(Quelle: Copyright: NAKO Gesundheitsstudie/„medJUNGE“.)
  1. Seit Ende März dieses Jahres sind Sie NAKO Vorstandsmitglied: Warum haben Sie sich für die
    NAKO entschieden, was hat Sie persönlich überzeugt und was ist für Sie das Besondere an
    dieser Langzeitstudie?

Das Potenzial der Verhinderung und Früherkennung von Erkrankungen haben wir bisher nicht
annähernd ausgespielt. Deshalb liegt es sehr nahe, in diese Forschung zu investieren. Die
NAKO Gesundheitsstudie ist in meinen Augen ein einzigartiger Schatz für die
Präventionsforschung. Vielen Partnern ist es gemeinsam gelungen, Kompetenzen zu bündeln
und die nötigen Finanzmittel zu generieren. Da sich daraus eine komplexe
Organisationsstruktur ergibt, ist für dessen zielgerichtete Steuerung ein modernes und
effizientes Wissenschaftsmanagement notwendig. Hier kann ich meine Kompetenzen und
Stärken einbringen und so mitwirken, die Prävention einen Schritt weiter zu bringen. Mich
hier zu engagieren macht mir wahnsinnig viel Freude.

  1. Ihre ersten Monate bei der NAKO sind vorbei, wie lautet Ihr Fazit?

Ich konnte glücklicherweise mit großartigen Kolleginnen und Kollegen im Vorstand und einem
hervorragenden Team in der Geschäftsstelle starten und arbeite mich noch immer durch die
NAKO. Sie ist einfach zu groß um nach dieser kurzen Zeit alle Winkel kennengelernt zu haben.
Alle Akteure in der NAKO, die ich bisher getroffen habe, sind äußerst motiviert und engagiert.
Besser könnte die NAKO also nicht aufgestellt sein.
Die bislang zusammengetragenen Informationen über Studienteilnehmerinnen und
-teilnehmer sind eine wahre Meisterleistung, und seit der Eröffnung des Transfer Hubs
können auch Forscherinnen und Forscher außerhalb der NAKO Mitglieder einen Zugang zu
den Datensätzen und Bioproben erhalten. Im Laufe der Zeit wird diese Nutzung für
hervorragende Forschungsprojekte, und, mehr und mehr, auch zu hochrangigen
Forschungsergebnissen und Publikationen führen, die Prävention und Behandlungsstrategien
von Krankheiten substantiell weiter voranbringen.
Innerhalb meines Zuständigkeitsbereichs im Vorstand möchte ich mich u.a. intensiv mit
administrativen Aspekten der langfristigen Absicherung und Weiterentwicklung der NAKO
sowie den Rahmenbedingungen und Strategien für Kooperationen beschäftigen.

  1. Die Mitglieder des Vorstandes und der Mitgliederversammlung, die Principal Investigators,
    die meisten Wissenschaftlerinnen und -wissenschaftler arbeiten im Rahmen der NAKO
    Gesundheitsstudie ehrenamtlich. Wie schaffen Sie Ihre Vollzeitaktivität im DKFZ mit der NAKO
    in Einklang zu bringen?

Ich habe das Glück, dass mir das Deutsche Krebsforschungszentrum genug Zeit einräumt, um
die Tätigkeiten für die NAKO ausfüllen zu können. Meine anderen Aufgaben im DKFZ konnte
ich zeitlich entsprechend reduzieren und natürlich arbeite ich auch gerne in meiner Freizeit
die eine oder andere Stunde.

  1. Wie betrachten Sie die Rolle der Wissenschaft und speziell der NAKO für zukünftige
    gesundheitspolitische Entscheidungen?

