3,9 Millionen Euro für mehr Integration in der medizinischen Versorgung

Das Kooperationsprojekt HUMAN-LS will medizinische Versorgungslücken für Menschen mit Migrationshintergrund schließen.

Pressemitteilung der Medizinische Hochschule Hannover

Hürden abbauen und Lücken schließen: Das MHH-Kooperationsprojekt HUMAN-LS will Gesundheitsleistungen für Menschen mit Migrationshintergrund verbessern.

Deutschland verfügt über ein umfassendes Gesundheitssystem, das allen Menschen zur Verfügung steht. Doch offenbar haben nicht alle den gleichen Zugang zu den verfügbaren Leistungen oder können diese aus verschiedenen Gründen nicht in Anspruch nehmen. Im Projekt HUMAN-LS legt ein Forschungsteam unter Federführung von Prof. Dr. Christian Krauth, Gesundheitsökonom am Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), den Fokus auf den Aspekt Migrationshintergrund. In Kooperation mit der Leibniz Universität Hannover (LUH) untersuchen die Forschenden, welche Hürden Menschen mit Migrationshintergrund beim Zugang zu Gesundheitsleistungen in Niedersachsen erleben – etwa in den Bereichen Frauengesundheit, psychische Gesundheit und Pflege. Das Land Niedersachsen und die VolkswagenStiftung fördern das Projekt mit insgesamt 3,9 Millionen Euro. Davon gehen mehr als zwei Millionen Euro an die MHH.

Mithilfe von Gesundheitsdaten und künstlicher Intelligenz (KI) sollen Unterschiede beim Zugang und bei der Nutzung von medizinischen Leistungen untersucht werden. „Dabei werden wir umfangreiche Datensammlungen nutzen, darunter Daten aus großen Datenbanken wie Krankenversicherungsdaten und Daten der NAKO Gesundheitsstudie in Deutschland“, erklärt Professor Krauth. Die Forschenden wollen Verbände, Verwaltung und Selbsthilfeorganisationen aktiv einbinden und so ein hohes Maß an gesellschaftlicher Teilhabe gewährleisten, um Strategien und Empfehlungen für die Gesundheitspolitik in Niedersachsen zu entwickeln.

Versorgungslücken schließen

Ein besonderer Schwerpunkt des Projekts liegt auf der ethnischen, kulturellen, demografischen und sozioökonomischen Vielfalt. „Die Versorgung bei Menschen mit Migrationshintergrund ist aus unterschiedlichen Gründen häufig nicht angemessen und führt zu schlechteren Gesundheitsergebnissen“, sagt Professor Krauth. Betroffene hätten beispielsweise oft andere Krankheitsmuster, die unterschiedliche medizinische Bedürfnisse mit sich brächten, litten im Durchschnitt häufiger an Tuberkulose, Hepatitis B und chronischen Krankheiten wie Typ-II-Diabetes. Eine weitere große Herausforderung ergibt sich aus dem ungleichen Zugang zu Gesundheitsdiensten aufgrund von Sprachbarrieren, kulturellen Besonderheiten oder Unkenntnis des deutschen Gesundheitssystems. Das Projekt soll nun einen umfassenden Überblick über Umfang und Gründe der Versorgungslücken geben und Lösungsangebote für deren Überwindung entwickeln. „Unser Ziel ist es, Lücken im gleichberechtigten Zugang zur Gesundheitsversorgung zu identifizieren und mit Hilfe mittel- und langfristiger Strategien diese dann zu schließen.“

Größte Fördersumme in der Förderlinie

Die Förderung des Landes Niedersachsen und der VolkswagenStiftung erfolgt im Rahmen des gemeinsamen Programms zukunft.niedersachsen, das sieben herausragende Forschungsprojekte in der Gender- und Diversitätsmedizin mit insgesamt rund neun Millionen Euro unterstützt. HUMAN-LS (Health Equality, Migration and Diversity: Data Driven Assessment of Disparities, Digitization and Diversity in Prevention, Medical Care and Nursing Care in Lower Saxony) erhält mit 3,9 Millionen Euro die mit Abstand größte Fördersumme. Das Projekt ist eine Kooperation des Instituts für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitsforschung (Prof. Dr. Christian Krauth, Prof. Dr. Volker Amelung) und der Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie (Prof. Dr. Kai Kahl) der MHH mit den LUH-Instituten für Gesundheitsökonomie, für Wirtschaftsinformatik und für Versicherungsbetriebslehre. Die Forschenden arbeiten im Rahmen des Gesundheitsökonomischen Zentrums Hannover (Center for Health Economics Research Hannover, CHERH), einer gemeinsamen Einrichtung von MHH und LUH, zusammen.

Text: Kirsten Pötzke

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Ansprechpartner für die Presse

Dr. Friederike Fellenberg
NAKO Gesundheitsstudie
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Am Taubenfeld 21/2
69123 Heidelberg
Tel.: +49 6221 42620-62
E-Mail: friederike.fellenberg@nako.de

NAKO Gesundheitsstudie

Die NAKO Gesundheitsstudie ist die größte Langzeit-Bevölkerungsstudie in Deutschland. In 18 Studienzentren werden seit 2014 über 200.000 zufällig ausgewählte Personen medizinisch untersucht und nach ihren Lebensgewohnheiten befragt. Zum Start der Studie waren die Teilnehmenden im Alter von 20 – 69 Jahren. 

Die NAKO Gesundheitsstudie ist eine prospektive epidemiologische Kohortenstudie. Die Forschenden beobachten dabei eine große Gruppe, eine sogenannte Kohorte, aus gesunden, kranken oder ehemals kranken Menschen über eine lange Zeitspanne. Ziel ist es, durch wissenschaftliche Auswertungen der Daten der Teilnehmenden, Häufigkeit und Ursachen von Volkskrankheiten wie beispielsweise Krebs, Diabetes oder Herz-Kreislauferkrankungen aufzuklären, Risikofaktoren zu erkennen und Wege für eine wirksame Vorbeugung und Früherkennung aufzuzeigen. 

Das Forschungsprojekt wird von 26 Einrichtungen getragen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von Universitäten, der Helmholtz-Gemeinschaft, der Leibniz-Gemeinschaft und weiteren Forschungsinstituten in Deutschland arbeiten in einem bundesweiten Netzwerk zusammen. Die Studie wird vom Verein NAKO e.V. durchgeführt. Finanziert wird sie aus öffentlichen Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), der Helmholtz-Gemeinschaft und der beteiligten Bundesländer.  

www.nako.de

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