Passend zum heutigen Start der Fußball-EM haben wir wieder einen ehemaligen Profispieler interviewt: Ditmar Jakobs hat mit uns über seine Karriere und die Gründe für Teilnahme an der NAKO-Fußballstudie gesprochen.

0b6b487e-7bfb-4b6b-abce-9d94741c784a Jakobs Autogrammkarte

Quelle: privat.

 

Warum nehmen Sie an der Fußball-Studie der NAKO teil?

Mein Bruder ist ebenfalls ehemaliger Profifußballer. Er lebt in Berlin und nimmt auch an Studie teil. Durch ihn habe ich von der Fußball-Studie erfahren, und hatte zwei Tage später ebenfalls die Einladung im Briefkasten.

Ich habe mich entschieden, teilzunehmen, weil ich wissen möchte welche berufsbedingten Spätfolgen der Profisport mit sich bringt. Wenn man, wie ich, 18 Jahre lang Berufssportler war, geht das sicher nicht spurlos an einem vorbei. Es interessiert mich, was durch solche Studien alles festgestellt werden kann, und ich möchte auch einen Beitrag für die Zukunft leisten: Ich hoffe, dass die Ergebnisse auch dazu beitragen, dass nachfolgende Generationen es leichter haben.

 

Wann haben Sie mit dem Fußball angefangen? Und wie kam es dazu, dass Sie Profi geworden sind?

Mit fünf Jahren habe ich angefangen, zu spielen. Für mich kam immer nur dieser Sport infrage.

Bis ich 16 oder 17 war, habe ich beim Amateurverein DJK Arminia Lirich gespielt. Eines Tages hat mich dann der Trainer von Rot-Weiß Oberhausen in die A-Jugend seines Vereins geholt – und von dort aus ging es dann direkt in die Bundesliga. Mit dem heutigen Fußball ist das nicht mehr vergleichbar; heute werden die Jugendlichen normalerweise viel früher von Scouts gesichtet und in die Profi-Vereine geholt.

 

Haben Sie ein Karriere-Highlight, welches Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Mein erstes Bundesliga-Spiel, als ich 18 Jahre alt war, war natürlich ein ganz besonderer Moment. Viele Highlights gab es auch beim Hamburger SV, zum Beispiel die Meisterschaften, und die Momente als wir den DFB-Pokal oder auch den Europa-Pokal gewonnen haben.

Ein außergewöhnliches Erlebnis war auch das Endspiel um die Weltmeisterschaft 1986 in Mexiko. Ich stand plötzlich auf dem Platz, obwohl ich gar nicht damit gerechnet hatte. Davor hatte ich nämlich drei Jahre nicht für die Nationalmannschaft gespielt, und war zum Zeitpunkt der Weltmeisterschaft auch schon 32 Jahre alt und dachte bereits an meinen Abschied. Der Grund für mein Comeback war Franz Beckenbauer: Er war bereits in Hamburg mein Mannschaftskollege gewesen, und als er Trainer der Nationalmannschaft wurde, holte er mich zurück. Ich fuhr mit zur WM, rechnete aber nicht mit einem Einsatz. Doch dann verletzten sich einige Kollegen, sodass ich bereits im 2. WM-Spiel und schließlich auch im Finale spielte.

 

Der Grund für Ihr Karriere-Ende war eine Verletzung: beeinflusst diese Sie noch heute? Und was machen Sie mittlerweile beruflich? Sind Sie immer noch sportlich aktiv?

Ich habe auch heute immer noch einige Probleme aufgrund der Verletzung, aber man lernt damit zu leben. Ich würde trotzdem wieder alles so wieder machen, wie ich es gemacht habe.

Nach dem Ende meiner Profi-Karriere bin ich bei zwei ambulanten Rehabilitationszentren geschäftlich eingestiegen, eines in Altona und eines in Winterhude. Anfang der 2000er Jahre mussten wir leider schließen, aber ich hatte mir zu dem Zeitpunkt bereits ein zweites Standbein aufgebaut, das jetzt zu meinem Hauptberuf geworden ist: Ich habe eine Versicherungsagentur aufgebaut. Einige Berufsfußballer sind bei mir versichert, aber wir haben auch viele ‚normale‘ Klienten.

Sportlich aktiv kann ich leider nicht mehr sein. Im Alter spürt man leider die Spätfolgen von der Zeit als Aktiver. Damals wurde aber auch anders mit Verletzungen umgegangen als heute: wir haben einfach trotzdem weitergespielt. Deshalb treibe ich, wie gesagt, leider wenig Sport, mache aber dennoch jedes Jahr eine längere Fahrradtour mit meiner Frau, beispielsweise an der Nordsee.