Durch die NAKO wird wegweisende Forschung im Bereich der Vorbeugung, Früherkennung
und Behandlungsmöglichkeiten von Krankheiten ermöglicht. Diese Forschung wird viele neue,
innovative Konzepte und Strategien hervorbringen. Das bringt für mich per se eine
Verantwortung mit sich, diese Erkenntnisse auch für die Gesundheitspolitik zugänglich zu
machen, sodass evidenzbasierte Entscheidungen getroffen werden können. Dadurch kann
eine vergleichbare und ortsunabhängige Versorgung entstehen und davon wiederum
profitieren alle Bürgerinnen und Bürger. Die NAKO kann dabei auf einen immer größeren
Wissensschatz zurückgreifen, diesen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern weltweit für
innovative Forschungsprojekte zur Verfügung stellen und leicht selbst Auswertungen mit dem
vorhandenen Daten- und Materialpool durchführen. Insofern liegt es für mich sehr nahe, dass
die NAKO sich zukünftig auch in diesem Feld engagieren wird.

  1. Nun zurück zu Ihnen. Sie haben im Rahmen des Promotionsprogramms Neurosciences am
    International Max Planck Research School Göttingen promoviert. Wie kamen Sie zur
    Wissenschaft?

Ich habe mich schon seit meiner Kindheit für verschiedene naturwissenschaftliche Disziplinen
begeistert. Deshalb lag es für mich auf der Hand, ein naturwissenschaftliches
(Promotions)Studium zu wählen. Zuerst Molekulare Biotechnologie und dann
Neurowissenschaften. Zu Beginn wollte ich eigentlich Astronautin werden.

  1. Warum forschen Sie nicht mehr?

Im Laufe der Promotion habe ich gemerkt, dass ich es spannender finde zu hinterfragen, wie
eigentlich Forschung ermöglicht wird bzw. wie einzelne Institutionen in der Forschung
Spitzenforschung ermöglichen. Deshalb habe ich ins Wissenschaftsmanagement gewechselt
und auch ein betriebswirtschaftliches Studium absolviert. Ich bin dennoch froh um meinen
naturwissenschaftlichen Hintergrund, da es mir dadurch leichter fällt, Dinge in der Forschung
einzuordnen und die Besonderheiten im Forschungsumfeld zu berücksichtigen.

  1. Was für ein Image hat heute Ihrer Ansicht nach die Wissenschaft – speziell die
    Naturwissenschaften – in der Gesellschaft?

In der Pandemie wurde deutlich, dass die (natur)wissenschaftliche Denkweise nicht überall
verbreitet ist. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass die Mehrheit unserer Gesellschaft ein
positives Bild von der Wissenschaft hat. Allerdings muss das immer wieder durch Erfolge
unter Beweis gestellt werden – um beim Beispiel zu bleiben etwa durch eine schnelle
Impfstoffherstellung – und das muss der Bevölkerung auch verständlich vermittelt und
kommuniziert werden.

  1. Wie könnte man ihrer Ansicht nach mehr junge Leute an die Wissenschaft heranführen?

Die jungen Leute werden in Zukunft leider viele Probleme lösen und bewältigen müssen.
National bringt beispielsweise die Altersstruktur der Bevölkerung etliche Herausforderungen
mit sich, global ist der Klimawandel sicher das fundamentalste Problem. Die Wissenschaft
kann sicher Innovationen und Lösungen liefern, die der Problemlösung förderlich sind. Dass
Wissenschaft und unsere alltäglichen und gesellschaftlichen Probleme eng miteinander
verknüpft sind, sollte deshalb schon früh bei Kindern adressiert werden, und zwar nicht
abstrakt, sondern auf eine sehr anschauliche Weise. Kinder sind nach meiner Erfahrung sehr
wissbegierig und begeisterungsfähig. Die Förderung der wissenschaftlichen Kompetenz sollte
auch weiter durch gemeinsame Aktionen von Schulen, Hochschulen, Politik und Wirtschaft
betrieben werden, sodass bei der Berufswahl eine entsprechende Entscheidung möglich ist.
Dabei können beispielsweise Veranstaltungen wie der Tag der offenen Tür helfen oder
Angebote an Schüler, bei denen sie selbst experimentieren können.

Vielen Dank für das Gespräch Frau Breunig.

Das Gespräch führte G. Bisognin-Nechwatal