Manchmal kommt im Leben alles zusammen: So erkrankte Birgit Reichel 2020 an Brustkrebs und erhielt wenige Monate später auch noch die Diagnose MS. Mit uns hat sie über ihre Diagnose und den Wunsch, an der NAKO-MS-Studie teilzunehmen, gesprochen, und uns dabei mit ihrer Stärke und ihrer positiven Einstellung beeindruckt.

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Quelle: privat.

Bereits seit vielen Jahren ist Birgit Reichel NAKO-Teilnehmerin. Im November 2020 erhielt sie plötzlich die Schockdiagnose: Multiple Sklerose (MS). „Ich war im Juni 2020 an Brustkrebs erkrankt, was aber zum Glück frühzeitig erkannt wurde. Doch der Euphorie über dieses glimpfliche Ende folgte der nächste Schock: Entweder durch die Vollnarkose bei der Brustkrebs-OP oder durch die Bestrahlung oder beides zusammen kam es zum Ausbruch der Multiplen Sklerose. Es war ein unwirkliches Gefühl, als ich die Diagnose bekam – zudem in der Corona-Zeit. Man konnte ja keine Reha antreten.   Über MS wusste ich nichts: „Wie schnell würde die Krankheit voranschreiten und was würde mit mir passieren? Also habe ich mich gleich an die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft in Hannover gewandt.“ Von dieser bekam sie einige Unterlagen zur Information, die grundlegende Fragen beantworteten, wie beispielsweise „Was mache ich jetzt, kurz nach der Diagnose?“, „Wie bekomme ich einen Schwerbehindertenausweis?“ und „Wie kann ich Mitglied bei einer Selbsthilfegruppe werden?“.

Anfang November 2021 gab es zum Glück eine Beratungswoche, bei der Birgit Reichel mit Gleichgesinnten ins Gespräch kam: „Mittlerweile kenne ich auch mehrere andere Betroffene, von denen aber leider niemand einen schleichenden, sondern den viel häufiger auftretenden schubförmigen Verlauf hat, sodass ich mich nicht direkt mit den anderen austauschen kann.“ Die Menschen mit einem schubförmigen Verlauf haben alle paar Jahre Krankheitserscheinungen und fühlen sich zwischen den Schüben mit ihrer Dauermedikation meist gut eingestellt. Beim schleichenden Verlauf gibt es aber wenige Möglichkeiten einer medikamentösen Behandlung.  „Bei mir kommt noch dazu, dass ich erst fünf Jahre krebsfrei sein muss, bevor ich umfangreich medikamentös behandelt werden darf. Daher kann bei mir zur Zeit  nur eine Stoßtherapie mit Kortison-Infusionen alle drei Monate angewendet werden“, erklärt Frau Reichel.

Mit ihren 53 Jahren beim ersten MS-Ausbruch ist sie eine eher untypische Patientin, da diese Erkrankung normalerweise eher in jüngerem Alter zum Ausbruch kommt. „In neurologischer Behandlung war ich seit 2006 wegen meiner Migräne “, erinnert sich die Hannoveranerin, „Bei einem MRT wurden bereits damals weiße Flecken in meinem Gehirn festgestellt, doch die damalige Neurologin sagte mir, dass dies nichts Dramatisches sei. Nach der Brustkrebs-OP hatte ich jedoch plötzlich eine Fußheberschwäche im linken Bein. Das war der Beginn meiner MS-Erkrankung.“

In die Zukunft blickt Birgit Reichel dennoch mit Zuversicht: „Mittlerweile ist die erste Panik vorbei und ich habe mich ein Stück weit damit abgefunden. Die Krankheit schreitet zum Glück nicht so schnell voran wie zuerst befürchtet und ich komme relativ gut damit klar. Nun muss ich schauen, wie mein Leben weiter voranschreitet. Die MS wird in meinem Leben bleiben, und ich muss lernen, damit umzugehen.“

Von der NAKO-Studie zur Multiplen Sklerose erhofft sie sich, „dass die Forschung sich irgendwann mehr mit dieser besonderen Form der Krankheit auseinandersetzen wird. Ich würde gerne bei der Studie zur Multiplen Sklerose teilnehmen, da ich hoffe, dass sie uns alle voranbringen wird.“

Auch in ihrer Teilnahme an der NAKO-Gesundheitsstudie sieht Birgit Reichel einen Beitrag für die Zukunft der Wissenschaft: „Ich finde es gut, dass es die NAKO-Gesundheitsstudie gibt, da ich an mir selbst sehe, wie sehr sich die eigene Gesundheit innerhalb weniger Jahre verändern kann. Bei der ersten Untersuchung war ich nämlich noch komplett gesund. Ich hoffe stark, dass die Erfahrungen der NAKO-Teilnehmenden in die Forschung mit einfließen und man sich ausführlich mit den Erkenntnissen auseinandersetzen wird.“