spielglück und es entwickelt sich daraus etwas und auch das Glück, von Verletzungen möglichst verschont zu blieben. Aber ich denke, dass für die Deutschen alles drin ist, und wünsche meinem ehemaligen Mitspieler Hansi Flick und ehemaligen Co-Trainer Marcus Sorg natürlich ganz viel Erfolg bei der WM!