Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe NAKO Teilnehmer*innen,                                                                                                                          11.12.2020

in unserem letzten Brief hatten wir angekündigt, über die Ergebnisse der Corona-Befragung zu berichten. Doch zuerst widmen wir uns der aktuellen Pandemie-Entwicklung und der momentanen Lage in Deutschland .

Die Strategie eines „Lockdowns light“ hat die gewünschte Wirkung nicht erzielt. Die Zahl der Infizierten steigt weiter an. Die politischen Mandatsträger wägen angesichts dieser Entwicklung Zeitpunkt und Umfang weiterer Maßnahmen sowie eines erneuten, harten Lockdowns ab. Als erstes Bundesland hat Bayern, gefolgt von Sachsen, weitere Verschärfungen eingeführt. Die Studienzentren in Augsburg, Regensburg und Leipzig haben den Landesbestimmungen Folge geleistet und den Untersuchungsbetrieb bis voraussichtlich Anfang Januar 2021 eingestellt.

Die restriktiven Vorkehrungen zielen auf eine Infektionseindämmung bzw. auf die Verlangsamung der Virusausbreitung, bis auch in Deutschland Corona-Impfstoffe zur Verfügung stehen. In unseren Studienzentren haben wir dank umsichtiger Zusatzvorkehrungen dafür gesorgt, dass sich sowohl Teilnehmer*innen als auch Mitarbeiter*innen sicher fühlen. Unser Hygienekonzept hat sich auch bei hohen Inzidenzen der letzten Wochen bewährt. Es ist ein nennenswerter Zwischenerfolg für die Wissenschaft, den wir nur durch Ihre Unterstützung erreichen konnten. Sie haben sich streng an die Regelungen gehalten und sehr bedacht gehandelt.

Bis auf die erwähnten Studienzentren stehen die Kolleg*innen in den anderen Studienorten für die Untersuchung weiterhin zur Verfügung. Diese Forschungsarbeit erweist sich als sehr wichtig, um Erkenntnisse über das Corona-Virus zu sammeln. Durch Ihre Teilnahme hat die Forschung eine Chance, mehr über die Virus-Zusammenhänge zu erfahren. Vielen Dank für Ihr Engagement.

Ganz besonders, möchten wir Ihnen für Ihre rege und schnelle Beteiligung an der NAKO COVID-19-Sonderbefragung danken. Von den rund 205.000 Teilnehmer*innen der NAKO Gesundheitsstudie beteiligten sich über zwei Drittel  – d. h. 159.562 Personen – daran. Die im Mai eingegangenen 113.928 Rückantworten – es sind Ihre Antworten in den ersten 4 Wochen des Lockdowns – bilden den Schwerpunkt einer ersten Veröffentlichung.

Bis Mai 2020 waren 4,6% der Befragten auf COVID-19 getestet worden, aber nur 344 (0,3%) von diesen corona-positiv. Bei den Auswertungen nutzten die Wissenschaftler*innen die besonderen Stärken der NAKO. Insbesondre wurden die Daten der COVID-19-Befragung mit den Daten der Basis-Untersuchung verglichen. Depressive und Angstsymptome nahmen bei den Teilnehmer*innen unter 60 Jahren, besonders bei jungen Frauen, zu. Der Anteil derjenigen mit moderat bis schwer ausgeprägten, depressiven Symptomen, die klinische Relevanz nahelegen, stieg von 6,4 auf 8,8 % an. Der selbst empfundene Stress nahm in allen Altersgruppen und beiden Geschlechtern zu, vor allem in der Gruppe der 30- bis 49-Jährigen, aber auch bei Älteren.

„Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass im Frühjahr während der ersten Welle der Pandemie und der ergriffenen Gegenmaßnahmen – wie „social distancing“, Kontaktbeschränkungen und Betriebsschließungen – sich die Ausprägung depressiver Symptome, sowie von Angst- und Stresssymptomen in der Bevölkerung verstärkt hat“, fasst Prof. Dr. Klaus Berger, Sprecher der NAKO Expertengruppe „Neurologische und Psychiatrische Erkrankungen“ und Direktor des Instituts für Epidemiologie und Sozialmedizin der Universität Münster, zusammen. Doch nicht nur Negatives ist aus der Zeit der ersten Welle zu berichten. 32% der Studienteilnehmer*innen schätzen zu Zeiten des ersten Lockdowns im Vergleich zur Erstbefragung vor rund fünf Jahren ihre eigene Gesundheit als besser ein.

Prof. Dr. Annette Peters, Vorstandsvorsitzende der NAKO und Direktorin des Instituts für Epidemiologie am Helmholtz Zentrum München, hebt die besondere Bedeutung der Studie hervor: „Die NAKO Gesundheitsstudie eignet sich hervorragend, um zu untersuchen, ob die veränderten Lebens- und Arbeitsbedingungen während der Pandemie nicht nur kurzfristig Auswirkungen auf die Gesundheit haben, sondern auch langfristig die Entwicklung von Volkskrankheiten beeinflussen werden.“ Interessierte können den Originalbeitrag mit den regionalen Unterschieden einsehen unter https://www.aerzteblatt.de/archiv/216950. Weitere Auswertungen aller Daten der COVID-19 Befragung werden aktuell durchgeführt.

Über die weiteren Entwicklungen sowie Auswirkungen neuer Maßnahmen auf die NAKO Gesundheitsstudie – wie Wiedereröffnungen oder auch vorübergehende lokale Schließungen von Studienzentren – werden wir Sie weiterhin fortlaufend unterrichten.

Bleiben Sie gesund und achtsam in der Weihnachtszeit.

Ihr Team der NAKO Gesundheitsstudie